„Fair Play“ von Tove Jansson

Tove Jansson, das ist die Frau, die die Mumins erfun­den, die über sie geschrie­ben und sie gemalt hat. 2014 ist Tove-Jansson-Jahr, denn wür­de die fin­ni­sche (bzw. finn­land­schwe­di­sche) Autorin und Malerin noch leben, hät­te sie am 9. August ihren 100. Geburtstag gefei­ert. 1914 wur­de sie gebo­ren, 2001 ist sie gestorben.

Die Mumin-Bücher habe ich alle gele­sen, doch Tove Jansson hat viel mehr geschrie­ben, Romane und Erzählungen. Über ihr Leben wuss­te ich auch nichts, das hat sich mit „Fair Play“ nun ein wenig geän­dert. Tove Jansson schreibt dar­in in sieb­zehn Episoden über das Zusammenleben von Mari, einer Autorin, und Jonna, einer Grafikerin. Tove Jansson leb­te von den 1950er Jahren bis zu ihrem Tod mit der Grafikerin Tuulikki Pietilä zusam­men, und gera­de „Fair Play“ ist wohl recht auto­bio­gra­fisch geprägt.

Das Buch wur­de 1989 ver­öf­fent­licht, aber erst jetzt ins Deutsche über­setzt. Auf dem Cover steht, es sei ein Roman – ich fin­de, es ist ein Puzzle, in dem etli­che Teile feh­len, Episoden eben. Über gemein­sa­mes Krimischauen, schrä­ge Bekannte, Filmen mit der Acht-Millimeter-Konica, Fischernetze mit Erinnerungen, Boote, die dem Sturm trot­zen … Zwei Frauen, die sich sehr gut ken­nen, die schon lan­ge zusam­men­le­ben, zum einen in einer Stadt, zum ande­ren auf einer win­zi­gen Insel, auf der sonst nie­mand wohnt. Das Meer spielt also eine Rolle, das künst­le­ri­sche Schaffen, eini­ge weni­ge Freunde, Bekannte, Familienmitglieder und vor allem das Zusammenspiel Jonnas und Maris, das „ehr­li­che Spiel“. Es sind rela­tiv ver­schlos­se­ne klei­ne Texte, ruhig, unauf­ge­regt, und ich ver­mu­te, dass es eines die­ser Bücher ist, die man in ein paar Jahren noch­mals lesen kann und die einem dann ganz anders erscheinen.

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Tove Jansson: Fair Play
1. Auflage 2014, deut­sche Erstausgabe
Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer
121 Seiten
Urachhaus
ISBN: 978–3‑8251–7892‑5
17,90 Euro

Eine Buchbank in London

Londoner Buchbänke zeig­te neu­lich Daniela in ihrem Wortakzente-Blog. Da fiel mir ein, dass ich auch ein Bank-Foto habe:

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Das war Ende August, die Bank stand vor dem Globe Theatre (ist im Hintergrund zu erken­nen), dem­entspre­chend das Motiv. Und ja, sie wur­de gera­de bemalt …

„Australien? Australien! Ein Roadmovie“ von Tino Schrödl

Meo, fünf­zehn Jahre alt, Außenseiter, hat eine ein­zi­ge Freundin, die dicke und star­ke Odette, die ihn vor über­grif­fi­gen Mitschülern beschützt, ansons­ten ein Kaninchen namens Qualle, geht gern in die Schule, trotz der Mitschüler, schätzt es, wenn alles sau­ber ist und das Leben tag­ein, tag­aus gleich ist, sei­ne Mutter ist auch so, sie kocht ihm, was er gern isst, und zusam­men schau­en sie fern.

Der Vater ver­kauft auf der gan­zen Welt Staubsauger und ist stän­dig weg. Als er ein­mal da ist, sagt er, dass er nach Australien gehen wird. Kein Problem für Meo und sei­ne Mutter. Dann rückt der Vater aller­dings damit raus, dass es für drei Jahre ist – und er möch­te, dass Frau und Sohn mit­kom­men. Bei sei­ner Stubenhockerfamilie ern­tet er damit kei­ne Begeisterung, ganz im Gegenteil. Der Vater bit­tet um eine Chance, und so geht es in den Sommerferien erst mal für einen Urlaub nach Australien. Odette ist mit von der Partie, das war Meos Bedingung.

In Australien gibt es zunächst ein 08/15-Touristenprogramm, fami­liä­re Spannungen inklu­si­ve, bis Meo und Odette sich im Kakadu-Nationalpark erst ver­lau­fen und dann bewusst von den ande­ren abset­zen, um auf eige­ne Faust nach Melbourne zu tram­pen. Das ist kein Spaziergang. Sie haben wenig Geld, nachts manch­mal kein Dach überm Kopf und oft genug nichts zu essen – aber sie tref­fen immer wie­der Leute, Einheimische vor allem, die ihnen hel­fen, ohne groß zu fra­gen. Nun, und selt­sa­me bis gefähr­li­che Typen auch. Die bei­den hal­ten sich erstaun­lich gut, aber wie Superman und Superwoman rau­schen sie nicht durch, bei­lei­be nicht. Und kei­ne Frage, am Ende sind sie nicht mehr die, als die sie nach Australien kamen …

Die Geschichte rockt, sie ist span­nend und gut geschrie­ben. Am bes­ten ist jedoch die Art und Weise, wie Meo das, was er erlebt, erzählt: tro­cken, ehr­lich bis an die Schmerzgrenze, bild­haft, komisch. Die Wortwechsel sind teils zum Schießen, und in wel­che Situationen Meo und Odette kom­men … Sollte man wirk­lich lesen.

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Tino Schrödl: Australien? Australien! Ein Roadmovie
illus­triert von Ulf K.
288 Seiten
ueber­reu­ter 2014
ISBN: 978–3‑7641–7016‑5
14,95 Euro
Ab 12 Jahren