Jeden Tag, ein neues Jahr

Neben dem Wochenkalender für die Arbeit habe ich seit Jahren einen Kalender im A6-Format für alles drum­her­um. Hier ste­hen die Geburtstage drin und diver­se Termine von Urlaub bis Theater, zudem kur­ze Notizen, was an dem Tag so los war.

2012 und 2013 hat­te ich den Autorenkalender der 42er Autoren, der in die­sem Jahr gar nicht erschie­nen ist. Auch so hät­te ich ihn nicht wie­der genom­men, denn so ein klei­nes Räumchen pro Tag ist ein­fach zu wenig. Jetzt habe ich also einen Tageskalender, jeden Tag eine gan­ze Seite. Der Kalender ist recht klein, cir­ca neun mal vier­zehn Zentimeter, doch grö­ßer soll­te er nicht sein, damit er sowohl auf dem Schreibtisch als auch in der Tasche oder im Koffer pro­blem­los sei­nen Platz fin­det. Verloren geht er auch nicht, dafür ist er zu kom­pakt: um die 400 Seiten!

Und das ist er, mein Tageskalender von 2014: noch alles auf Anfang.

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Mittelalter, Barock oder 19. Jahrhundert? Zeitreisen mit Lara

Zeitreisen sind im Kinder- und Jugendbuch ein alter Hut, aber die Lara-Reihe von Julia Kröhn gefällt mir, wes­we­gen ich sie kurz hier vor­stel­le. Lara aus Frankfurt ist kei­ne Superheldin, sie hat kein Supertalent, sie ist weder Vampir noch Engel (und auch kei­ne Göttin usw. usf.), sie ist nicht beson­ders schuss­lig und auch nicht super­schlau, obwohl, eine Gabe hat sie doch: Sie kann Geister hören und sehen. Damit begin­nen ihre Abenteuer immer. Ihr Zeittor ist ein belie­bi­ger Spiegel, alt soll­te er aller­dings sein, eine Geschichte haben, und dann muss Lara noch einen Spruch auf­sa­gen, um in die Vergangenheit (und wie­der zurück) zu rei­sen, fürs Hin einen und fürs Zurück einen anderen.

In Band 2 der Reihe, „Lara und der Fluch der Schwarzen Frau“, ver­schlägt es Lara ins Mittelalter. Sie will einer Kräuterfrau hel­fen, die als Hexe ver­brannt wur­de und kei­ne Ruhe fin­det, son­dern als „Schwarze Frau“ noch in Laras Zeit her­um­geis­tert. Das mit­tel­al­ter­li­che Leben bringt die Autorin rich­tig gut rüber: anschau­lich und rea­lis­tisch, gar nicht beleh­rend, nicht zu aus­führ­lich, genau die rich­ti­ge Portion für eine Zeitreisegeschichte ab neun Jahren. Natürliche Dialoge, kei­ne Längen in der Handlung, 229 Seiten, die sich schnell und span­nend lesen.

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Band 1 spielt im Barock, Band 3 im 19. Jahrhundert, hier hilft Lara einer Krankenhaus-Hebamme, die der Ursache von Kindbettfieber (man­geln­de Hygiene) auf die Spur gekom­men ist, bei den Ärzten jedoch damit auf tau­be Ohren stößt und ins Irrenhaus abge­scho­ben wer­den soll. In den bis­her drei Bänden ret­tet Lara immer eine Frau, und so bekommt man noch ein Stück weit mit, wel­che Rolle und Rechte Frauen (in einem bestimm­ten Umfeld, Beruf usw.) zu der Zeit hat­ten. Bei ihren Ausflügen in die Vergangenheit ist Lara nicht auf sich allein gestellt, sie hat stets jeman­den bei sich, der sich mit der jewei­li­gen Zeit und dem „Fall“ gut aus­kennt, und die Frauen, deren Schicksal geän­dert wer­den soll, sind koope­ra­tiv, sodass die Handlung nicht x‑Wendungen neh­men muss, son­dern recht gerad­li­nig ist.

Kurz und gut: eine schö­ne Mischung aus Historie, Gegenwart und Fiktion, drei Schmöker, in denen die Vergangenheit nicht neu erfun­den oder idea­li­siert wird. Im Prinzip his­to­ri­sche Romane für Kinder – was kein Wunder ist, denn Autorin Julia Kröhn, gebür­ti­ge Österreicherin, schreibt haupt­säch­lich his­to­ri­sche Romane und Familiensagas, teils unter den Pseudonymen Leah Cohn, Sophia Cronberg, Carla Federico und Katharina Till.

Von schreibenden Geistern und schenkenden Hexen

Wie schnell so ein Jahr ver­geht! Schon ist wie­der die Zeit des Blogwichtelns gekom­men, in der sich Bloggerinnen aus mei­nem Netzwerk, dem Texttreff, gegen­sei­tig bewich­teln: Jede schenkt einen Text und erhält dafür einen. Mein Blogwichtel in die­sem Jahr ist Daniela Pucher aus Wien, sie bie­tet Autorenberatung, Ghostwriting und Storytelling an. Liebe Daniela, vie­len Dank!

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Daniela Pucher: Von schrei­ben­den Geistern und schen­ken­den Hexen

In Italien bringt weder der Weihnachtsmann noch das Christkind die Geschenke, son­dern die Hexe Befana. In der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner fliegt sie mit ihrem Besen von Haus zu Haus auf der Suche nach dem Christuskind. Nun kann man sich wun­dern, schließ­lich ist der Heiland zu die­sem Zeitpunkt ja schon zwei Wochen alt! Tja, wie es halt so pas­siert, hör­te sie zwar recht­zei­tig von der Frohbotschaft, doch sie brach zu spät auf und ver­pass­te somit den Stern, der ihr – wie den Hirten – den Weg gewie­sen hätte.

Warum ich Ihnen von Befana erzäh­le? Nun, sie ist mit mir art­ver­wandt: Wir sind bei­de Geschöpfe der Nacht. Manche glau­ben an uns, man­che nicht. Wir arbei­ten im Verborgenen. Und lei­der geht uns bei­den ein zwei­fel­haf­ter Ruf vor­aus – völ­lig unver­dient übri­gens, denn Befana ist lieb und bringt Geschenke, ich bin freund­lich und hel­fe. Ich bin übri­gens ein schrei­ben­der Geist: ein Ghostwriter. Ich bin einer jener, ohne die so man­ches Sachbuch nie auf dem Ladentisch lan­den wür­de. Einer, ohne den Sie, lie­be Leserin und lie­ber Leser, das eine oder ande­re Wissen gar nie erle­sen hät­ten kön­nen, weil es nie auf Papier gebracht wor­den wäre.

Ich ver­lei­he mein Schreib-Knowhow, nicht mein Fachwissen

Dass wir so einen zwei­fel­haf­ten Ruf haben, macht mich ein biss­chen trau­rig. Ich den­ke, das liegt wohl dar­an, dass wir schwar­ze Schafe in unse­ren Reihen haben. Unter den Hexen gibt es auch böse. Und unter mei­nes­glei­chen gibt es lei­der auch sol­che, die aller­lei Gruseliges im Sinn haben – wie zum Beispiel wis­sen­schaft­li­che Arbeiten ver­fas­sen, mit denen sich Studenten ihren aka­de­mi­schen Titel erschlei­chen. So etwas gehört sich nicht.

Ich habe daher einen Grundsatz, an den ich mich strikt hal­te: Ich schrei­be nur Sachbücher, und ich schrei­be nur das auf, was mir mei­ne Auftraggeber an Wissen wei­ter­ge­ben. Nie käme ich auf die Idee, mein eige­nes Wissen oder das Wissen von Dritten ins Manuskript zu packen. Das fän­de ich außer­dem lang­wei­lig. Denn das eigent­lich Interessante ist doch, her­aus­zu­fin­den, was die­ser Mensch, für den ich schrei­be, so alles weiß. Und erst recht span­nend ist, wie er das Thema betrach­tet und wel­chen Stil er hat.

Jedem Autor das Buch, das zu ihm passt

So ent­ste­hen selbst zu ein und dem­sel­ben Thema ganz unter­schied­li­che Bücher: Die einen sind sehr nüch­tern und sach­lich gehal­ten, man­che sind humor­voll oder frech oder gar pro­vo­kant und wol­len ihre Leser auf­rüt­teln. Ab und zu wird ein Sachthema sogar in Romanform dar­ge­stellt. Es kommt ganz dar­auf an, was am bes­ten zur Autorin oder zum Autor passt. Und in der Buchhandlung haben die Leser dann die Qual der Wahl und dür­fen sich aus­su­chen, wel­che Art von Buch sie zum gesuch­ten Thema kau­fen wollen.

Befana und ich arbei­ten übri­gens zusam­men. Nachdem ich für die Käufer oft ganz unsicht­bar blei­be und mit ihnen nicht reden kann, bleibt mir nur eins: der Hexe Befana ein paar Buchempfehlungen zu flüs­tern, damit sie sie den Menschen in den Strumpf stopft. Hoffentlich auch Ihnen! Einen Beziehungsratgeber viel­leicht? Oder ein Buch, mit dem Sie ler­nen, schnel­ler und bes­ser zu lesen?

Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Weihnachtsfest und geruh­sa­me und besinn­li­che Raunächte zwi­schen den Jahren!