Machen! Oder erst mal „Sachen machen“ lesen

Isabel Bogdan hat vor einer gan­zen Weile Sachen gemacht und dar­über ein Buch geschrie­ben. „Sachen machen“ erschien 2012, liest sich aber auch Anfang 2014 amü­sant und span­nend. Sie pro­biert zum Beispiel Stand-up-Paddling, Spinning, Osteopathie, Schlagzeugspielen, Rhönradturnen, Reiki – drei­und­vier­zig Sachen ins­ge­samt. Pro Sache ein Kapitel, und die Kapitel sind kurz und kna­ckig und in sich geschlos­sen. Damit ist das Buch per­fekt für zwi­schen­durch, man kann es gut auch mal weg­le­gen – prak­tisch, wenn man kei­ne Zeit und/oder kei­ne Lust auf eines die­ser (dicken) Sog-Bücher hat, mit denen man sich die Nächte um die Ohren schlägt.

Die Sachen, die Isabel Bogdan gemacht hat, sind nicht total abge­dreht, son­dern meist nur einen klei­nen Schritt von „Das ist doch stink­nor­mal, das macht doch jeder“ ent­fernt. Das kann zum Nachmachen oder Endlich-mal-dies-und-jenes-Machen anre­gen. Ich fand das Buch vor allem kurz­wei­lig, es kommt alles so unauf­dring­lich, natür­lich rüber, nicht bemüht lus­tig und ganz ohne Durch-den-Kakao-Ziehen. Es ist ja schon eine Leistung, offen auf Neues zuzu­ge­hen und Erwartungen und Vorurteile nicht das, was man erlebt, über­schat­ten zu las­sen. Die Situationen, das eige­ne (Bogdans) Verhalten, die „Statisten“ sind gut beschrie­ben, man ist qua­si dabei. Sie erklärt nicht, wie dies und das genau funk­tio­niert, wer was dar­über denkt usw., son­dern schreibt ein­fach, was sie erlebt hat, nicht mehr und nicht weniger.

„Die andere Seite der Liebe. Was in der Trauer guttut“ von Manu Keirse

„Der Kummer über den Verlust eines Menschen grün­det in der Liebe. Er ist die ande­re Seite der Liebe.“ So ist das. Wo Liebe ist, ist Trauer, wenn der gelieb­te Mensch stirbt. Wie könn­te es anders sein? Aber wie die­se Trauer aus­sieht, ist unter­schied­lich, bei jedem Mensch anders. Auch dar­um geht es in Manu Keirses Buch „Die ande­re Seite der Liebe. Was in der Trauer gut­tut“. Das Buch ist für Menschen, die trau­ern. Auch für Menschen, die jeman­den unter­stüt­zen wol­len, der trau­ert. Es ist ein schö­nes Buch. Schon der Umschlag. Ein fes­ter Einband in einem Rotton, ein Vogel in der Mitte, sche­men­haft, eine Taube viel­leicht. Die ja auch ein Symbol für die Liebe ist.

Neunzig Seiten hat das Buch, eini­ge mit Illustrationen von Nele Reyniers, die auch den Umschlag gestal­tet hat. Ruhige, redu­zier­te Bilder, weni­ge, aber kräf­ti­ge Farben, sie pas­sen gut. Am Anfang jedes Kapitels steht ein Gedicht, ver­fasst von Menschen, die jeman­den betrau­ern. Und der Text selbst, er ist wie ein ruhi­ger Fluss, man­ches kehrt wie­der, unter­schied­li­che Themen wer­den ange­spro­chen. Der Autor, Manu Keirse, ist Niederländer, er ist kli­ni­scher Psychologe und hat schon ande­re Bücher über Trauer und Verlust geschrie­ben. Er wählt ein­fa­che Worte, bleibt all­ge­mein, er spricht dem Leser, der Leserin zu. Was sagt er ihnen?

Dass jeder anders trau­ert. Dass aber Trauer in jedem Fall Zeit braucht. Nicht nur Tage oder Wochen, son­dern Monate, sogar Jahre. Dass Trauer ver­schie­de­ne Phasen durch­läuft (auf die der Autor jedoch nicht genau­er ein­geht), dass der Schmerz wie Wellen kommt und geht, dass er einen über­rum­peln, auch umwer­fen kann. Dass ganz ver­schie­de­ne Gefühle und Reaktionen in der Trauer „nor­mal“ sind, auch Aggressionen zum Beispiel, die sich gegen den Toten, gegen sich selbst, gegen ande­re, die man liebt, rich­ten kön­nen. Dass man Gefühle zulas­sen soll, dass reden gut ist, immer wie­der. Dass Aggressionen und ande­re Verhaltensweisen in der Trauer aber auch zu weit gehen kön­nen, sodass Hilfe von außen von­nö­ten ist, von Fachleuten.

Dass Trauer eine Belastung für den Trauernden ist, nicht nur psy­chisch, auch kör­per­lich. Dass es umso wich­ti­ger ist, sich selbst Gutes zu tun, auf sich auf­zu­pas­sen. Und vie­les mehr. Kein pathe­ti­sches Buch, son­dern ein empha­ti­sches. Eins, das die Trauer nicht weg­schrei­ben will (denn das geht nicht), son­dern ihr Raum gibt – aber deut­lich macht, dass es wei­ter­geht. Keine „Anleitung zum rich­ti­gen Trauern“ und kein Sachbuch, der Autor erwähnt eini­ge Trauernde und ihren Umgang mit dem Verlust, geht aber nicht wei­ter ins Detail. Wenn man selbst schon getrau­ert oder ande­re Trauernde erlebt, beglei­tet hat, ist das alles nichts Neues. Aber es kann gut­tun, dar­über zu lesen.

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Manu Keirse
Die ande­re Seite der Liebe. Was in der Trauer guttut
Aus dem Niederländischen von Bärbel Jänicke
Illustrationen von Nele Reyniers
Patmos Verlag
2013
96 Seiten
ISBN: 978–3‑8436–0434‑5
14,99 Euro

Gute-Laune-Buch und Ansporn: „Wie der Löwe ins Kinderbuch flog …“

Dieses Buch stand schon lan­ge auf mei­ner  Wunschliste, zu Weihnachten lag es end­lich unterm Baum. Und immer, wenn ich es seit­her auf­schla­ge, bekom­me ich gute Laune. „Wie der Löwe ins Kinderbuch flog … Geheimnisse erfolg­rei­cher Kinder- und Jugendbuchmacher“ lau­tet der Titel des Buches, her­aus­ge­ge­ben haben es Heidemarie Brosche und Antje Szillat, unter der Schirmherrschaft der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. – 2011, in dem Jahr, in dem das Buch erschien, fei­er­te die Akademie ihren 35. Geburtstag.

Genug der Vorrede: Das Buch ist rot und vorn schaut ein Löwe raus, gezeich­net von Helme Heine. Jede Menge bekann­ter und nicht so bekann­ter Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren – mehr als neun­zig! – sind im Buch ver­sam­melt, alpha­be­tisch geord­net, von Isabel Abedi bis ZORA. Zunächst gibt es bei jedem ein paar Informationen zum Lebenslauf, ganz unter­schied­lich schaut das aus, man­che wer­den sehr per­sön­lich, bei ande­ren wirkt es wie aus einer Bewerbung ent­nom­men; dann wird erzählt, wie das mit dem Schreiben oder dem Zeichnen ist, wie man zum Schreiben oder Zeichnen kam, wo und wie man arbei­tet usw. Zu jedem Eintrag gehört ein Foto – aha, so sieht also Erhard Dietl aus, der die Olchis erfun­den hat, so „Die Wolke“- und „Räuber Grapsch“-Autorin Gudrun Pausewang, so Klaus Baumgart, der „Vater“ von „Lauras Stern“ …

Es sind Frauen und Männer dabei, deren Bücher längst Klassiker sind: Otfried Preußler, Max Kruse, Kirsten Boie, Dagmar Chidolue, um nur eini­ge zu nen­nen. Und sonst? Manchmal sag­ten mir die Namen was, manch­mal kam mir ein Buchtitel bekannt vor oder ein Zeichenstil, eini­ge Bücher habe ich mir vor­ge­merkt (jeder konn­te sei­ne „liebs­ten Veröffentlichungen“ ange­ben), irgend­wann möch­te ich mal auf all den Websites vor­bei­schau­en. Vermisst habe ich Christine Nöstlinger, aber sie ist ja aus Österreich, und im Buch sind nur deut­sche Kinder- und Jugendbuchmacher versammelt …

Hell, freund­lich, luf­tig und far­ben­froh ist das Buch, das gilt für das Layout und die Texte. Nun ja, „Geheimnisse“, wie es der Titel ver­spricht, mag man nicht unbe­dingt fin­den, aber zumin­dest bei mir hat das gele­gent­li­che Lesen, mal mehr, mal weni­ger Seiten, den Effekt, dass ich gute Laune bekom­me (das erwähn­te ich ja schon) und vor allem ziem­lich gro­ße Lust, end­lich mal nicht nur Bücher zu lek­to­rie­ren, son­dern auch zu schrei­ben. Oh, und da fällt mir auf: Cornelia Funke ist nicht im Buch. Und wenn sie kei­ne erfolg­rei­che deut­sche Kinderbuchmacherin ist, wer dann?

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