Blog Action Day 2009: Climate Change

Deutschland. Es schneit. Es ist Mitte Oktober, und es schneit. Ist das zu früh? Ist das nor­mal? Wir erle­ben die Jahreszeiten heu­te anders als frü­her. Das Berufsleben der meis­ten Menschen spielt sich hin­ter geschlos­se­nen Türen ab, wel­ches Wetter ist, bekom­men wir bes­ten­falls in unse­rer Freizeit oder auf dem Weg zur Arbeit und zurück mit. Wir wol­len lan­ge, hei­ße Sommer, kur­ze Winter mit Schnee, und wenn Frühling und Herbst gar zu ver­reg­net sind, ist das Gejammer groß. Wetter ist nicht maß­ge­schnei­dert, es kommt, wie es kommt. Wie viel Einfluss hat der Mensch dar­auf? Das Klima ist stän­dig im Wandel begrif­fen, das wäre es auch, wenn es den Menschen nicht geben würde.

„Die Bezeichnung glo­ba­le Erwärmung wur­de im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre geprägt und wird oft gleich­be­deu­tend mit dem all­ge­mei­ne­ren Begriff Klimawandel ver­wen­det. Während der Begriff Klimawandel die natür­li­che Veränderung des Klimas auf der Erde über einen län­ge­ren Zeitraum beschreibt und damit die bis­he­ri­ge Klimageschichte umfasst, bezieht sich glo­ba­le Erwärmung auf die durch Menschen ver­ur­sach­te gegen­wär­ti­ge Klimaveränderung. Der damit ver­bun­de­ne Anstieg der Durchschnittstemperatur auf der Erde ist mit einer Vielzahl wei­te­rer glo­ba­ler, regio­na­ler und loka­ler Folgen ver­bun­den.“ (Wikipedia)

Es gibt Menschen, die von der Klimalüge spre­chen: Die glo­ba­le Erwärmung wäre nicht auch auf das Treiben der Menschen auf der Erde zurück­zu­füh­ren. Nun, das kann glau­ben, wer mag. Aber all die vom Menschen pro­du­zier­ten Treibhausgase, also Kohlenstoffdioxid und Co., machen die Luft für uns mit Sicherheit nicht gesünder.

In letz­ter Zeit ist mir ver­mehrt auf­ge­fal­len, dass das Thema Klimawandel sich einen fes­ten Platz in der schö­nen bun­ten Einkaufswelt erobert hat. Es ist dort in eini­gen Ecken schon län­ger prä­sent, es gibt Ökoversandhäuser und ‑zeit­schrif­ten. Bei einer Zeitschrift wie Schrot und Korn gehört es zum Selbstverständnis, dass man hier Klimafreundlichkeit sozu­sa­gen mit­ge­lie­fert bekommt. Aber nun zei­gen plötz­lich auch Discounter ein Bewusstsein für grü­ne Themen: Lidl prä­sen­tiert auf einer gan­zen Seite sei­ner wöchent­li­chen Angebotsübersicht sei­ne grü­nen Bemühungen: „Ausgezeichnet öko­lo­gisch“ ist der Text überschrieben.

Was soll uns die­ses „ECO2LOGISCH“ sagen? Warum ist das CO2 her­vor­ge­ho­ben, noch dazu grün? Etwas miss­ver­ständ­lich, die Botschaft. Davon abge­se­hen wis­sen die Kunden von Lidl, dass Lidl nicht grün ist, aber ver­kau­fen will. Grünes Handeln muss sich also loh­nen. Ich fin­de, das ist eine gute Sache. Äußerst aus­bau­fä­hig, aber ein Anfang. Denn irgend­wo muss man ja anfan­gen, wenn man etwas ver­än­dern will, oder? Mal sehen, was der Blog Action Day 2009 da bringt.

Fünf Fragen an eine Übersetzerin und einen Übersetzer

1. Wann wer­den die Übersetzer von Übersetzungsprogrammen abgelöst
(Übersetzerin)
Es sieht nicht so aus, als könn­te das in abseh­ba­rer Zeit pas­sie­ren. Dazu müss­te die elek­tro­ni­sche Datenverarbeitung wie das mensch­li­che Gehirn funk­tio­nie­ren. Sprache läßt sich nun ein­mal nicht rest­los mathe­ma­tisch beschrei­ben, und beim Übersetzen sind immer irra­tio­na­le Faktoren im Spiel, selbst wenn es sich um kno­chen­tro­cke­ne Texte handelt.

(Übersetzer)
Erst wenn ich mich der Sache ange­nom­men habe, doch war­um soll­te ich … Nein im Ernst, mit den aktu­el­len lin­gu­is­ti­schen bzw. sta­tis­ti­schen Verfahren wird das alles auf Dauer nichts wer­den. Der Algorithmus müss­te eigent­lich das gesam­te Wissen der Welt als Hintergrundwissen hin­zu­zie­hen, und die­ses müss­te stän­dig aktu­ell gehal­ten wer­den. Die sprach­li­che Seite ist da noch das gerings­te Problem.

2. Braucht man ein Diplom, um ein guter Übersetzer zu sein?
(Übersetzerin)
Prinzipiell nicht. Aber in dem Studium, das zum Diplom führt, bekommt man schon das nöti­ge Handwerkszeug mit, um sich guten Gewissens an die­se Arbeit wagen zu kön­nen. Natürlich ersetzt es kei­nes­falls die Berufserfahrung und ein gewis­ses Sprachgefühl.
Je nach Fachgebiet des zu über­set­zen­den Textes kann aber zum Beispiel auch ein Jodeldiplom von Nutzen sein.

(Übersetzer)
Meine Antwort dar­auf ist ein kla­res Jein: Es ist viel­leicht hilf­reich, wenn man eines hat. Mindestens genau­so wich­tig sind jedoch Berufserfahrung und Fachkenntnisse in den Bereichen, in denen man übersetzt.

3. Warum sind nicht alle Übersetzer in einem Übersetzerverein?
(Übersetzerin)
Ich weiß nicht, viel­leicht fehlt der Leidensdruck.

(Übersetzer)
Viele Übersetzer sind Mitglied in einem der zahl­rei­chen Übersetzerverbände. Diejenigen, die das nicht sind, wol­len viel­leicht die berufs­be­ding­te sozia­le Isolation kon­se­quent zu Ende füh­ren, oder ihnen leuch­tet nicht ein, war­um sie in einen Verein poten­zi­el­ler Konkurrenten ein­tre­ten sol­len. Das kann man so sehen, muss man aber nicht …

4. Welche Tools erleich­tern Dir das Übersetzerleben?
(Übersetzerin)
Abgesehen vom Rechner selbst, der prak­tisch unver­zicht­bar ist: das Internet. Fast immer habe ich beim Übersetzen ver­schie­de­ne Online-Glossare, eine Suchmaschine und even­tu­ell noch Wikipedia geöff­net. Natürlich fin­det man dort nicht die letz­te Wahrheit, genau­so wenig wie in den Wörterbüchern. Hier benut­ze ich vor allem die Fachwörterbücher für Technik, für Recht und Wirtschaft und mit­un­ter das Synonymwörterbuch. Bei ganz kniff­li­gen Problemen, wenn ich gar nicht mehr wei­ter weiß, grei­fe ich auch mal zum Telefon und befra­ge Fachleute.

(Übersetzer)
Neben den übli­chen Officeprogrammen vor allem CAT-Tools (spe­zi­el­le Übersetzungseditoren) und, ja, maschi­nel­le Übersetzungsprogramme. Und natür­lich auch der FineReader, vie­le Kunden schi­cken mir beson­ders gern PDF-Dateien, die zwar schön aus­se­hen, sich aber lei­der nicht direkt bear­bei­ten lassen …

5. Du warst nicht bei der BDÜ-Konferenz in Berlin. Warum?
(Übersetzerin)
Ich war zu der Zeit ander­wei­tig beschäf­tigt. Außerdem bin ich nicht Mitglied des BDÜ.

5. Du warst bei der BDÜ-Konferenz in Berlin. Was hat Dir das gebracht?
(Übersetzer)
Ich habe vie­le inter­es­san­te Vorträge gehört, Kollegen getrof­fen und jede Menge neue Ideen …

Fünf Fragen an eine Biografin

(Petra Busch)

1. Warum schreibst Du Biografien für ande­re Menschen?
Das hat meh­re­re Gründe. Zum einen ist es Teil mei­ner Arbeit als Journalistin und Texterin. Ein wun­der­schö­ner Teil! Der ist unglaub­lich span­nend. In ein ande­res Leben ein­tau­chen, gemein­sam alte Erinnerungen auf­spü­ren, zuhö­ren, Fragen stel­len, schließ­lich aus dem Gehörten ein Buch schrei­ben: Das ist Leben pur.

Zum andern gera­ten Lebenserinnerungen in unse­rer Zeit viel zu schnell in Vergessenheit. Oder es gibt erst gar kei­nen Platz für sie. Was wis­sen wir denn über unse­re Urgroßeltern und Großeltern? Über älte­re ver­stor­be­ne Freunde? Ich erle­be es in mei­ner Arbeit als ehren­amt­li­che Hospizhelferin tag­täg­lich, dass nach dem Tode eines Menschen die Angehörigen mer­ken: Wir haben die Oma eigent­lich gar nicht gekannt. Wir haben den Opa nie nach sei­nen Träumen gefragt. Uns nie dafür inter­es­siert, wie die Tante mit den neun Kindern sich wirk­lich gefühlt hat. Solche Dinge. Das macht Kinder und Enkel oft hilf­los und manch­mal auch unver­söhn­lich. Den „Schatz“ per­sön­li­cher Lebenserinnerungen zu bewah­ren, kann da Brücken bau­en. Kann trös­ten. Und zum Lachen brin­gen. Das moti­viert mich und es macht unheim­lich Spaß. Und ganz neben­bei bringt es auch Geld. :)

2. Musst Du die Menschen per­sön­lich tref­fen, für die Du eine Biografie schreibst? Oder genügt Telefonieren, Mailen usw.?
Wer Biografien schreibt, muss sein Gegenüber gut ken­nen­ler­nen, sei­ne Gestik, sein Lachen stu­die­ren, ihm in die Augen sehen. Zwischen den Worten lesen. Oft geht es auch dar­um, ver­schüt­te­tet Erlebnisse wach­zu­ru­fen. Oder dem andern „klei­ne Geheimnisse“ zu ent­lo­cken. Zusammen fül­len wir die „Schatztruhe des Lebens“ mit all den klei­nen und gro­ßen Begebenheiten, die ein Leben so ein­zig­ar­tig machen. Das geht nicht am Telefon oder per E‑Mail.

Meistens besu­che ich die Menschen in ihrem Zuhause. In ver­trau­tem Umfeld erzählt sich’s näm­lich leich­ter. Und natür­lich kommt dann auch bald der Moment, in dem jemand vom Kaffeetisch auf­steht und das Fotoalbum aus dem Eckschrank holt. Oder den Schuhkarton, in dem die Manschettenknöpfe des Papas neben dem Ehering der Cousine und einem Haarbüschel der Schwester lie­gen. Dann weiß ich: Die nächs­ten Stunden ent­füh­ren mich in ein frem­des Leben. Ich höre von glück­li­chen Jahren und bit­te­ren Tagen, von Abschieden, beruf­li­chen Erfolgen und Enttäuschungen, Kindern, Enkeln und auch von Begegnungen mit Krankheit und Tod. Von den Dingen, die jeman­den zu dem Menschen gemacht haben, der er heu­te ist.

Natürlich stel­le ich zwi­schen­durch immer wie­der Fragen, muss das auch „kana­li­sie­ren“, auch mal eine Tempopackung über den Tisch schie­ben. Oder wir besu­chen zusam­men einen Ort von beson­de­rer Bedeutung: ein Café, ein Museum, die Bank vor der Kirche, wo jemand das ers­te Rendezvous mit der Liebe sei­nes Lebens hat­te. Da spru­deln die Erinnerungen nur so. Oder ein Mensch ver­stummt plötz­lich. Auch das habe ich schon erlebt. Es sagt min­des­tens genau­so viel wie tau­send Worte und fließt auch in die Biografie ein.

Wenn ich alle Infos zusam­men habe, vie­le Stunden mit den Menschen ver­bracht, schrei­be ich. Die Kunden erhal­ten immer wie­der die aktu­el­len Texte zwecks Diskussion. Das kann dann natür­lich per Mail gesche­hen falls die Kunden, oft älte­re Menschen mit den Bequemlichkeiten moder­ner Errungenschaften ver­traut sind.

3. Was ist, wenn die Chemie zwi­schen Dir und Deinem Biografie-Kunden nicht stimmt?
Glücklicherweise ist mir das noch nie pas­siert. Natürlich gibt es Menschen, mit denen ich bei der ers­ten Begegnung warm wer­de. Bei ande­ren dau­ert es län­ger, man­che ver­mit­teln mir bis zum Schluss das Gefühl inne­rer Distanz.

Meine Biografie-Kunden sind zwi­schen 60 und 95. Viele sind herz­lich, lebens­lus­tig, besit­zen eine tol­le Ausstrahlung und sind am Leben und der Gesellschaft inter­es­siert. Selbst bei bewe­gen­den Schicksalen. Das beein­druckt mich immer wie­der. Dann gibt es aber auch die Sorte, die ihr Alter als Freibrief fürs Immer-im-Recht-sein sieht. Bei der alles exakt so funk­tio­nie­ren muss, wie sie es sich jetzt gera­de in den Kopf gesetzt hat. Und zwar sofort. Weil die Welt sich nur um sie dreht. Ich ver­su­che dann, mich ein­fach als Profi zu sehen, mir zu sagen: Das ist Dein Kunde. Der ist König. Die Schwierigkeit ist dabei, eine sol­che Biografie authen­tisch umzu­set­zen. Diesen pro­ble­ma­ti­schen oder ver­bit­ter­ten Menschen mit sei­nen Worten über sein Leben spre­chen zu las­sen. Ohne als Biografin etwas zu wer­ten, ohne eine iro­ni­sche Spitze zu hin­ter­las­sen. Ich glau­be, es ist mir bis­her immer gelungen.

Wenn die Chemie ein­mal ein wirk­lich explo­si­ves Gemisch wäre? Zuerst wür­de ich das offen anspre­chen. Könnten wir nicht klä­ren, was zwi­schen uns steht, dann hin­ge mein wei­te­res Verhalten von unse­rem Vertrag ab. Wenn mög­lich, wür­de ich den Auftrag an eine Kollegin ver­mit­teln. Vielleicht käme der Kunde mit jemand anders bes­ser zurecht?

4. Wie auf­wen­dig ist das Biografieschreiben?
Sehr. Ich inves­tie­re vie­le Wochen für ein Biografie-Projekt. Alleine die Gespräche bean­spru­chen meh­re­re Tage. Vorab und auch in der Schreibphase. Natürlich hängt der Aufwand auch vom gewünsch­ten Textumfang ab. Doch ich muss ein Leben von der Geburt bis heu­te ken­nen, um aus­wäh­len zu kön­nen, Schwerpunkte vor­zu­schla­gen. Nicht sel­ten wer­den Erinnerungen zunächst als wich­tig bewer­tet, und wenn wir dann genau­er hin­se­hen zusam­men, tau­chen plötz­lich Dinge auf, denen eine viel grö­ße­re Bedeutung zukommt. Auch das kos­tet Zeit, denn wir müs­sen umstellen.

Übrigens ist auch für den Kunden ein sol­ches Projekt sehr auf­wen­dig: Vieles Vergessene drängt wie­der ins Bewusstsein. Vieles wird auf­ge­wühlt. Und vie­les wird auch nach vie­len Jahren erst ver­stan­den und aus einem neu­en Blickwinkel gesehen.

5. Wie viel von Dir steckt in den Biografien, die Du für ande­re schreibst?
Hoffentlich nichts – außer gutem Handwerk. Sprich: einem feh­ler­frei­en, leben­dig for­mu­lier­ten Text. Autobiografien für Andere zu schrei­ben heißt ja, in die Rolle der Ghostwriterin zu schlüp­fen. Deswegen pas­se ich mich beim Schreiben dem Erzählstil und der Wortwahl der Menschen an. Eine Biografie muss authen­tisch sein, das Wesen eines Menschen ein­fan­gen. Die Leser wol­len „ihren“ Erzähler im Text fin­den, die Stimme des Vaters oder der Großmutter förm­lich hören. Darüber freu­en sie sich genau­so wie über das Erzählte selbst. Und sie erhal­ten eines der wert­volls­ten Dingen, die man sich wün­schen kann: eine Wissensquelle rund um die eige­nen Wurzeln und Familientraditionen. Gleichzeitig hal­ten sie ein Stück span­nen­de Zeitgeschichte in Händen. Darin habe ich als Biografin nichts zu suchen. ;-) Schließlich steht auch nicht mein Name auf dem Buch, son­dern der des Erzählers oder der Erzählerin.

Petra Busch im Netz: Blog und Texte für Menschen.