In dem Buch von Claire A. Nivola geht es um eine Meeresforscherin – und das Meer. Erzählt wird die Lebensgeschichte von Sylvia Earle, US-Amerikanerin, Jahrgang 1935, Pionierin der Meeresforschung. Ich kannte sie vorher nicht, umso faszinierender war es, einiges aus ihrem Leben zu erfahren, mit dem Meer als Beruf und Berufung. Es ist ein Bilderbuch mit relativ viel Text, wobei es auch eine Doppelseite gibt, auf der nur ein Satz steht. Ab sechs Jahren wird es empfohlen, und das passt gut. Interessant ist es aber auch für Erwachsene.
Sylvia Earle ging schon als kleines Mädchen in New Jersey auf Erkundungen, am Teich beim Haus, im nahen Wald, sie beobachtete die Pflanzen und Tiere. Als sie zwölf war, zog ihre Familie nach Florida, ans Meer. Zum Geburtstag bekam sie eine Schwimmbrille und erkundete nun das Leben im Wasser in Strandnähe. Und so ging es weiter, mit der ersten Tauchausrüstung, als Forscherin in einem Tiefsee-Unterwasserlabor, an Bord eines U‑Bootes …
Die Bilder gehen fast alle über eine Doppelseite, füllen sie jedoch nicht aus. Die Pflanzen im Buch – vom Gras bis zum Baum – sind Blatt für Blatt gemalt bzw. getupft, bunt und bewegt sieht das aus: zunächst die an Land, dann die im Meer. Denn im Meer ist auch Leben, und wie! Dennoch wirken die Bilder eher unaufgeregt, ruhig. Sie erinnern mich an Werke von Grandma Moses.
Nur fünf Prozent der Ozeane sind bisher erforscht, ist im Buch zu lesen – über die Planeten im Weltall wüssten wir mehr als über das Meer auf der Erde. Und Sylvia Earle ist der Überzeugung, „dass wir uns kaum ernsthaft darum kümmern, es schützen und in unsere Obhut nehmen werden, solange wir nicht mehr über die Wasserwelten wissen und in Erfahrung bringen“.
Und so ist es ja auch: Wir müllen unsere Meere zu, wir essen Fische, bis es keine mehr gibt, wir sind umgeben von Wasser, aber es ist uns fremd. Faszinierend, aber fremd. Das Buch gibt ein paar Einblicke in diese fremde Welt, stellt ihre Bewohner vor, unter anderem Wale und Kaiserfische, die nicht identisch sind, sondern verschieden, wie jeder Mensch und jedes Tier an Land auch. Das Buch ist keine gar so leichte Kost wie viele Kinder- bzw. Bilderbücher, es will nicht niedlich, lustig, originell usw. sein, sondern Kindern wie Erwachsenen das Meer näherbringen, ganz im Sinne von Sylvia Earle, die mehr als 7000 Stunden ihres Lebens unter Wasser verbracht hat, um „das blaue Herz des Planeten“ zu erforschen.
Claire A. Nivola: Das blaue Herz des Planeten. Die Geschichte einer Meeresforscherin
Aus dem Englischen von Brigitte Elbe (Originaltitel: Life in the Ocean – The Story of Oceanographer Sylvia Earle)
32 Seiten, gebunden
2015, Verlag Freies Geistesleben
ab 6 Jahren
ISBN: 978–3‑7725–2635‑0
15,90 Euro