Ganz in Grün: „Die Froschkönigin“ von Heinz Janisch und Barbara Korthues

Die Froschkönigin, ein Bilderbuch von Heinz Janisch und Barbara Korthues, ist im Januar 2012 erschie­nen. Los geht es mit einer wüten­den Prinzessin – sie ist unglück­lich, weil sie so allein ist und end­lich einen Prinzen haben will. Doch es gibt kaum noch Prinzen, eigent­lich nur einen, der nicht im Krieg, tot oder ver­hei­ra­tet ist – und die­ser Prinz ist schüch­tern und lebt in einem win­zi­gen grü­nen Schloss mit­ten im Wald. Die Prinzessin schreibt dem Prinzen, dass er sofort zu ihr kom­men sol­le, ihre Boten über­brin­gen den Brief. Aber der Prinz denkt nicht dar­an, zu gehor­chen, er will sei­ne Ruhe haben und blei­ben, wo er ist. So schickt schließ­lich die Prinzessin einen ros­ti­gen Ritter los, der den Prinzen holen soll.

Doch der ros­ti­ge Ritter wech­selt den Beruf, und anstel­le des Prinzen geht sein Freund, der Frosch, zur Prinzessin – und dort fügt sich alles ganz wun­der­bar. Ohne väter­li­chen Zwang (es gibt kei­nen König in die­sem Buch), auch ohne Frosch an der Wand. Dafür mit einer glück­li­chen Prinzessin, die erst Froschkönigin und dann nur noch Fröschin, ohne Krone, ist. „Die bei­den beka­men vie­le Kinder, und eines von ihnen wur­de viel­leicht spä­ter der Frosch, der als Froschkönig im Märchen berühmt wur­de.“ Ja, viel­leicht, wer weiß das schon?

Die Geschichte ist schön und lie­be­voll erzählt, mit hel­len, freund­li­chen Bildern; emp­foh­len wird das Buch für Kinder ab vier Jahren, und das stimmt so. Die Prinzessin sieht nett aus, auch wenn sie wütend ist, man merkt, dass sie nicht böse ist, son­dern unglück­lich … Ganz allein liegt sie ein­mal in einem rie­sen­gro­ßen Bett, in einem unheim­lich hohen Raum. Sie hat möh­ren­ro­tes Haar und eine expe­ri­men­tier­freu­di­ge Zweiturmfrisur; der schüch­ter­ne Prinz ist klein und dick, der ros­ti­ge Ritter hat so gar nichts Beängstigendes. Und am Schluss sind alle glück­lich, ob Mensch oder Tier, ein rich­ti­ges Happy End.

Die Illustrationen von Barbara Korthues gefal­len mir sehr: Die Menschen und Tiere sind deut­lich her­aus­ge­zeich­net, das Schloss, der Wald, die Umgebungen also, sind wie Kulissen im Theater, eher redu­ziert, mit schnel­len Strichen und flä­chi­gem Farbauftrag, sodass sie auch wirk­lich im Hintergrund blei­ben. Und die lie­bens­wer­ten Details! Ein Handspiegel mit Krönchen, Schmetterlinge, die über einer dick­gel­ben Sonne aus dem Bild her­aus­flat­tern, die blau­weiß­ka­rier­ten Decken der Botenpferde …

Also, ein Buch, das man gern anschaut und vor­liest. Und das eine gute Gelegenheit ist, das Märchen der Brüder Grimm her­vor­zu­ho­len und nach­zu­le­sen, wie das war mit dem Froschkönig und dem treu­en Heinrich …

Die Froschkönigin
von Heinz Janisch
illus­triert von Barbara Korthues
32 Seiten
Verlag Annette Betz, 2012
14,95 Euro
ISBN: 978-3-219-11509-3

Ja, wie war das noch mal mit dem Froschkönig? Dieses Märchen gibt es in etli­chen Varianten. Die, die ich ken­ne, geht so:

Es war ein­mal ein König, des­sen jüngs­te Tochter wun­der­schön war. Wenn es heiß war, ging die Königstochter in den nahen Wald, der groß und dun­kel war. Dort gab es einen Brunnen, auf des­sen Rand sich die Prinzessin setz­te und mit einer gol­de­nen Kugel spiel­te. Eines Tages fiel die Kugel jedoch in den Brunnen, der unheim­lich tief war, nichts war mehr von dem Spielzeug zu sehen. Da wein­te und schrie die Königstochter und konn­te gar nicht damit aufhören.

Bis jemand sie frag­te, was denn sei. Die Prinzessin schau­te sich um und sah einen Frosch. Sie erzähl­te ihm von der Kugel und er sag­te, er wol­le sie ihr her­auf­ho­len – wenn sie ihn lieb­ha­ben wer­de und er von ihrem Tellerlein essen, aus dem Becherlein trin­ken und in ihrem Bettlein schla­fen dür­fe. Die Prinzessin wil­lig­te ein, schließ­lich war es doch nur ein Frosch. Er hol­te ihr die Kugel, sie freu­te sich, rann­te weg und ließ den Frosch, der ihr nach­rief, zurück. Am nächs­ten Tag klopf­te der Frosch an die Schlosstür, die Prinzessin bekam einen Schreck und ließ den Frosch nicht her­ein. Ihr Vater, der König, frag­te nach; sie erzähl­te ihm alles und er sag­te: Was man ver­spro­chen hat, muss man halten.

Und so muss­te die Prinzessin mit dem Frosch Essen und Trinken tei­len. Schließlich woll­te der Frosch auch in ihr Bett, wor­auf­hin sie ihn vol­ler Ekel und Wut an die Wand warf – und dabei wur­de aus dem Frosch ein Königsohn. Eine Hexe hat­te ihn in einen Frosch ver­wan­delt, und er muss­te von einer Prinzessin erlöst wer­den. Die bei­den hei­ra­te­ten und fuh­ren in der Kutsche des Königsohns in sein Königreich, beglei­tet vom Diener des Prinzen, dem treu­en Heinrich. Während der Fahrt krach­te es drei­mal laut, und das waren die drei eiser­nen Bande, die sich Heinrich um das Herz hat­te legen las­sen, damit es ihm nicht vor Kummer über das Schicksal sei­nes Herrn zer­sprang – nun zer­spran­gen die eiser­nen Bande also, aber vor Glück.

Und wenn sie nicht gestor­ben sind, dann leben sie noch heute.

(Nacherzählt nach „Der Froschkönig oder der eiser­ne Heinrich“ in „Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“, Kinderbuchverlag Berlin 1963)