Freibier

Neulich kam mal wie­der eine rie­si­ge Mail an, drei Fotos nur, aber in Plakatqualität, min­des­tens. Eins die­ser Fotos woll­te ich unbe­dingt im Blog haben, und ja, ich darf. Danke, Matthias! Ist irgend­wo an der Grenze zwi­schen England und Schottland aufgenommen.

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Free wifi, gre­at Beer. Halleluja!

Peinliche Bücher

Manche Bücher sind einem ja fast pein­lich. Die liest man und dann ver­schwin­den sie irgend­wo in der Wohnung, ins Buchregal schaf­fen sie’s jeden­falls nicht. Was einem pein­lich ist, mag unter­schied­lich sein, mir ist, was Bücher angeht, im Prinzip nichts pein­lich, ich lese wirk­lich fast alles, quer­beet. Ohne Komplexe zu ent­wi­ckeln, weil das viel­leicht mal zu sehr Fast Food ist.

Aber um zum kon­kre­ten Buch zu kom­men: Vor einer Weile sah ich in der Bibliothek eines die­ser Bücher, bei denen man sofort an Dora Heldt denkt: blau­er Umschlag und irgend­wel­che skur­ri­len (gemal­ten) Alten drauf. Sodass man gleich merkt: Aha, das ist lus­tig, das ist leich­te Kost. Das Buch war aber nicht von Dora Heldt, son­dern von Bettina Haskamp, „Hart aber Hilde“ hieß es. Und mal ehr­lich, den Titel in Kombination mit so einem Comic-Cover fand ich schon leicht pein­lich. Ich nahm das Buch den­noch mit, mir war nach Popcorn, und wenn das eine Dora-Heldt-Nachahmerin war, war­um nicht? Bettina Haskamp ist aber kei­ne Nachahmerin, gemein­sam hat ihr Hilde-Buch mit den Heldt-Büchern vor allem, dass die Helden und Heldinnen jen­seits der 40 sind und auch Rentner nicht nur als Oma und Opa oder sen­ti­men­ta­les Beiwerk auftreten.

Während Dora Heldt lus­ti­ge, ein­fach unter­hal­ten­de Lektüre ver­fasst, geht’s bei Bettina Haskamp ein wenig tie­fer. Nicht all­zu tief, und ein Happy End ist auch drin, aber „Hart aber Hilde“ nimmt nicht nur aus­ge­tre­te­ne Wege, und vor allem die Hauptperson ist ziem­lich „echt“. Das Buch fand ich okay, also lieh ich mir spä­ter auch „Alles wegen Werner“ aus, eben­falls von Bettina Haskamp. Falls mög­lich, ist das Cover noch pein­li­cher als das von „Hart aber Hilde“, und, Überraschung, es hat mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun. Warum nimmt der Verlag wohl als Motiv ein dickes Rentnerpaar, bei dem die Frau den Mann wie ein Fass durch die Gegend rollt? Warum nimmt er als Titel das salop­pe, ulki­ge „Alles wegen Werner“? Vermutlich, weil Dora-Heldt-Bücher sich gut ver­kau­fen und die Haskamp-Bücher die glei­che Zielgruppe errei­chen sol­len … Da es mitt­ler­wei­le drei Haskamp-Bücher mit sol­chen Covern und Titeln gibt und das vier­te dem­nächst erscheint, ist die Strategie wohl erfolg­reich, und bei mir hat’s ja auch geklappt.

Aber: ganz so häss­lich hät­ten Titel und Cover nun wirk­lich nicht sein müs­sen. Denn gera­de „Alles wegen Werner“ (autsch!) ist ein rich­tig schö­nes Buch. Bettina Haskamp hat eine gute Schreibe, man ist gleich mit­ten­drin in der Geschichte, frem­delt nicht. Sie lässt ihre Heldin Clara eini­ges durch­ma­chen, zieht sie aber nicht in Comedy-Manier durch den Kakao, son­dern nimmt sie ernst. Clara erzählt selbst, und zwar unauf­ge­regt, mit einer Prise Humor. Sie, Clara, ist übri­gens zwei­und­fünf­zig, ihr Ehemann, der titel­ge­ben­de Werner, knapp zehn Jahre älter. Dreißig Jahre Ehe, Hausfrauen- und Frau-an-sei­ner-Seite-Dasein lie­gen hin­ter Clara, sie ist wie gelähmt. Anstatt sich von dem Typen, der ihr ver­mit­telt, sie sei min­der­wer­tig, schei­den zu las­sen, sitzt sie es aus. Die Villa in der Algarve ist schön, das Leben rela­tiv ruhig. Bis Werner sie ver­lässt, für eine viel jün­ge­re Urlaubsbekanntschaft. Wie der Umgang die­ser Eheleute beschrie­ben wird, gera­de die Trennungsszene, die­se abso­lu­te Teilnahmslosigkeit des Mannes und die Stumpfheit der Frau, das ist schon har­ter Tobak. Wird aber gemil­dert durch die Art und Weise, wie Clara das erzählt. Und danach geht die Geschichte erst rich­tig los, und ich ver­rat‘ es schon mal: Es wird bes­ser für Clara. Ein pein­li­ches Buch ist das also wirk­lich nicht. Bloß das Cover und der Titel …

Gute-Laune-Buch und Ansporn: „Wie der Löwe ins Kinderbuch flog …“

Dieses Buch stand schon lan­ge auf mei­ner  Wunschliste, zu Weihnachten lag es end­lich unterm Baum. Und immer, wenn ich es seit­her auf­schla­ge, bekom­me ich gute Laune. „Wie der Löwe ins Kinderbuch flog … Geheimnisse erfolg­rei­cher Kinder- und Jugendbuchmacher“ lau­tet der Titel des Buches, her­aus­ge­ge­ben haben es Heidemarie Brosche und Antje Szillat, unter der Schirmherrschaft der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e. V. – 2011, in dem Jahr, in dem das Buch erschien, fei­er­te die Akademie ihren 35. Geburtstag.

Genug der Vorrede: Das Buch ist rot und vorn schaut ein Löwe raus, gezeich­net von Helme Heine. Jede Menge bekann­ter und nicht so bekann­ter Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren – mehr als neun­zig! – sind im Buch ver­sam­melt, alpha­be­tisch geord­net, von Isabel Abedi bis ZORA. Zunächst gibt es bei jedem ein paar Informationen zum Lebenslauf, ganz unter­schied­lich schaut das aus, man­che wer­den sehr per­sön­lich, bei ande­ren wirkt es wie aus einer Bewerbung ent­nom­men; dann wird erzählt, wie das mit dem Schreiben oder dem Zeichnen ist, wie man zum Schreiben oder Zeichnen kam, wo und wie man arbei­tet usw. Zu jedem Eintrag gehört ein Foto – aha, so sieht also Erhard Dietl aus, der die Olchis erfun­den hat, so „Die Wolke“- und „Räuber Grapsch“-Autorin Gudrun Pausewang, so Klaus Baumgart, der „Vater“ von „Lauras Stern“ …

Es sind Frauen und Männer dabei, deren Bücher längst Klassiker sind: Otfried Preußler, Max Kruse, Kirsten Boie, Dagmar Chidolue, um nur eini­ge zu nen­nen. Und sonst? Manchmal sag­ten mir die Namen was, manch­mal kam mir ein Buchtitel bekannt vor oder ein Zeichenstil, eini­ge Bücher habe ich mir vor­ge­merkt (jeder konn­te sei­ne „liebs­ten Veröffentlichungen“ ange­ben), irgend­wann möch­te ich mal auf all den Websites vor­bei­schau­en. Vermisst habe ich Christine Nöstlinger, aber sie ist ja aus Österreich, und im Buch sind nur deut­sche Kinder- und Jugendbuchmacher versammelt …

Hell, freund­lich, luf­tig und far­ben­froh ist das Buch, das gilt für das Layout und die Texte. Nun ja, „Geheimnisse“, wie es der Titel ver­spricht, mag man nicht unbe­dingt fin­den, aber zumin­dest bei mir hat das gele­gent­li­che Lesen, mal mehr, mal weni­ger Seiten, den Effekt, dass ich gute Laune bekom­me (das erwähn­te ich ja schon) und vor allem ziem­lich gro­ße Lust, end­lich mal nicht nur Bücher zu lek­to­rie­ren, son­dern auch zu schrei­ben. Oh, und da fällt mir auf: Cornelia Funke ist nicht im Buch. Und wenn sie kei­ne erfolg­rei­che deut­sche Kinderbuchmacherin ist, wer dann?

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