„Wilde Weihnachten“ von Andrea Schwarz

Ein Lesebuch für die Advents- und Weihnachtszeit hat Andrea Schwarz geschrie­ben, die pas­to­ra­le Mitarbeiterin, Referentin und Bibliolog-Trainerin ist und „zu den meist­ge­le­se­nen christ­li­chen Schriftstellern unse­rer Zeit“ gehört, info­miert der Verlag über die Autorin. Ein Esel auf dem Cover und der Titel „Wilde Weihnachten“ machen ja schon neu­gie­rig, wel­che Geschichten erwar­ten die Leserin, den Leser, was ist das für ein Buch?

Vom 1. Dezember bis 6. Januar gibt es jeden Tag einen kur­zen Text und/oder ein Gedicht. Alles dreht sich natür­lich um Advent und Weihnachten, und zwar in der „unge­zähm­ten“, wil­den Version, die für die Autorin mit Gott, Jesus, Josef und Maria und der bibli­schen Weihnachtsgeschichte untrenn­bar ver­wo­ben ist. Andrea Schwarz erzählt, was sie selbst erlebt und gehört hat, zitiert und inter­pre­tiert. Es sind Geschichten aus dem Garten, dem Parkhaus, dem Gottesdienst, aktu­ell und sehr heu­tig, mal zum Nachdenken, mal zum Schmunzeln, alle­samt kurz­wei­lig und auch schön anzu­schau­en mit der lila­far­be­nen, ange­nehm gro­ßen Schrift und den ein­fa­chen Illustrationen (nicht zu ver­ges­sen das Lesebändchen).

„Wilde Weihnachten“ rich­tet sich sicher vor­nehm­lich an gläu­bi­ge Menschen, ist aber auch für Fragende, Zweifelnde, Neugierige inter­es­sant, die mal ein „ande­res“ Buch zum Advent lesen wollen.

Andrea Schwarz: Wilde Weihnachten. Das ande­re Lesebuch für die Advents- und Weihnachtszeit
122 Seiten
2018 Patmos Verlag
ISBN 978-3-8436-1073-5
15 Euro

„Der Tod bringt mich nicht um. Warum ich Bestatterin geworden bin“ von Nicole Rinder

Der Titel und das Coverbild ver­ra­ten es bereits: Dies ist ein sehr per­sön­li­ches Buch. Nicole Rinder erzählt vom Tod ihres Kindes, von ihrem Leben davor und danach. Davor war sie Arzthelferin, woll­te in dem Beruf aber schluss­end­lich nicht wei­ter­ar­bei­ten, nach­dem ihr Sohn vier Tage nach der Geburt gestor­ben war, wegen eines Herzfehlers. Nicole Rinder und ihr Mann hat­ten schon in der spä­ten Schwangerschaft erfah­ren, dass ihr Kind nicht leben wür­de, es war ein lan­ger Abschied.

Danach mach­te sie eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin und begann in einem Bestattungsunternehmen zu arbei­ten, das mehr woll­te (und will) als „nur“ Beerdigungen orga­ni­sie­ren, und zwar die Hinterbliebenen tat­kräf­tig ein Stück auf ihrem Weg des Abschiednehmens und der Trauer beglei­ten. Über ihren Berufsalltag als Bestatterin, über man­che schwe­re Abschiede, schreibt Nicole Rinder empa­thisch und auf den Punkt gebracht, sie fin­det die rich­ti­gen Worte, beschö­nigt nicht den Tod, zeigt aber auch immer Trost und Hoffnung auf. Sie ist über­zeugt, dass eine Bestattung so gestal­tet sein kann, dass die Hinterbliebenen einen guten Ausgangspunkt für ihren Weg der Trauer bekommen.

Diese zwei Perspektiven auf den Tod und die Trauer in einer Person, zum einen als Betroffene, als Hinterbliebene, und zum andern als Bestatterin, die Hinterbliebene beglei­tet, macht das Buch zu etwas Besonderem. Als sehr ange­nehm emp­fand ich die Erzählweise, zwar per­sön­lich und unmit­tel­bar, aber doch mit etwas Abstand und ruhi­gen, über­leg­ten Worten. Es über­rascht nicht, dass man etli­che Gedanken aus dem Buch für sich mit­neh­men kann, und es macht auch neu­gie­rig auf ande­re Bücher der Autorin. Zum Thema Tod und Trauer hat sie zusam­men mit Florian Rauch unter ande­rem „Das letz­te Fest. Neue Wege und heil­sa­me Rituale in der Zeit der Trauer“ und „Wie Kinder trau­ern. Ein Buch zum Verstehen und Begleiten“ verfasst.

Nicole Rinder: Der Tod bringt mich nicht um. Warum ich Bestatterin gewor­den bin
Unter Mitarbeit von Franziska Roosen
Lektorat: Andrea Langenbacher
128 Seiten
Patmos 2017
ISBN: 978-3-8436-0944-9
18 Euro