Gute-Laune-Buch und Ansporn: „Wie der Löwe ins Kinderbuch flog …“

Dieses Buch stand schon lan­ge auf mei­ner  Wunschliste, zu Weihnachten lag es end­lich unterm Baum. Und immer, wenn ich es seit­her auf­schla­ge, bekom­me ich gute Laune. „Wie der Löwe ins Kinderbuch flog … Geheimnisse erfolg­rei­cher Kinder- und Jugendbuchmacher“ lau­tet der Titel des Buches, her­aus­ge­ge­ben haben es Heidemarie Brosche und Antje Szillat, unter der Schirmherrschaft der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. – 2011, in dem Jahr, in dem das Buch erschien, fei­er­te die Akademie ihren 35. Geburtstag.

Genug der Vorrede: Das Buch ist rot und vorn schaut ein Löwe raus, gezeich­net von Helme Heine. Jede Menge bekann­ter und nicht so bekann­ter Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren – mehr als neun­zig! – sind im Buch ver­sam­melt, alpha­be­tisch geord­net, von Isabel Abedi bis ZORA. Zunächst gibt es bei jedem ein paar Informationen zum Lebenslauf, ganz unter­schied­lich schaut das aus, man­che wer­den sehr per­sön­lich, bei ande­ren wirkt es wie aus einer Bewerbung ent­nom­men; dann wird erzählt, wie das mit dem Schreiben oder dem Zeichnen ist, wie man zum Schreiben oder Zeichnen kam, wo und wie man arbei­tet usw. Zu jedem Eintrag gehört ein Foto – aha, so sieht also Erhard Dietl aus, der die Olchis erfun­den hat, so „Die Wolke“- und „Räuber Grapsch“-Autorin Gudrun Pausewang, so Klaus Baumgart, der „Vater“ von „Lauras Stern“ …

Es sind Frauen und Männer dabei, deren Bücher längst Klassiker sind: Otfried Preußler, Max Kruse, Kirsten Boie, Dagmar Chidolue, um nur eini­ge zu nen­nen. Und sonst? Manchmal sag­ten mir die Namen was, manch­mal kam mir ein Buchtitel bekannt vor oder ein Zeichenstil, eini­ge Bücher habe ich mir vor­ge­merkt (jeder konn­te sei­ne „liebs­ten Veröffentlichungen“ ange­ben), irgend­wann möch­te ich mal auf all den Websites vor­bei­schau­en. Vermisst habe ich Christine Nöstlinger, aber sie ist ja aus Österreich, und im Buch sind nur deut­sche Kinder- und Jugendbuchmacher versammelt …

Hell, freund­lich, luf­tig und far­ben­froh ist das Buch, das gilt für das Layout und die Texte. Nun ja, „Geheimnisse“, wie es der Titel ver­spricht, mag man nicht unbe­dingt fin­den, aber zumin­dest bei mir hat das gele­gent­li­che Lesen, mal mehr, mal weni­ger Seiten, den Effekt, dass ich gute Laune bekom­me (das erwähn­te ich ja schon) und vor allem ziem­lich gro­ße Lust, end­lich mal nicht nur Bücher zu lek­to­rie­ren, son­dern auch zu schrei­ben. Oh, und da fällt mir auf: Cornelia Funke ist nicht im Buch. Und wenn sie kei­ne erfolg­rei­che deut­sche Kinderbuchmacherin ist, wer dann?

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Jeden Tag, ein neues Jahr

Neben dem Wochenkalender für die Arbeit habe ich seit Jahren einen Kalender im A6-Format für alles drum­her­um. Hier ste­hen die Geburtstage drin und diver­se Termine von Urlaub bis Theater, zudem kur­ze Notizen, was an dem Tag so los war.

2012 und 2013 hat­te ich den Autorenkalender der 42er Autoren, der in die­sem Jahr gar nicht erschie­nen ist. Auch so hät­te ich ihn nicht wie­der genom­men, denn so ein klei­nes Räumchen pro Tag ist ein­fach zu wenig. Jetzt habe ich also einen Tageskalender, jeden Tag eine gan­ze Seite. Der Kalender ist recht klein, cir­ca neun mal vier­zehn Zentimeter, doch grö­ßer soll­te er nicht sein, damit er sowohl auf dem Schreibtisch als auch in der Tasche oder im Koffer pro­blem­los sei­nen Platz fin­det. Verloren geht er auch nicht, dafür ist er zu kom­pakt: um die 400 Seiten!

Und das ist er, mein Tageskalender von 2014: noch alles auf Anfang.

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Mittelalter, Barock oder 19. Jahrhundert? Zeitreisen mit Lara

Zeitreisen sind im Kinder- und Jugendbuch ein alter Hut, aber die Lara-Reihe von Julia Kröhn gefällt mir, wes­we­gen ich sie kurz hier vor­stel­le. Lara aus Frankfurt ist kei­ne Superheldin, sie hat kein Supertalent, sie ist weder Vampir noch Engel (und auch kei­ne Göttin usw. usf.), sie ist nicht beson­ders schuss­lig und auch nicht super­schlau, obwohl, eine Gabe hat sie doch: Sie kann Geister hören und sehen. Damit begin­nen ihre Abenteuer immer. Ihr Zeittor ist ein belie­bi­ger Spiegel, alt soll­te er aller­dings sein, eine Geschichte haben, und dann muss Lara noch einen Spruch auf­sa­gen, um in die Vergangenheit (und wie­der zurück) zu rei­sen, fürs Hin einen und fürs Zurück einen anderen.

In Band 2 der Reihe, „Lara und der Fluch der Schwarzen Frau“, ver­schlägt es Lara ins Mittelalter. Sie will einer Kräuterfrau hel­fen, die als Hexe ver­brannt wur­de und kei­ne Ruhe fin­det, son­dern als „Schwarze Frau“ noch in Laras Zeit her­um­geis­tert. Das mit­tel­al­ter­li­che Leben bringt die Autorin rich­tig gut rüber: anschau­lich und rea­lis­tisch, gar nicht beleh­rend, nicht zu aus­führ­lich, genau die rich­ti­ge Portion für eine Zeitreisegeschichte ab neun Jahren. Natürliche Dialoge, kei­ne Längen in der Handlung, 229 Seiten, die sich schnell und span­nend lesen.

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Band 1 spielt im Barock, Band 3 im 19. Jahrhundert, hier hilft Lara einer Krankenhaus-Hebamme, die der Ursache von Kindbettfieber (man­geln­de Hygiene) auf die Spur gekom­men ist, bei den Ärzten jedoch damit auf tau­be Ohren stößt und ins Irrenhaus abge­scho­ben wer­den soll. In den bis­her drei Bänden ret­tet Lara immer eine Frau, und so bekommt man noch ein Stück weit mit, wel­che Rolle und Rechte Frauen (in einem bestimm­ten Umfeld, Beruf usw.) zu der Zeit hat­ten. Bei ihren Ausflügen in die Vergangenheit ist Lara nicht auf sich allein gestellt, sie hat stets jeman­den bei sich, der sich mit der jewei­li­gen Zeit und dem „Fall“ gut aus­kennt, und die Frauen, deren Schicksal geän­dert wer­den soll, sind koope­ra­tiv, sodass die Handlung nicht x‑Wendungen neh­men muss, son­dern recht gerad­li­nig ist.

Kurz und gut: eine schö­ne Mischung aus Historie, Gegenwart und Fiktion, drei Schmöker, in denen die Vergangenheit nicht neu erfun­den oder idea­li­siert wird. Im Prinzip his­to­ri­sche Romane für Kinder – was kein Wunder ist, denn Autorin Julia Kröhn, gebür­ti­ge Österreicherin, schreibt haupt­säch­lich his­to­ri­sche Romane und Familiensagas, teils unter den Pseudonymen Leah Cohn, Sophia Cronberg, Carla Federico und Katharina Till.