„Liebe geht durch den Garten“ von Ulrike Hartmann

Der Titel passt schon mal, Liebe und Garten sind die zwei gro­ßen Themen in Ulrike Hartmanns Roman über Anna, die seit mehr als drei Jahren geschie­den ist, zwei Söhne hat und ihr Geld als Kinderbuchillustratorin ver­dient. Hals über Kopf pach­tet sie vor den Sommerferien einen Garten in einem Kleingartenverein. Ihr Traumgarten ist etwas ver­wil­dert und die Laube hat ein frag­wür­di­ges Innenleben, aber mit­hil­fe von Mitgärtnerinnen und ‑gärt­nern wird schnell eine Oase draus, in die sie vor den Bauarbeiten in ihrem Mietshaus flüch­ten kann.

Eine beson­ders gro­ße Hilfe beim Aufräumen und Hübschmachen des Gartens ist Paul, der gut aus­sieht, sich nett gibt, aber nichts von sich erzählt. Auch nicht, wie er zu Sabine steht, die den Garten gegen­über von Anna hat und Paul stän­dig in Beschlag nimmt, was Anna mehr und mehr wurmt. Also Anna gegen Sabine, um Paul? Im Prinzip schon, Anna unter­nimmt so eini­ges, um Zeit mit Paul ver­brin­gen zu kön­nen und ihm zu gefal­len. Paul kommt aller­dings nicht so rich­tig aus dem Knick, und letzt­end­lich ist Anna nicht bereit, sich für ihn zum Affen zu machen, eine Botschaft, die ich gut fin­de: Frau muss nicht sonst­was tun, um einen Mann sozu­sa­gen rum­zu­krie­gen, der Mann soll­te schon auch den Hintern hochkriegen.

Überhaupt ist Anna abso­lut sym­pa­thisch ange­legt, vie­le Leserinnen kön­nen sich ver­mut­lich gut mit ihr iden­ti­fi­zie­ren, und der Figurenkosmos um sie her­um ist sehr ein­la­dend, von den Söhnen und der ver­wit­we­ten Mutter über die bes­te Freundin und die Vermieterin bis zu den Leuten im Kleingartenverein. Alle sind sehr zuge­wandt mit klei­nen Fehlern, neu­tral bis rich­tig fies ist nie­mand, nicht mal Annas Ex-Mann. Mir ist das fast eine Spur zu har­mo­nisch, und wer ein Feuerwerk der Gefühle und Drama sucht, wird es in „Liebe geht durch den Garten“ nicht fin­den, die Autorin schlägt eher ruhi­ge Töne an, egal ob es um Elternsein, Liebe, Nachbarschaft oder Freundschaft geht. Wäre das Buch ein Gericht, wür­de ich sagen: Die Zutaten stim­men, die Zubereitung auch, das Ergebnis schmeckt. Ein biss­chen gefehlt hat mir eine Prise Unberechenbarkeit, Originalität, aber eher im Rückblick als wäh­rend des Lesens. Denn Fakt ist, dass das Buch sich schwer weg­le­gen lässt und die 320 Seiten sich lesen wie nichts. Ein ech­ter Wohlfühlroman, hell und ein­la­dend wie das schö­ne Cover.

Ulrike Hartmann: Liebe geht durch den Garten
320 Seiten
2019 Diana Verlag
ISBN 978–3‑453–35991‑8
9,99 Euro