Zwei Töchter mehr, zwei Töchter weniger …

Ich hab ja arbeits­mä­ßig gera­de mit Schiffen zu tun, mit Lost Liners, um genau zu sein. Auch mit der Titanic. Die Titanic war ein Schiff der Reederei White Star Line. Chef die­ser Reederei war Bruce Ismay, der den Job sozu­sa­gen von sei­nem Vater, Thomas Ismay, geerbt hat. Bruce Ismay war auf der Titanic, als sie unter­ging, aber das nur neben­bei. Nun lese ich in der Wikipedia etwas nach und fin­de bei Thomas Ismay, dem Vater, das hier:

„Ismay war von 1859 bis zu sei­nem Tode mit Margaret Bruce ver­hei­ra­tet, sie hat­ten zusam­men drei Söhne und vier Töchter.“ (Quelle Zitat: de.wikipedia.org)

Bei dem Sohn – Bruce Ismay – ist Folgendes zu lesen:

„Er war der ältes­te Sohn von Thomas Henry Ismay (1837–1899), dem Gründer der White Star Line, und des­sen Frau Margaret Bruce (1837–1907), der Tochter des Schiffbauers Luke Bruce. Die Eltern hat­ten 1859 gehei­ra­tet und sechs Töchter und drei Söhne bekom­men.“ (Quelle Zitat: de.wikipedia.org)

Bei den Söhnen sind sie sich ja einig, aber wie war das mit den Töchtern? Zwei mehr, zwei weniger …

Vierzehn Porträts, ein Buch: „Hannover persönlich“ von Birte Vogel

Gefreut hat­te ich mich vor allem auf das Porträt von Ingo Siegner, der Kinderbuchautor und ‑illus­tra­tor ist. Eine sei­ner Figuren ist der klei­ne Drache Kokosnuss, über den es nun schon mehr als ein Dutzend Bücher gibt. Kinder lie­ben den Feuerdrachen, und Erwachsene kön­nen die­se Geschichten sehr gut ertra­gen, sogar auf lan­gen Autofahrten als Hörbuch, und das will was heißen.

Ingo Siegners Porträt ist nicht das ers­te in „Hannover per­sön­lich“, und ich habe auch nicht ins Inhaltsverzeichnis geschaut und dann vor­ge­blät­tert – son­dern ein Porträt nach dem ande­ren gele­sen, in der Reihenfolge, die Birte Vogel aus­ge­wählt hat. Natürlich kann man die vier­zehn Porträts lesen, wie man lus­tig ist – man könn­te sich die Fotos auf dem Cover anschau­en, eins aus­wäh­len und es dann im Buch suchen. Oder man fängt hin­ten an, in der Mitte, wie es einem gefällt. Das geht, denn die Porträts sind jedes für sich abge­schlos­sen, die Porträtierten haben mit­ein­an­der nichts zu tun. Dennoch haben sie ein-zwei Dinge gemein­sam: Zum einen leben sie in oder bei Hannover bzw. haben dort gelebt, zum andern sind ihre Geschichten äußerst lesenswert.

Sechs Frauen und acht Männer hat Birte Vogel inter­viewt und dann in Worte gefasst, wie sie die­se Persönlichkeiten erlebt hat und was sie ihr erzählt haben. Die Porträts erschei­nen zum Großteil sehr per­sön­lich, und das, obwohl Familiäres und wirk­lich Privates zumeist auch pri­vat und unge­sagt bleibt. So spie­len die Männer bzw. Frauen der Interviewten kei­ne Rolle, auch Kinder, so es wel­che gibt, fin­den höchs­tens am Rande Erwähnung. Es geht wirk­lich jeweils um die­se eine Person, auf die sich Birte Vogel kon­zen­triert, bei der sie nach­fragt und ‑forscht, wel­che Geschichte sie hat, wie sie so gewor­den ist, wie wir als Leser sie jetzt erle­ben dür­fen. Eine zen­tra­le Rolle spielt dabei der Beruf, und hier ist die Spannweite wirk­lich breit: eine Hutmacherin, ein Radrennfahrer, ein Clown, eine Taubblinden-Pädagogin …

Die Taubblinden-Pädagogin heißt Inez Aschenbrenner, und Birte Vogel hat sie an einem Sommertag getrof­fen, im Taubblindenzentrum (TBZ), wo sie arbei­tet. Birte Vogel darf bei einer Unterrichtsstunde zuschau­en und danach Fragen stel­len, ver­mut­lich sind es sehr, sehr vie­le gewe­sen, denn das Porträt ist so rund und detail­reich, dass es sich wun­der­bar und leicht liest, aber man weiß ja, wie viel Arbeit genau die­ses Leichte, Kompakte macht, wenn man es zu Papier brin­gen will bzw. muss. Und Birte Vogel bet­tet die per­sön­li­chen Geschichten in einen grö­ße­ren Kontext ein – in Inez Aschenbrenners Porträt geht sie auf die Taubblindheit ein: Was ist das für eine Behinderung, wer war die bekann­tes­te Taubblinde (die Amerikanerin Helen Keller), wel­che Ursachen kann die Taubblindheit haben, wie erle­ben Taubblinde wahr­schein­lich sich und die Welt, wie kön­nen sie kommunizieren?

Wie müh­sam es für Taubblinde sein kann, Kontakt zu ihrer Umgebung auf­zu­neh­men, und wie schwer es für ihre Familie, Lehrer und Freunde sein kann, sie zu ver­ste­hen, begreift man, wenn Birte Vogel eine Unterrichtsstunde schil­dert. Das ist ganz groß, was Inez Aschenbrenner da als Pädagogin leis­tet, den­ke ich, jeden Tag aufs Neue! Und am Ende des Porträts bin ich furcht­bar berührt und gerührt. Und so geht es mir mit eini­gen der Porträts, nicht mit allen, ver­mut­lich wird das bei jedem Leser anders sein, wird die eine Geschichte den mehr und die weni­ger anspre­chen. Aber alle sind fes­selnd und zugleich sehr informativ.

Die meis­ten Namen wer­de ich mir wohl nicht mer­ken, Namen sind nicht so wich­tig für mich. Aber die Geschichten, die Persönlichkeit der Porträtierten wer­de ich kaum ver­ges­sen, und mit­neh­men wer­de ich außer­dem Ermunterung, Antrieb, ein Stück Zuversicht. Man liest hier, dass man etwas bewe­gen kann, wenn man Energie nicht nur in sich, son­dern auch in ande­re steckt, in die Gemeinschaft, wenn man es so will. So gibt zum Beispiel Ingo Siegner schon viel, indem er gute Kinderbücher schreibt, die Kinder zum Selberlesen brin­gen. Doch außer­dem ist er Schirmherr von Lesestart Hannover e.V., einem Verein, der sich für die Sprach- und Leseförderung von Kleinkindern ein­setzt. Das wuss­te ich vor „Hannover per­sön­lich“ noch nicht. So wie vie­les ande­re. Und ein Buch ist doch erst rich­tig span­nend, wenn man etwas Neues erfährt!

So viel zum Inhalt des Buches, noch kurz ein paar Sätze zu sei­nem Äußeren: Es ist ein kom­pak­tes Hardcover mit Schutzumschlag und, was ich immer groß­ar­tig fin­de, mit einem Lesebändchen. Auf dem Cover sind vier­zehn Porträtbilder zu sehen, die dann im Buch beim jewei­li­gen Porträt wie­der auf­tau­chen, ganz­sei­tig. Die Fotos stam­men von Dieter Sieg und sie sind, wie die Wortporträts, per­sön­lich. Unmittelbar, lebens­nah. Passt einfach.

Kein Wunder, dass ich die­ses Buch emp­feh­le – und um mit „Hannover per­sön­lich“ etwas anfan­gen zu kön­nen, muss man nicht irgend­wann in der Stadt gewe­sen sein oder dort gelebt haben. Denn es geht nicht um die Stadt, son­dern um die Menschen – die inter­es­san­te, packen­de Geschichten zu erzäh­len haben. Beziehungsweise bei denen Birte Vogel es gelun­gen ist, Geschichten zu erfas­sen und auf­zu­schrei­ben, die mehr sind als nur eine Aufzählung von Fakten und Informationen, deut­lich mehr. Man wünscht sich eine Fortsetzung, viel­leicht von einer ande­ren Stadt, und ganz abge­neigt ist die Autorin offen­bar nicht. So ein Glück!

 

Hannover per­sön­lich
Porträts von Birte Vogel (Texte)
Dieter Sieg (Fotos)
Gebunden mit Schutzumschlag
280 Seiten
19,90 Euro
ISBN 978–3‑9814559–0‑8
Seewind Verlag

Alle Porträtierten auf einen Blick: Werner Buss, Inez Aschenbrenner, Peter Shub, Margot Käßmann, Grischa Niermann, Brita M. Watkinson, Hans-Peter Lehmann, Ramona Richter, Ingo Siegner, Gábor Lengyel, Annika Dickel, Hans-Jürgen Gurtowski, Astrid Ries, Burkhard Inhülsen.

Ich bin neu­gie­rig und habe Birte Vogel vie­le Fragen gestellt – zur Entstehung des Buches, zu den Interviews usw. Das alles ist hier nach­zu­le­sen: „Wie ein Porträtbuch ent­steht: Birte Vogel über ‚Hannover per­sön­lich‘ “.

Wartung, Dienst, Winter!

Hallo Winter, noch hast du hier alles fest im Griff. Es ist mal käl­ter, mal wär­mer, wir hat­ten schon minus 24 Grad und in der Woche dar­auf plus 12 Grad. Wenn man sich vor­stellt, was der Körper da leis­ten muss, und er soll ja noch lau­fen wie geschmiert, dann kann man nur sagen: Hut ab!

Und, Winter, ich fin­de es okay, dass Schnee liegt und dass es kalt ist. Nur so lang­sam habe ich die Nase voll davon, dass es früh dun­kel wird. Das ist längst wie­der bes­ser als noch im November und Dezember, aber gera­de träu­me ich von Abenden, an denen man erst nach 18 Uhr raus­kommt und trotz­dem noch eine gro­ße Mütze vol­ler Licht abbe­kommt, auch Wärme und all das. Lass dich nicht zu lan­ge bit­ten, Frühling, ja?

Aber noch ist Winter, und wir dür­fen uns dar­über wun­dern, wo über­all nicht geschippt wird. Oder bes­ser: freu­en, dass nicht über­all geräumt und mit Salz gewü­tet wird. Denn was ist schö­ner im Winter als durch den Schnee zu stap­fen, der unter den Schuhen knirscht, ein ganz unver­wech­sel­ba­res, ein­zig­ar­ti­ges Geräusch?

kein Winterdienst

Keine Winterwartung. Betreten auf eige­ne Gefahr.

Eingeschränkter Winterdienst!