Komplete Näge

Gestern stand ich vor einem Schaufenster und kam ins Grübeln:  „Komplete Nägel“ war da zu lesen. Wie war es dazu gekom­men, wie konn­te das sein?

Erster Gedanke: Vielleicht hat­te jemand die zwei feh­len­den Buchstaben weg­ge­kratzt. Das gibt es ja, das ist nichts Ungewöhnliches. Allerdings waren hier kei­ne Leerstellen, kei­ne grö­ße­ren Abstände, da fehl­te nichts.

Zweiter Gedanke: Da muss­te jemand spa­ren. Sicher kos­ten die Buchstaben ein­zeln etwas, und da reich­te das Geld eben nicht für alle. Man muss­te sich also für Buchstaben ent­schei­den, deren Fehlen das Verständnis nicht voll­stän­dig unter­gra­ben würde.

Dritter Gedanke: Da hät­te jemand einen Duden gebraucht. Das wäre bei „kom­ple­te“ vor­stell­bar (ver­such­tes Englisch?), aber bei „Näge“?

Vierter Gedanke: Flüchtigkeitsfehler. Man war schön am Werken und merk­te erst am Schluss, dass da was fehlt. Aber da ließ man es lie­ber, man weiß ja, wie schwer so was von Glas abzu­krat­zen ist.

Fünfter Gedanke: Es soll Aufmerksamkeit erre­gen. Hat bei mir ja schon mal funk­tio­niert. Aber rein­ge­hen wer­de ich trotz­dem nicht. Ich bin nicht so ver­rückt auf bun­te, lan­ge Finger- und Fußnägel.

Sechster Gedanke: Es han­delt sich um eine Sprache, die ich nicht ken­ne. Aber für die ande­ren Worte auf der Scheibe gilt das nicht …

Das Bild fin­de ich ja auch schön. Diese Nägel, äh, Näge, also nein! Mit sol­chen Fußnägeln kann frau doch nur Sandalen anziehen?

Fünf Fragen an eine Deutsche in Madrid

1. Wie kommst du nach 7 Jahren in Spanien mit der Sprache klar?
Ich ken­ne im Spanischen Wörter, die ich im Deutschen nicht ken­ne … Aber natür­lich geht´s auch anders­rum. Es gibt immer noch die eine oder ande­re gram­ma­ti­ka­li­sche Verirrung, aber wohl eher aus Faulheit noch mal kurz zu über­le­gen bevor der Satz her­auspur­zelt. Ich spre­che kein Französisch, wer­de aber immer für eine Französin gehal­ten (kann das R nicht rol­len, konn­te ich schon im Russischen nicht). Man wird immer komisch ange­schaut, weil man einen Akzent hat.

2. Wird das Deutsche lang­sam zur Zweitsprache?
Ja. Wie hei­ßen denn die­se gan­zen Fischarten auf Deutsch (Speisekarte)? Oder Muskelgruppen (Sportkurs)? Mal von die­sem spe­zi­el­len Vokabular abge­se­hen, bin ich abge­schnit­ten von den neu­es­ten Sprachentwicklungen in Deutschland (da hilft auch der wöchent­li­che Spiegel nicht viel) – Alltagssprache passt sich an neue Realitätskonzepte an, mei­ne Realität ist aller­dings in Spanien.

3. Sind Spanier anders als Deutsche und war­um (nicht)?
Spanier unter­schei­den sich wesent­lich von Deutschen, vor allem in so deut­schen Eigenschaften wie Planungsfähigkeit und Pünktlichkeit. Selbst nach 7 Jahren im Land kom­me ich nicht her­um den Kopf zu schüt­teln, wenn sich an jedem 1. des Monats lan­ge Schlangen vor den Fahrkartenschaltern bil­den. Warum auch die Monatskarte eher kau­fen? Der Monatsanfang kommt jedes Mal uner­war­tet. Es fällt ihnen auch schwer, ver­bind­li­che Verabredungen zu tref­fen. Da ruft man sich eher noch­mal an, um dann zu ver­blei­ben, dass man spä­ter noch mal anruft um dann etwas aus­zu­ma­chen. Andererseits neh­men sie vie­le Sachen nicht so ver­bis­sen wie die Deutschen. Spontane Aktionen sind damit viel übli­cher. Spanier lie­ben ihr Land (Die ers­te Frage an einen Besucher ist immer: ¿Te gus­ta España?). Viele haben auch gar kei­ne Probleme mit der faschis­ti­schen Vergangenheit in der Franco-Diktatur. Viele Straßen und Plätze haben noch heu­te Namen von Franco-Generälen und Franco selbst ist noch Ehrenbürgermeister in vie­len Ortschaften.

4. Sind dir schon berühm­te Spanier über den Weg gelaufen?
Ich war­te­te gera­de vor einem Kino und neben mir war­te­te Pedro Almodovar. Natürlich wur­de er erkannt und von eini­gen Leuten um ein Autogramm gebe­ten, was ihn sicht­bar belästigte.

5. Wie fin­dest du die spa­ni­sche Küche?
Ganz toll. Ich fin­de die Selbstverliebtheit der Spanier in ihre Paella zwar über­trie­ben (ist doch nur eine Reispfanne), aber die Vielfalt an Gerichten ist groß und sie sind sehr schmack­haft. Vorsicht mit dem Knoblauch, er ist über­all. Neben Salz und Paprika wer­den aber kaum ande­re Gewürze benutzt, gekoch­te Kartoffeln sind eine Seltenheit. Viel Fisch (bei über­fisch­ten Meeren nicht unbe­dingt ver­tret­bar) und viel Fleisch. Eines mei­ner Lieblingsgerichte ist Pisto Manchego, eine Gemüsepfanne mit Paprika, Zucchini und Auberginen, oben­drauf ein Spiegelei. Kuchen kön­nen sie gar nicht backen, und wie jeder Deutsche im Ausland ver­misst man das gute Brot (dank sei den Brotbackautomaten!). Dabei ist es sehr wit­zig, dass die Spanier in Deutschland das Brot ver­mis­sen. Zu jeder Mahlzeit gibt es in Spanien näm­lich Baguettebrot dazu: Spagetti, Tomatensoße, Brot. Wozu die­ses Extra an Kohlenhydraten, kei­ne Ahnung.

*Jetzt habe ich gar nicht nach Madrid gefragt!!! Vielleicht hole ich das irgend­wann noch nach, also fünf Fragen zu Madrid – mal sehen …