„Love. Alles was du liebst“ von Roddy Doyle

Roddy Doyle, ja, lan­ge her. Ich war mit Erasmus fast ein Jahr an einer Uni in Dublin und habe in der Zeit eini­ge Bücher von Roddy Doyle gele­sen, seit­dem hat er einen fes­ten Platz in mei­nem Bücherregal. Nun also ein neu­es Buch von ihm. Worum gehts? Zwei Männer, fast sech­zig, zie­hen durch die Pubs und trin­ken Pint um Pint. Sie sind Freunde seit Schulzeiten, Joe lebt noch in Dublin, Davy ist vor Jahrzehnten nach England gezo­gen, sie sehen sich nur, wenn Davy sei­nen Vater in Dublin besucht.

Das Buch ist ein Kneipen-Kammerspiel, ein ein­zi­ges lan­ges Gespräch, in dem Ich-Erzähler Davy ver­sucht her­aus­zu­fin­den, war­um Joe sei­ne Ehefrau und Familie für sei­ne Jugendliebe ver­las­sen hat, das Ganze in einer Pub-adäqua­ten Form, also aus­schwei­fen, abschwei­fen, wie­der­ho­len, blö­de Witze machen, auf­re­gen und abre­gen, noch ein Pint oder nicht … Eingeflochten sind kür­ze­re und län­ge­re Rückblenden aus Davys Leben: Frau, Kinder, Eltern, Arbeit, Jugend und Älterwerden, Gesundheit, die Beziehung zu Joe.

Der Abend endet an einem ande­ren, beson­de­ren Ort, und man weiß nicht, ob danach die Freundschaft zwi­schen Davy und Joe wie­der auf­le­ben wird oder ob das ihr Schlusspunkt war. Dafür ist klar, war­um Davys Gedanken bei der Pubtour öfter abschwei­fen, sich um recht exis­ten­zi­el­le Themen drehen.

Es ist ein ruhi­ges Buch, mit einer ein­fa­chen, direk­ten, ech­ten Sprache, ein Einblick in eine bestimm­te (iri­sche) Lebenswelt. Nicht so roh und drän­gend wie Roddy Doyles frü­he­re Bücher, aber klar, es ist eine ande­re Zeit, ein ande­rer Stoff. Und dafür passt das.

Roddy Doyle: Love. Alles was du liebst
Aus dem Englischen von Sabine Längsfeld
Lektorat: Alexandra Rak
347 Seiten
2021 Goya Verlag
ISBN 978-3-8337-4335-1
22 Euro