Ich blogge. Am Anfang war die Frage: Duze oder sieze ich meine Leser? (Ich bin einfach davon ausgegangen, dass jemand mitlesen würde. Bloggen ohne Leser ist deprimierend. Oder?) Ich hab mich für das Duzen entschieden, denn das hier ist weder ein Businessblog noch bin ich eine Person, die – im Web – auf die Distanz besteht, die ein „Sie“ mit sich bringt.
Nun hat sich das „Du“ in der Bloggerwelt eigentlich durchgesetzt. Aber Ausnahmen bestätigen ja die Regel. Wenn man ein Blog eine Weile verfolgt, weiß man meist schon, woran man ist: Wie spricht die Bloggerin ihre Leser an? Duzt oder siezt sie in den Kommentaren? Hält der Blogger Distanz, schreibt er, als sei er die Zeitung (mal überspitzt formuliert)? Manche Blogger sind aber wirklich gut darin, die direkte Anrede zu vermeiden. Auch ein Zeichen dafür, dass das „Du“ fehl am Platze wäre.
Kurios finde ich das Duzen und Siezen in den Muttiblogs. (Muttiblog ist nicht abwertend. Ich meine Blogs, in denen Mütter – oder auch Väter, was seltener der Fall ist – vor allem über ihre Kinder bloggen. Namensgeberin und Pionierin der Muttiblogs ist für mich Frau… äh… Mutti.) Man sollte meinen, in Muttiblogs herrsche das „Du“, erzählen doch Mütter Persönlichstes aus ihrem Leben mit den Kindern. Tatsächlich verwenden aber manche konsequent das „Sie“, um trotz allem eine Distanz aufrechtzuerhalten. Da ist auf der einen Seite das Bedürfnis zu erzählen und auch Fotos zu zeigen, auf der anderen Seite will man vermeiden, dass die Leserinnen denken, sie würden die Bloggende wirklich kennen. Viele Leserinnen duzen aber aus Prinzip oder sie wissen (noch) nichts von der Sie-Regelung, was dann kuriose Situationen ergibt: Leserin kommentiert und duzt die Muttibloggerin Frau K., Frau K. siezt zurück. Beim nächsten Mal siezt die Leserin, und Bloggerin Frau K. duzt (aus Versehen?). Manchmal wünscht man sich als Blogleserin wirklich, irgendwo stünde, was denn nun Fakt ist.
Aber Vorschriften gibt es nicht, und das ist auch gut so. Die Netikette sagt da auch nicht viel, nur, dass in deutschsprachigen Blogs eher geduzt wird. Ist ja nicht verkehrt, wenn man flexibel bleibt und manchmal Stoff für Gedankengänge, die die Welt nicht braucht, hat.