Dieses Buch ist groß. Wirklich groß. Es passt nicht in einen A4-Briefumschlag, da bräuchte man schon A3. Mindestens. In Zahlen: einunddreißig mal fünfunddreißig Zentimeter. Und: Es geht noch größer! Denn manche der zweiunddreißig Seiten sind zum Aufklappen, also ab auf den Tisch oder Fußboden – damit man die kleinen und großen wilden Tiere auch richtig sehen kann.
Die Tiere im Buch sind alle in ihrer echten Größe dargestellt. Bei Spinnen, Schaben, Kröten und Co. kein Problem. Doch ein Breitmaulnashorn? Man muss zwei Seiten aufklappen, und dann ist da der Nashornkopf – mit Horn, runzeliger grauer Haut und verhältnismäßig kleinen Augen. Oder das Bild mit dem Krokodil – das ist 140 Zentimeter lang, 1 Meter 40! Besonders gruslig ist der Blick in das geöffnete Maul eines Weißen Hais, aber es gibt auch Tiere, die harmloser aussehen. Es allerdings nicht unbedingt tatsächlich sind. So die Schirmqualle. Wirklich hübsch, ein Wasserwesen in Türkis und mit bisschen Schlammrot – aber gefährlich!
Das Buch ist zum Angucken, nicht zum Lesen. Sogar die Worte und Sätze sind fürs Auge gestaltet: verschiedene Schriften und Schriftgrößen, einzelne Wörter farbig hervorgehoben. Die Doppelseiten haben so etwas wie Themenüberschriften („Winzige schaurige Tierchen …“, „Haarige Beine, spitze Klauen“), manchmal sind das Fragen („Welche Tiere heulen hier den Mond an?“). Ab und zu gibt es kurze Anmerkungen zu den Tieren („Die größte Vogelspinne der Welt hat beide Beißklauen voller Gift.“). Bei jedem Tier steht, wie es heißt, aber viel mehr zumeist auch nicht. Warum die Schirmqualle gefährlich ist? Muss ich selbst nachschlagen. Macht aber nichts, immerhin werde ich so schnell nicht vergessen, wie diese Qualle aussieht. Man weiß ja nie, wozu das gut ist …
Die Tiere – es sind mehr als siebzig – sind „wild“, also keine Haustiere. Und gefährlich? Dass sie gefährlich sind, erschließt sich oft auf den ersten Blick: bei dem Hai mit den spitzen Zähnen, der Riesenspinne mit den haarigen Beinen und der Uräusschlange mit diesem „Schlangenblick“ zum Beispiel. Gefährlich meint auch manchmal: gefährlich für andere Tiere, so der Tintenfisch und der Uhu. Oder Krabbel- und Kriechtierchen, vor denen sich viele ekeln: die Harlekinschabe, die Lederwanze, die Tapezierspinne … Bei manchen Tieren fehlt Erwachsenen wahrscheinlich der Kinderblick, um sofort verstehen zu können, warum sie gefährlich sind bzw. so wirken. Wenn man allerdings „umschaltet“ und sich die Bilder nicht so kopflastig, sondern mit frischem Blick anschaut – ja, der Herkuleskäfer ist so groß, dass man ihm nicht unbedingt allein begegnen möchte. Und der Dornteufel sieht auch nicht gerade wie ein Kuscheltier aus. Und so weiter … Also stelle man sich den Titel einfach so vor: „Wirklich wild – und ganz gefährlich?“, das passt.
Unterm Strich: ein Buch mit gut getroffenen Tierfotos und aufregenden Aufklappseiten – vor allem ganz unterschiedlichen, mal muss man nach links, mal nach oben, mal x‑mal nach unten aufklappen … (Mal sehen, wie lange die Klebestellen das Auf- und Zufalten mitmachen.) Was fürs Auge und – weil die Tiere in Originalgröße abgebildet sind – sehr anschaulich und einprägsam. Wann kommt man wilden Tieren schon mal ohne Gefahr so nah? Eben.
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Wirklich wild und ganz gefährlich
mit 6 riesengroßen Ausklappseiten
Esslinger Verlag 2012
31 x 35 cm, 32 Seiten
ISBN 978–3‑480–22938‑3
19,95 Euro