Ein kleiner Hase langweilt sich und wünscht sich, das irgendetwas passiert. Da kommt ein Wolf daher und schlägt vor, sich zusammen eine Geschichte auszudenken. Er sei Buchhändler und kenne sich mit Geschichten aus. Der Hase müsse nur seine Fantasie benutzen.
Der Hase hat jede Menge Ideen, der Wolf will jedoch ein Märchen mit einem Bösewicht (= Wolf) und einem Helden (= Hase), das im Wald spielt. Und dann beginnt die Geschichte – damit, dass der Wolf den Hasen jagt. Diese Geschichte gefällt dem Hasen gar nicht, er bleibt stehen und nutzt endlich seine Fantasie, wie er es will, zeigt dem Wolf, wessen Geschichte es ist und wer ihr Held ist – er, der Hase!
Hase und Wolf laufen auf zwei Beinen und reden, auch von Mimik und Gestik wirken sie recht menschlich, das nimmt dem Wolf den Schrecken. Er hat zwar spitze Zähne, sieht aber nicht allzu wölfisch aus. Der Hase ist extrem niedlich mit seinen langen Ohren, der rosa Nase, den weißen Pfötchen, wie ein kleines Kind ist er neugierig und arglos. Aber für dumm verkaufen lässt er sich nicht. Gut so!
Die Seiten sind im Grunde weiß, was Ruhe reinbringt und die Aufmerksamkeit auf Hase und Wolf lenkt. Meist sind nur die zwei zu sehen sowie die Worte, zum Teil in verschiedenen Schrifttypen und ‑größen, mal fett, mal kursiv. Lediglich am Schluss geht die Post bzw. die Rakete ab und auf einem Ausklappposter, das vier Buchseiten groß ist, wird aus dem irdischen Weiß ein himmlisches Blau.
Also: sehr schöne Zeichnungen, eine gute Geschichte und ein Happy End, für den Wolf vielleicht nicht ganz, aber wer weiß schon, wohin ihn die Fantasie des Hasen bringt? Was mich nicht so richtig loslässt, ist, dass der Wolf sagt, er sei Buchhändler. Im englischen Original steht „librarian“, also Bibliothekar. Warum hat die Übersetzerin aus dem englischen Bibliothekar einen deutschen Buchhändler gemacht – können Kinder hierzulande damit mehr anfangen? Der Hase erwidert jedenfalls, der Wolf sehe nicht wie ein Buchhändler aus, und darauf folgt ein Dialog wie in „Rotkäppchen“ am Bett der Großmutter bzw. des verkleideten Wolfes. Vermutlich brauchte die Autorin und Illustratorin Nicola O’Byrne einen Experten, der was von Fantasie versteht und den Hasen anleiten könnte. Aber ausgerechnet ein Bibliothekar bzw. Buchhändler? Nun ja, lassen wir das.
Auf der Rückseite hat das Buchcover übrigens eine viereckige Aussparung, durch die der Hase quasi aus dem Buch schaut. Da muss man das Buch einfach in die Hand nehmen und es aufschlagen, und liest auf der letzten Seite: „Ist Fantasie nicht etwas Wunderbares?“ Ja, das ist sie.
Nicola O’Byrne: Nutze deine Fantasie … aber pass auf, was du dir wünschst!
Aus dem Englischen von Constanze Steindamm (Originaltitel: Use your imagination but be careful what you wish for!)
36 farbige Seiten, 23,8 cm x 29,9 cm
2015 Lappan Verlag
ISBN: 978–3‑8303–1225‑3
12,95 Euro