„Tausche Grau gegen Wow“ von Ann-Kathrin Reuter

Grau kann auch schön sein, trotz­dem hat mich der Titel „Tausche Grau gegen Wow“ direkt ange­spro­chen und ich war gespannt, was das Buch so zu bie­ten hat. Es geht für mei­ne Begriffe etwas über­schwäng­lich los, mit „Hallo, du wun­der­vol­ler Mensch!“ in der Einleitung und eini­gen Ausdrücken in der Art hier und da. Das wur­de aber weni­ger oder es fiel mir nach einer Weile nicht mehr auf – viel­leicht konn­te ich ja doch gera­de eine Extraportion Enthusiasmus und Glitter gebrauchen?

Ann-Kathrin Reuter ist Wirtschaftspsychologin, selbst­stän­di­ge Trainerin und Coach, in den sozia­len Medien ist sie als „Frau Propeller“ unter­wegs. Und so nennt sie ihre „Begeisterungstechnik“ bzw. ihren „Charisma-Booster“ das „Propellerprinzip“. Ihr Propeller hat vier Flügel, sie ent­spre­chen den vier Hauptmerkmalen von Charisma und sind gleich­zei­tig die „vier Schritte zu ech­ter Beliebtheit“: Präsenz, Herz, Begeisterung und Selbstsicherheit.

Das ers­te Kapitel, „Tausche Grau gegen Wow“, star­tet mit einer Bestandsaufnahme, was ist Charisma, was hat man in der Hinsicht schon drauf, was ist aus­bau­fä­hig? Das nächs­te Kapitel, „Charisma und Selbsterkenntnis“, lädt zum Mitmachen ein, es lie­fert etli­che Fragen, Aufgaben, lee­re Kästen, die dar­auf war­ten, gefüllt zu wer­den, etwa zu den eige­nen Werten, per­sön­li­chen Zielen, zum Selbstbild, zu Glaubenssätzen und Dankbarkeit. Damit soll das Selbstwertgefühl gestärkt und die Basis für das fol­gen­de Kapitel gelegt wer­den: „Die 4 Schritte zu ech­ter Beliebtheit“.

Diese vier Schritte bzw. Hauptmerkmale von Charisma hat­ten wir oben bereits, es sind Präsenz, Herz, Begeisterung, Selbstsicherheit. Dazu gibt die Autorin jede Menge Input, beim ers­ten Schritt, „Präsenz – So schaffst du eine posi­ti­ve Verbindung zu ande­ren“, zum Beispiel ist „guter Small Talk“ ein Thema. Bloß drei Buchseiten, die jedoch durch­aus wei­ter­hel­fen kön­nen, wenn man zur Fraktion „Ah, Small Talk ist abso­lut nichts für mich, sor­ry“ gehört. Zum zwei­ten Schritt, „Herz – So gewinnst du ande­re für dich“, zitie­re ich mal einen „Kleinen Impuls“: „Wenn du die Kerze von jemand ande­rem aus­pus­test, wird dei­ne eige­ne nicht hel­ler. Wenn du jemand ande­ren fett nennst, wirst du nicht dün­ner. Wenn du den Tag von jemand ande­rem rui­nierst, wird dein eige­ner nicht bes­ser. Kurz: Sei kein Arsch.“ Ja, ist so. Ich hab noch eini­ge Sätze mehr im Buch mar­kiert, die ich tref­fend, pas­send, gut fand, was ich nicht oft mache.

Beim drit­ten Schritt, „Begeisterung – So ent­fachst du das Feuer in ande­ren“, taucht unter ande­rem „Humor als Katalysator“ auf und die Autorin nennt ihr „per­sön­li­ches Repertoire an Flachwitzen“, einer davon: „Was ist das Wichtigste bei Schweißausbrüchen? Das W.“ Ich hab geschmun­zelt, klar. Der vier­te und letz­te Schritt ist „Selbstsicherheit – So trittst du sou­ve­rän und über­zeu­gend auf“. Wenn man bei­spiels­wei­se Angst davor hat, was ande­re von einem bzw. einer den­ken, kann hel­fen, dass die meis­ten Menschen „den Großteil der Zeit mit sich selbst beschäf­tigt“ sind und nicht auf ande­re ach­ten. Wie viel Prozent unse­rer Lebenszeit beschäf­ti­gen wir uns wohl mit uns selbst? Steht im Buch …

Um Faktoren wie Körperhaltung, Kleidung, Stimme und um Selbstmarketing dreht sich dann das Kapitel „Der Blick von außen“. Das letz­te Kapitel, „Nur Mut: Veränderung ist mög­lich“, ist recht kurz und soll die Leserin, den Leser moti­vie­ren, anzu­fan­gen und das Gelesene umzusetzen.

Sehr sym­pa­thisch ist für mich an die­sem Ratgeber, dass er Authentizität bejaht: „Werde, wer du bist“. Denn: „Kein Mensch hat das erlebt, was du erlebt hast. Du bist schon jetzt eine Legende. Deshalb ver­stel­le dich unter kei­nen Umständen. Wenn du intro­ver­tiert bist, ver­su­che nicht extro­ver­tiert zu sein. Andere wer­den spü­ren, dass du eine Rolle spielst, und dich nicht ernst neh­men. Außerdem wird dich das enorm viel Energie und Kraft kosten.“

„Tausche Grau gegen Wow“ ist vol­ler Infos und Impulse – Quellen wer­den genannt, die Literaturliste steht am Schluss, bei Interesse kann man also wei­ter­le­sen und das ein oder and­re ver­tie­fen. Das Buch ist ein Angebot, Dinge zu über­den­ken, neu zu den­ken, gege­be­nen­falls zu ändern. Mir hat’s gefal­len und was gebracht.

Ann-Kathrin Reuter: Tausche Grau gegen Wow. In 4 Schritten zu einer posi­ti­ven Ausstrahlung und ech­ter Beliebtheit
Lektorat: Annette Gillich-Beltz
200 Seiten
2025 humboldt
ISBN 978–3‑8426–4280‑5
22 Euro

„Narben selbst behandeln“ von Nils Bringeland

Narben sind eher kein Thema in den Medien, wenn es um Gesundheit und Co. geht, dabei kommt eigent­lich nie­mand ohne Narben durchs Leben. Ob von einem Sturz, einer Verbrennung oder einer OP, klein oder groß, an wel­cher Stelle am Körper auch immer – im bes­ten Fall ist die Narbe in jeder Hinsicht unauf­fäl­lig. Manche machen aber Probleme, und wenn man aktiv wer­den will, kann man sich mit „Narben selbst behan­deln“ über die Möglichkeiten infor­mie­ren. Der Autor ist Physiotherapeut mit Schwerpunkt Narbentherapie, Narben wür­den ihn seit zwan­zig Jahren fas­zi­nie­ren, schreibt er in der Einleitung. Und dort ver­spricht er auch, dass man jede Narbe ver­bes­sern kann. Sie wer­de nicht ganz ver­schwin­den, aber „ziem­lich sicher kei­ne Beschwerden mehr berei­ten“. Das ist doch was.

Das Buch hat vier Teile. Der ers­te lie­fert grund­le­gen­de Infos: Rolle des Bindegewebes, Aufbau der Haut, was sind Narben, wie ent­ste­hen sie, wel­che Narbenformen gibt es. Der zwei­te Teil dreht sich dar­um, was man selbst tun kann: Wie beur­teilt man den Zustand der Narbe, wann kann man mit der Narbenbehandlung anfan­gen (Spoiler: am bes­ten früh­zei­tig), wie las­sen sich jun­ge und alte Narben selbst behan­deln. Als Beispiele sei­en hier pum­pen­de Kompression, Grifftechniken, leich­te Massage genannt. Es ist so einiges.

Auf den emo­tio­na­len Aspekt geht der Autor im drit­ten (kür­zes­ten) Teil des Buches ein. Wie kann man zu einem guten Umgang mit der Narbe gelan­gen, wenn sie etwa als sehr auf­fäl­lig und stö­rend emp­fun­den wird oder mit schlim­men, unan­ge­neh­men Erinnerungen ver­bun­den ist? Ein Tipp ist, sich bei Bedarf nicht davor zu scheu­en, pro­fes­sio­nel­le psy­cho­lo­gi­sche Hilfe in Anspruch zu neh­men. Im vier­ten und letz­ten Teil fin­det sich eine Übersicht an „Narbenprofis“ von Physiotherapeutin über Dermatologin bis Heilpraktiker, dar­auf folgt eine Auswahl an the­ra­peu­ti­schen Möglichkeiten: Injektionen, Lasertherapie, Hypnose, Ernährung und mehr.

Das Buch ist sicher inter­es­sant, wenn man eine pro­ble­ma­ti­sche Narbe hat, aber auch, wenn man sich über einen guten Umgang mit Narben infor­mie­ren will, ob prä­ven­tiv oder weil man bei einer alten Narbe viel­leicht doch etwas machen könn­te. Wer wei­ter­le­sen möch­te, bekommt am Schluss noch ein umfang­rei­ches Quellenverzeichnis zu Fachliteratur und Publikationen an die Hand.

Nils Bringeland: Narben selbst behan­deln. Die bes­ten Methoden zur effek­ti­ven Narbenbehandlung und ‑pfle­ge. Körperliche Beschwerden lin­dern – emo­tio­na­le Belastung verringern
Lektorat: Linda Strehl
184 Seiten
2025 humboldt
ISBN 978–3‑8426–3196‑0
22 Euro

„Die Ayurveda-Kochwerkstatt“ von Volker Mehl und Anke Pachauer

Das Buch ist in zwei Teile unter­glie­dert: „Deine Ayurveda-Gesundheitspraxis“ und „Deine Ayurveda-Kochwerkstatt“. Bei rund 170 Seiten ins­ge­samt ist der „Kochwerkstatt“-Teil etwas umfang­rei­cher. „50 Rezepte“, steht auf dem Cover, aber wenn ich mich nicht ver­zählt habe, sind es sogar ein klein wenig mehr.

In der „Ayurveda-Gesundheitspraxis“ geht es dar­um, was Ayurveda ist bzw. wie die Autorin und der Autor ihn ver­ste­hen, was es mit den fünf Elementen, zwan­zig Eigenschaften und drei Doshas (Vata, Pitta, Kapha) auf sich hat und was bei der ayur­ve­di­schen Ernährung zu beach­ten ist. Demnach gibt es sechs Geschmacksrichtungen und eine wich­ti­ge Rolle spielt Agni, das Verdauungsfeuer. Was der Körper und die Psyche nicht ver­stoff­wech­seln bzw. umwan­deln kön­nen, sind „aus­schei­dungs­pflich­ti­ge Stoffe“, Ama.

Dazu und drum­her­um wer­den jede Menge Informationen gebo­ten – wenn man bis­her nichts mit Ayurveda zu tun hat­te, muss man das sicher erst mal „ver­dau­en“. Aber man kann das Buch ja im eige­nen Tempo lesen und muss auch nicht alles sofort anwen­den kön­nen. Wie das bei Ratgebern so ist: Man fährt am bes­ten, wenn man schaut, womit man was anfan­gen und was man für sich mit­neh­men kann. Und das war für mich bei die­sem Buch durch­aus das ein oder andere.

So habe ich jetzt eine etwas kom­ple­xe­re Vorstellung davon, was Ayurveda über­haupt ist: ein ganz­heit­li­ches Konzept, das Körper, Geist und Psyche sieht, eine Lebensweise, die Balance anstrebt, ein Konzept, dem­zu­fol­ge Gegensätze sich aus­glei­chen. Und bei dem die Ernährung eine wesent­li­che Rolle spielt, was Sinn macht und zugleich eine gro­ße Chance ist, denn essen müs­sen wir alle. Ayurveda hat natür­lich bestimm­te Vorstellungen, wel­che Art Ernährung gut für den Körper ist, der Autor und die Autorin beto­nen aber, dass jeder Mensch, jeder Körper anders ist und es des­halb ganz indi­vi­du­ell ist, wel­che Ernährung gut­tut. Was gut­tut, ist auch kei­ne sta­ti­sche Sache, es ändert sich mit dem Lebensalter, der Jahreszeit, der Tageszeit …

Einfache Antworten lie­fert das Buch somit eher nicht, aber ein paar all­ge­mei­ne Tipps schon, dar­un­ter „Unsere Top-10-Tipps“, einer davon lau­tet: „Iss bunt“. Interessant fin­de ich auch die Liste von „Ausgleichsmitteln“ für gän­gi­ge Lebensmittelgruppen. Lebensmittel haben bestimm­te Eigenschaften, und wenn man ent­spre­chen­de „Ausgleichsmittel“ hin­zu­fügt, sorgt man für Balance. Milchprodukte und Eier kann man zum Beispiel unter ande­rem mit Pfeffer, Ingwer und Kardamom ausgleichen.

Die „Ayurveda-Kochwerkstatt“ star­tet mit eini­gen weni­gen Rezepten für Gewürzmischungen, Dips und Kräutergetränken zum Ausgleich, wenn es also aktu­ell einen Überschuss bei einem Dosha gibt: „Typgerecht kochen“. Die „Basic-Rezepte“ hin­ge­gen sind für alle geeig­net, man muss sich vor­her kei­ne Gedanken zu Vata, Pitta und Kapha machen. Es han­delt sich um Rezepte für Frühstück, Mittag und Abend, Beilagen und Chutneys, Salate, Fladenbrote, Süßspeisen sowie Getränke, also eine Grundlage, wenn man sich an ayur­ve­di­schem Essen ver­su­chen will.

Die Rezepte sind über­sicht­lich und teils erfreu­lich kurz, wenn sie mal län­ger sind, liegt das unter ande­rem an den Gewürzen, die im Ayurveda eine Hauptrolle spie­len. Und so schließt das Buch auch mit einer Gewürzeübersicht von Ajowan bis Zimt, mit Beschreibungen des jewei­li­gen Gewürzes und der Heilkraft.

Volker Mehl und Anke Pachauer: Die Ayurveda-Kochwerkstatt. Die Basics für Einsteiger. 50 Rezepte ohne Schnickschnack
Lektorat: Linda Strehl
171 Seiten
2024 humboldt
ISBN 978–3‑8426–3181‑6
22 Euro