„Mondschein hin, Mondschein her“ von Adelheid Dahimène und Verena Ballhaus

Dieses Buch ist zufäl­lig bei mir gelan­det, eigent­lich woll­te ich ein ande­res rezen­sie­ren. Ich wun­der­te mich also kurz, als es in der Post war, schau­te es mir dann aber neu­gie­rig an. Der Einband ist ganz schön spe­zi­ell für ein Bilderbuch für Kinder, dun­kel­b­lau­schwarz mit son­der­ba­ren bun­ten Blumen und eini­gen ande­ren Formen und Gestalten. Blumen – wie lang­wei­lig, könn­te man sagen. Aber sol­che hat man noch nie gese­hen. Und so bleibt es auch im Buch: Es stellt sich quer gegen gewohn­te Bilder- und Farbwelten und lässt einen wirk­lich in eine frem­de, bizar­re Welt eintauchen.

In die­ser Welt sucht der Mond ein Quartier für die Nacht und fin­det es beim Seewächter, der dafür einen Schein (und kei­ne Münzen!) ver­langt. Nacht für Nacht bezahlt der Mond einen Schein, bis er „blank“ ist. Nun bie­tet er dem Seewächter an, für ihn ein Luftschloss über den Wolken zu bau­en, dafür nimmt er jede Nacht einen Schein zurück, bis er alle wie­der zusam­men hat – und so geht das immer hin und her, über Jahre, in denen der Seewächter und der Mond dicke Freunde werden …

Bei den Bildern ist schwer zu sagen, wo Wasser, Land, Himmel begin­nen und enden, selbst oben und unten las­sen sich nicht ohne Weiteres zuord­nen, alles fließt und schwebt und berührt sich. Orientierungspunkte sind der Mond(-mann) und der Seewächter, außer­dem schwir­ren Fische, Frösche und eine Nixe her­um, manch­mal Blumen und diver­se Gebrauchsgegenstände wie Schere, Glühbirne und Kämme, die ein Eigenleben ent­wi­ckeln. Kämme pas­sen viel­leicht auch zur Maltechnik, die Illustrationen wir­ken, als wäre Wachs im Spiel.

Wenn man (gleich ob Kind oder erwach­se­ne Person) sich auf das Buch ein­lässt – auf den Text, auf die Bilder, auf bei­des zusam­men –, wird man es sehr oft anschau­en kön­nen, ohne dass einem lang­wei­lig wird. Und von wel­chem Bilderbuch kann man das schon behaupten?

Mondschein hin, Mondschein her
Text: Adelheid Dahimène, Illustrationen: Verena Ballhaus
ab 4 Jahren
2015 G&G Verlag, Nilpferd
ISBN: 978–3‑7074–5171‑9
19,99 Euro

Rosa Rechtsteiner: „Familie im Gepäck“

Der Titel ist schon mal gut, er spricht mich an: „Familie im Gepäck“. Kurz, kna­ckig, aus­sa­ge­kräf­tig. Den Untertitel „Wie Sie sich aus alten Mustern lösen und zum eige­nen Leben fin­den“ fin­de ich eine Spur zu voll­mun­dig-ver­bind­lich. Die Autorin des Ratgebers, Rosa Rechtsteiner, ist Pädagogin und Kinesiologin („Kinesiologie“ in der Wikipedia: klick), sie berät Menschen zu allen mög­li­chen Problemen. Ihre Methode ist eine Kombination aus Genogrammarbeit und „ener­ge­ti­scher Stresslösung“, im Buch geht sie aus­schließ­lich auf ers­te­re ein.

Ein Genogramm ist ja so etwas wie ein Stammbaum, Personen wer­den durch bestimm­te Zeichen dar­ge­stellt und ihre Beziehung zuein­an­der durch Linien. Der Kreis steht für eine weib­li­che, das Viereck für eine männ­li­che Person usw. Die Genogrammarbeit sieht offen­sicht­lich so aus, dass Beraterin und Klientin zusam­men das Genogramm der Klientin erstel­len und schau­en, inwie­fern es Aufschluss über das Problem oder die Probleme gibt, zu denen sich die Klientin bera­ten lässt.

Im ers­ten Teil des Buches stellt die Autorin ihre These vor: dass wir – unbe­wusst – viel mehr von unse­rer „Sippe“, unse­rer Familie, unse­ren Ahnen beein­flusst wer­den, als wir das oft anneh­men. Im zwei­ten Teil schil­dert sie typi­sche Fälle aus ihrer Praxis, geglie­dert in die zwei Lebensbereiche Beruf und Karriere, Liebe und Beziehungen. In einem Extra-Kapitel geht es um die Auswirkungen von Krieg – Schuld und Traumata – bis in die Enkelgeneration. Rosa Rechtsteiner zeigt bei jedem Fall das Genogramm, skiz­ziert den Beratungsverlauf, nennt „Erkenntnissätze“, die mit den jewei­li­gen Klienten gefun­den wur­den, außer­dem for­mu­liert sie „Faustregeln“ und bie­tet der Leserin bzw. dem Leser des Ratgebers pas­sen­de Übungen.

Die Fälle lesen sich recht plau­si­bel und natür­lich ist nur von Erfolgen die Rede, wie das bei Ratgebern, die eine bestimm­te Methode pro­pa­gie­ren, ja sozu­sa­gen sein muss. Darauf kann man sich ein­las­sen – oder nicht. Auf jeden Fall macht das Buch neu­gie­rig und regt an, das eige­ne Genogramm zu erstel­len und neu über die Familie nach­zu­den­ken, die man selbst „im Gepäck“ hat. Könnte es einen Zusammenhang zwi­schen eige­nen aktu­el­len Problemen und Lebensweisen, Berufen, Süchten, trau­ma­ti­schen Erfahrungen usw. in der Sippe geben?

Rosa Rechtsteiner: Familie im Gepäck. Wie Sie sich aus alten Mustern lösen und zum eige­nen Leben finden
176 Seiten
2015 Patmos Verlag
ISBN: 978–3‑8436–0656‑1
14,99 Euro