Franz Hohler: „Gleis 4“

Ein ruhi­ges Buch. Unaufgeregt. Eine ein­fa­che Geschichte, die in der Schweiz von heu­te spielt, Schweizer Orte und Worte inklu­si­ve, aber von vorn: Isabelle hat­te eine OP und will eine Woche spä­ter nach Italien flie­gen, um dort mit einer Freundin Urlaub zu machen. Im Bahnhof zum Flughafen bie­tet ihr ein älte­rer Mann freund­lich an, ihren Koffer die Treppe hoch­zu­tra­gen, und da sie wegen der OP noch nicht wie­der gänz­lich in Form ist, nimmt sie die Hilfe gern an. Oben auf Gleis 4 bricht der Mann jedoch zusam­men und stirbt. Isabelle hat ihn auf dem Bahnhof zum ers­ten Mal gese­hen, er ist ein Unbekannter für sie. Doch durch die Umstände sei­nes Todes und wegen eines Handys, das ihm gehör­te und im Durcheinander bei Isabelle lan­det, hört die Geschichte damit nicht auf, son­dern beginnt erst.

Isabelle kann kei­nen Schlusspunkt set­zen, der Tod des Unbekannten geht ihr all­zu nahe. Wer war die­ser Mann? Isabelle forscht nicht allein, son­dern mit ihrer Tochter und einer Frau, die dem Toten ver­bun­den war. Der Mann ver­brach­te den Großteil sei­nes Lebens in Kanada, wur­de jedoch in der Schweiz gebo­ren, ver­leb­te hier sei­ne Kindheit und Jugend – über die er als Erwachsener nie sprach. Isabelle kommt die­ser Lebensgeschichte Stück für Stück auf die Spur, und gleich­sam einem dunk­len Kapitel in der jün­ge­ren Schweizer Vergangenheit.

Eine Frau, ein Mann, zwei Kleinkinder und ein Esel unterwegs auf Korsika: „Ist das jetzt der Urlaub?“

In man­chen Büchern geht es um Dinge, die man nie tun wür­de. In ande­ren Büchern geht es um Dinge, die man selbst schon getan hat oder durch­aus tun wür­de. In „Ist das jetzt der Urlaub?“ von Christine Hutterer geht es um einen Urlaub, der für mich in die ers­te Kategorie fällt: So was wür­de ich nie tun. Aber es war ein Vergnügen, dar­über zu lesen!

2010 hat Christine Hutterer mit ihrem Mann und den zwei klei­nen Kindern, ein und drei Jahre alt, einen schon ziem­lich außer­ge­wöhn­li­chen Urlaub gemacht: Fast vier Wochen lang sind sie duch Korsika gewan­dert – mit einem Esel. Esel Bronco trug die drei­jäh­ri­ge Tochter der Familie sowie einen Großteil des Gepäcks. Der ein­jäh­ri­ge Sohn saß in der Kindertrage. Einer der Erwachsenen muss­te den Esel füh­ren, der ande­re hin­ter­her­lau­fen und wei­te­res Gepäck schlep­pen. Wenn ich dar­an den­ke, wie viel Gepäck sich bei einer Familie nor­ma­ler­wei­se ansam­melt, wenn sie in den Urlaub fährt, gera­de wenn Kleinkinder dabei sind – Windeln, Wechselsachen, Spielzeug, dies und das … Aber es geht auch mit ganz wenig, das zeigt das Buch recht eindrücklich.

Unaufgeregt, detail­liert und sehr per­sön­lich berich­tet Christine Hutterer von der Reise. Von den Unsicherheiten am Anfang, da sie kei­ner­lei Erfahrung mit Eseln hat­ten und nicht wuss­ten, was genau sie erwar­te­te. Von Improvisation, wenn es galt, Unterkünfte, Lebensmittel und Geld zu orga­ni­sie­ren auf einer zwar tou­ris­tisch erschlos­se­nen, jedoch eher ein­sa­men Route. Von vie­len guten Begegnungen und weni­gen nicht so guten. Von grö­ße­ren und klei­ne­ren Schreck-Erlebnissen auf unweg­sa­mem Gelände und mit Tieren. Auch von Momenten, in denen die Anspannung und die Verzweiflung groß war – wenn etwas schief­ging zum Beispiel und die Nerven doch mal schlapp­mach­ten und man ein­fach nur sau­er oder wütend war …

Dass sol­che Momente auch vor­kom­men in dem Buch, die gan­ze Palette von Freude über Dankbarkeit bis Ärger, macht das Ganze erst rund. So liest man eine span­nen­de Reiseschilderung und zugleich ein Familienporträt, nicht zu ver­ges­sen Esel Bronco, der sich nicht in die Karten schau­en ließ, was er nun von allem hielt, aber doch zu einem Familienmitglied wur­de, von dem am Ende der Abschied schwer­fiel. Unbedingt erwähnt wer­den müs­sen auch die tol­len Fotos: von der Landschaft sowie von den vier Hutterers – und Esel Bronco natür­lich. Es sind vie­le Fotos, die das „Mitreisen“ per­fekt unterstüzen.

Ich blei­be dabei: Für mich wäre so was nichts. Aber gele­sen habe ich das Buch sehr gern. Und Lust auf Urlaub hät­te ich jetzt auch …

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Christine Hutterer ist wie ich Mitglied im Texttreff, wir sind uns schon mal „in echt“ begeg­net, von ihrem Urlaub mit Esel auf Korsika erfuhr ich aller­dings erst viel spä­ter. Ihr Buch „Ist das jetzt der Urlaub?“ habe ich mir in mei­ner Stadtbibliothek aus­ge­lie­hen, und nach dem Lesen muss­te ich die­se Rezension ein­fach schrei­ben. Ein paar Fragen zur Entstehung des Buches hat­te ich auch noch, fürs Antworten geht ein gro­ßes Dankeschön nach München, an Christine. :)

Bist du schon mit einem Verlagsvertrag los­ge­reist oder hast du nach dem Urlaub einen Verlag gesucht?
Die Idee zu dem Buch kam erst unter­wegs. Daher hat­te ich auch noch kei­nen Verlag und schon gar kei­nen Vertrag. Das war aber viel­leicht auch ganz gut so, denn sonst hät­te ich mich unter Druck gesetzt gefühlt, etwas Besonderes erle­ben zu MÜSSEN. So war es zual­ler­erst eine Familienreise mit Abenteuercharakter.

Wie hast du die Reise fest­ge­hal­ten: Hast du wäh­rend­des­sen Notizen gemacht oder erst danach geschrieben?
Teils teils. Nach dem ers­ten Tag, der so chao­tisch war, dach­te ich, dass ich dar­über eigent­lich ein Buch schrei­ben soll­te. Dann habe ich ange­fan­gen, mir ver­ein­zelt Notizen zu machen und als wir dann mal in einem Geschäft ein Heft gefun­den haben, habe ich nach­ge­tra­gen und ergänzt.

Wie ging es mit der Buchidee bzw. dem Buch wei­ter, als ihr wie­der zu Hause wart?
Zurück zu Hause war ich begeis­tert von der Idee, über unse­re Erlebnisse ein Buch zu schrei­ben. Doch ich muss­te wie­der arbei­ten – damals war ich noch ange­stellt – und fand ein­fach die Zeit neben den bei­den klei­nen Kindern nicht, um damit anzu­fan­gen. Außerdem woll­te ich mich beruf­lich ver­än­dern und war daher im Kopf nicht frei für das Schreiben. Im Laufe des rest­li­chen Jahres ent­schied ich, mich selb­stän­dig zu machen. Und nach­dem ich bei mei­nem Arbeitgeber gekün­digt hat­te, begann ich mit dem Schreiben des Buches!

Da ich noch kei­ner­lei Erfahrung und kei­nen Kontakt zu ande­ren Autoren hat­te (das Netzwerk Texttreff kann­te ich noch nicht), trat ich dann mit dem fer­ti­gen Manuskript an Verlage her­an – so, wie man es nicht machen soll. Meinen favo­ri­sier­ten Verlag habe ich zuerst nicht ange­schrie­ben, denn ich woll­te erst das Feedback von ande­ren haben, um das Manuskript even­tu­ell noch ein biss­chen ver­bes­sern zu kön­nen. Doch irgend­wann war ich etwas frus­triert, weil ich ein­fach mona­te­lang nichts von den Verlagen hör­te, so dass ich mir ein Herz fass­te und ein Exposé und ein Probekapitel an ter­ra magi­ca schick­te. Nur weni­ge Tage spä­ter bat man mich, doch das gan­ze Manuskript nach­zu­rei­chen, und eini­ge Wochen spä­ter unter­zeich­ne­te ich den Verlagsvertrag.

Dann muss­te es schnell gehen, denn das Buch soll­te im Frühjahr erschei­nen – es war schon Ende Oktober und es muss­ten doch noch eini­ge Überarbeitungen gemacht wer­den. Aber es hat alles geklappt! Die Lektorin war sehr nett, hat­te ein offe­nes Ohr für mei­ne Fragen und hat mir erklärt, wor­auf es ankäme.

Im Frühjahr 2013 erschien das Buch dann und ich war sehr stolz, es in den Buchhandlungen zu ent­de­cken. Allerdings läuft das Marketing etwas schlep­pend. Von Verlagsseite wird lei­der – für mein Empfinden – zu wenig unter­nom­men, aber das ist schein­bar auch immer so, wenn man nicht schon eine bekann­te Autorin ist. Daher mache ich viel Marketing selbst – über mei­nen Blog und über die Webseite, ich schrei­be Outdoor- und Familienmagazine an und bie­te das Thema Eselwandern an, kon­tak­tie­re Anbieter von Eselwanderungen in Europa und ver­net­ze mich mit ihnen … Es ist müh­sam, macht aber auch Spaß.

Eure Kinder waren bei die­ser Reise ein bzw. drei Jahre alt. Erinnern sie sich noch dar­an, und an Esel Bronco?
Der Kleine erin­nert sich wohl nicht mehr dar­an, aber natür­lich weiß er aus Erzählungen und Bildern und aus dem Buch, dass er dabei war und wie der Esel hieß. Valentina hin­ge­gen kann sich noch gut erin­nern und hat auch noch lan­ge von Ereignissen erzählt, die mir gar nicht in Erinnerung geblie­ben waren. Und an den Esel Bronco erin­nert sie sich auch noch.

Euer Urlaub mit Bronco auf Korsika war 2010. Waren eure Urlaube seit­her immer so abenteuerlich?
Nein, um Himmels wil­len. Wir sind zwar nicht die Hotel- und Pauschalurlauber, son­dern fah­ren eher auf Berghütten, Campingplätze oder in Ferienwohnungen, aber das ist ja doch alles sehr gemäßigt.

Planst du schon wei­te­re Bücher?
Das ist eine gute Frage. Ich habe Ideen für meh­re­re Bücher – aller­dings nicht zuerst für Reiseerzählungen. Zwar wür­de ich ger­ne wie­der eine tol­le Reise machen und dar­über schrei­ben, aber im Moment las­sen das die äuße­ren Umstände nicht zu. Aber ich habe noch ande­re Ideen: für einen Roman und ein Kinderbuch. Mal sehen, wann ich die Ideen anpacke!

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-> Website und Blog zum Buch: ist-das-jetzt-der-urlaub.de
-> Website Christine Hutterer: lebens-werke.de

Blogger schenken Lesefreude 2014

Blogger_Lesefreude_2014_LogoIn die­sem Jahr bin ich dabei: bei „Blogger schen­ken Lesefreude“! Zum Welttag des Buches am 23. April (ein­fach zu mer­ken: 2, 3, 4 – 23.4.!) wer­de ich zwei Hörbücher aus dem Zeitbrücke Verlag ver­lo­sen: „Die Titanic und ande­re Lost Liners“ sowie „Karl der Große – Vater Europas?“ Das Hörbuch über Karl den Großen ist ganz neu, es ist in die­sem März, kurz vor der Buchmesse, erschienen.

Der Zeitbrücke Verlag macht mit sei­nen Hörbüchern Geschichte leben­dig – mit einer span­nen­den Handlung, mit bekann­ten Stimmschauspielern, mit Musik und Experteninterviews. Ich weiß, wovon ich spre­che, ich habe die­se Hörbücher lektoriert. ;)

In „Die Titanic und ande­re Lost Liners“ geht es neben der Titanic um die Empress of Ireland, die Lusitania, die Britannic, die Normandie, die Wilhelm Gustloff und die Andrea Doria. Es sind drei CDs und unterm Strich über 200 Minuten – da kann man lan­ge hören!
Die bei­den Haupterzähler Gerrit Schmidt-Foss und Ulrike Stürzbecher sind die deut­schen Stimmen von Leonardo DiCaprio und Kate Winslet ali­as Jack und Rose in „Titanic“.

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„Karl der Große – Vater Europas?“: 2014 jährt sich der Todestag von Karl dem Großen zum 1200. Male. Ein guter Anlass, um mehr über den karo­lin­gi­schen Herrscher zu erfah­ren, der im Jahre 800 zum Kaiser gekrönt wurde.
Haupterzähler sind Reiner Schöne und Cordula Trantow.

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