Neulich hielt Dr. Konrad Büchner, der bekannte Schnökologe, in Schwarzenberg einen seiner brillanten Vorträge. Hernach bat ich ihn um ein Interview, und jetzt kann ich Euch seine Antworten präsentieren. Außerdem stellt er – exklusiv fürs Querbeet-Blog – einen Auszug aus der Schnökeböb zur Verfügung. Tausend Dank, Dr. Büchner, und mögen Ihre Vorträge immer bestens besucht sein!
Bevor es losgeht: Dr. Büchner hat natürlich eine Website: Sagenhafter Fläming
Und im Schwarzenberg-Blog gibt es einen Artikel über den Vortrag in Schwarzenberg: Das Alte Testament nach Dr. Büchner – der Knaller!
Jetzt aber: Fünf Fragen an einen Schnökologen:
1. Was ist ein Schnökologe?
Ein Schnökologe ist ein Sprachwissenschaftler, der sich mit Schnökendöns beschäftigt, also der gereimten Alltagssprache, die man im Fläming in der Vergangenheit sprach – ungefähr bis zum Dreißigjährigen Krieg.
2. Wie wird man Schnökologe?
Es ist sozusagen eine Berufung – ja, man muß den Ruf vernehmen, so möchte ich es fast etwas pathetisch formulieren (siehe auch Frage 4).
Um etwas auszuholen: in meiner Kindheit hörte ich die Alten noch davon erzählen, dass ihre Alten davon sprachen, dass die Alten ihrer Alten noch Schnökendöns von ihren Alten kannten, und man sprach sogar von den „Schnökendönschen Manuskripten“, einer geheimnisvollen Sammlung von Aufzeichnungen, Lebensbeichten, Memoiren, Testamenten, Briefen, Urkunden, Dokumenten und Zetteln in ebendieser Sprache.
Nun, um es kurz zu machen, diese Manuskripte fielen mir in die Hände und ich begann, mich mit Schnökendöns zu beschäftigen.
3. Womit beschäftigen Sie sich zur Zeit als Schnökologe?
Ich übersetze ein altes Weihnachtslied. Denn in meiner Weihnachtsstube in Bad Belzig wird jedes Jahr ein neues Lied gesungen. Bisher waren das z. B. „Ölle Jöhre wönne“ und „Öh dö Fröhlöcke“.
Aber vor allem arbeite ich z. Z. mit an dem Theaterstück „Luther, Liebe und Intrige“, welches den Aufenthalt Dr. Martin Luthers 1530 in Belzig zum Thema hat & das 2011 mit über 40 Darstellern auf der Burg Eisenhardt in Bad Belzig aufgeführt wird. Dafür habe ich die historische Beratung übernommen und werde auch selbst eine kleine Rolle spielen. Das Stück stammt übrigens von Frank Grünert und Harald Richter.
4. Gibt es noch andere Schnökologen außer Ihnen?
Nein, nicht direkt. Aber es gibt einen art- und wesensverwandten Wissenschaftler, mit dem ich in regem Austausch stehe: Prof. Olde Möhre aus den USA. Meinem Publikum in Bad Belzig ist dies inzwischen ein vertrauter Name.
5. Welche Texte in Schnökendöns haben Sie schon übersetzt?
Es sind Sammlungen zur Geschichte Belzigs, zu Wiesenburg, zur wahren Historie der Burg Eisenhardt, jeweils eine thematische Sammlung zu den weihnachtlichen und zu den vorweihnachtlichen Bräuchen der alten Fläminger (wussten Sie z. B., dass sowohl der Glühwein, als auch die Pyramide Erfindungen aus dem Fläming sind?) und meine letzte große Arbeit: die Übersetzung weiter Teile der „Schnökeböb“ – der gereimten Flämingbibel.
Daraus hier die Einleitungsworte von dem wohl bekanntesten Fläminger Heimatdichter schnökendönscher Mundart, von Johann Öthe:
Ölle Mönne hötte Quötchen
Önne Hötschen önne WötschenÖn söne Sööre wölle Wösse
Önne Ännser delö frösseDöck De Flömeländ gesritten
De Töllen ölle öbgerittenVörde ölle Schnökeböb
Rölle höppe öppetröb.Se mölle besse biete Röthe
Wösche sölle ölde Öthe.
Die Übersetzung von Dr. Konrad Büchner:
Es fragt der Mensch oft nach dem Sinn,
nach dem woher und dem wohin.Er sucht nach Antwort auf die Fragen,
die hart an seiner Seele nagen.Und nimmt sie ab, die Lebenszeit
so fragt er nach der Ewigkeit.Drum tat ich durch den Fläming wandern
Und sammelte vor allem andernGeschichten für die Fläming-Bibel.
Schlief mal im Stall, mal unterm Giebel.Auch wanderte ich manche Nacht,
hab so die Ernte eingebracht.Den Rest hab ich zu Guter Letzt
Selbst aus den Schriften übersetzt.Nun liegt sie vor euch auf dem Tisch
Begreift das Wort und handelt frisch,damit es lindre eure Nöte,
dies wünscht euch euer Johann Öthe