Sie sind wieder da: Die kleinen Plakate, die manchmal so weit oben hängen, dass man zum Lesen eine Brille braucht. Auf einem war kein Männer- oder Frauengesicht zu sehen, sondern ein Bild passend zum Spruch: „Suchet der Stadt Bestes.“ Die Quelle stand darunter: Jeremia 29,7. Drei Kreuze für xxx. Ein bisschen plump, oder? „Suchet der Stadt Bestes (…) und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.“ Wer sucht heute noch in erster Linie das Beste für seine Stadt – und nicht für sich? Wie praktisch, dass da eine Partei mit Vergnügen als Stellvertreterin einspringt und alles für mich regelt. Ich kümmer mich dann mal weiter um meinen Kram!
Autor: Andrea Groh
Zum Muttertag einen Apostroph
Was durfte ich heute lesen? „Liebe Mutti’s“. So einen schönen und dabei unnötigen Apostroph hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Aber ich kann ihn mir erklären: Zum Muttertag bekommt die Mutter oft etwas geschenkt, meist Blumen. Warum nicht zur Abwechslung einen Apostroph, den die Mutter dann beliebig verwenden kann? Zum Beispiel in diesem Satz, der sich in E‑Mails gut macht: „Wie geht’s dir?“ Antwort: „Danke, mir gehts gut. Wie ich sehe, hast du zum Muttertag einen Apostroph geschenkt bekommen, was für eine originelle Idee!“ Übrigens finde ich den Apostroph ziemlich sperrig: Der Duden sagt, es handele sich um einen „der“, aber für mich hört sich „das“ eindeutig besser an. Das Apostroph. Das Auslassungszeichen. Aber wat mutt, dat mutt. Oder so.
Der Sisyphos des Blogzeitalters
Was dem Sisyphos der Stein war, ist dem bloglesenden Menschen die Blogroll. Erst klickt sich der Lesende durch die Blogroll der Blogs, die er mag. Dort findet er Blogs, die er von da an auch liest. Die haben wiederum Blogrolls mit anderen Blogs – und immer so weiter, kein Ende in Sicht. In „Blogroll“ steckt das Rollen des Steins, wen wundert es also noch, dass Sisyphos hier aufgetaucht ist?