„Jem hört die Haie husten“ von Andreas Hüging

Jem ist elf und ver­bringt drei Wochen sei­ner Sommerferien mal wie­der auf der Nordseeinsel Hummerstrand. Aber nicht in einem Hotel oder Ferienhaus mit sei­nen Eltern, son­dern im Kurheim „Haus Horizont“, zusam­men mit ande­ren Kindern und Jugendlichen, die ent­we­der wie er „Lunge haben“ oder im Rollstuhl sit­zen, Spastiker sind usw. Lieber wäre er mit sei­nen Eltern in Griechenland, doch sein Vater will Extremsport machen und sei­ne Mutter (sagt zumin­dest der Vater) braucht mal ihre Ruhe.

Jems Lunge kommt ziem­lich schnell an ihre Grenzen, wes­we­gen er immer sein Lungenspray dabei­hat. Ausgiebig Sport machen ist für ihn nicht drin, aber ansons­ten ist er ein stink­nor­ma­ler Junge. Einer, der befürch­tet, dass die Ferien im „Hoz“, wie alle das Kurheim nen­nen, ein­fach nur lang­wei­lig wer­den. Das wer­den sie aller­dings so gar nicht: Gleich am Anfang taucht an der Inselküste ein Hai auf und Jem fin­det in sei­nem Tiramisu einen Zettel mit einer Geheimbotschaft. Als er dem Hai nach­spürt und die Botschaft ent­schlüs­selt, steckt er schon mit­ten­drin in einem Abenteuer. Beziehungsweise, sie­he Untertitel des Buches: in der „kri­mi­nells­ten Kur-Geschichte aller Zeiten“ – mit einem Verbrechen, etli­chen Verdächtigen und nicht nur einem, son­dern drei Amateur-Ermittlern.

Denn Jem ist nicht allein unter­wegs, son­dern mit der quir­li­gen Flo (sitzt im Rollstuhl) und dem super­schlau­en Bernd (ist Spastiker). Und er merkt bald: Freunde sind wirk­lich das Beste, was einem pas­sie­ren kann, wenn selt­sa­me Dinge gesche­hen, nie­mand einem glaubt, alle Erwachsenen vor Ort irgend­wie ver­däch­tig erschei­nen und die Eltern am Rad drehen …

Das Buch ist rich­tig gut geschrie­ben, es bleibt bis zum Schluss span­nend und ist zwar wit­zig, aber nicht flach, man wird in Nullkommanichts mit Jem und Co. warm und bleibt bei den lei­se­ren Szenen auch mal län­ger hän­gen. Ein abso­lu­ter Hingucker ist das Cover, das Nina Dulleck gestal­tet hat, und als Extra gibt’s auf den Buchseiten unten ein Hai-Daumenkino.

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Andreas Hüging: Jem hört die Haie hus­ten. Die kri­mi­nells­te Kur-Geschichte aller Zeiten
Lektorat: Kathleen Neumann
Umschlagillustration: Nina Dulleck
184 Seiten
ab 10 Jahren
ueber­reu­ter 2016
ISBN: 978–3‑7641–5097‑6
12,95 Euro

Gina Mayer: „Theo und Oleander und der unsichtbare Mops“

Theo bekommt eine Fünf in Mathe und steckt das wesent­lich locke­rer weg als sei­ne Eltern. Die sto­cken kur­zer­hand die Mathe-Nachhilfe von ein Mal pro Woche auf drei Mal auf, und das soll so blei­ben, bis Theo eine Drei schreibt. Dummerweise kann Theo des­we­gen nicht mehr zum Fußball und der Nachhilfelehrer wech­selt auch, Herr Oleander von neben­an soll nun mit Theo Mathe pauken.

Wie lang­wei­lig, könn­te man jetzt den­ken, Mathe, Nachhilfe, was soll das wer­den, ein Kinderbuch zum Weglegen? Keine Angst, das Buch ist von der ers­ten bis zur letz­ten Seite span­nend, lus­tig, über­ra­schend, es liest sich feder­leicht mit Sogwirkung, man kommt gar nicht weg davon. Das liegt an der Geschichte, an der Erzählweise und an den Figuren, die alle gleich­zei­tig boden­stän­dig und ein biss­chen durch­ge­knallt sind, wozu die Illustrationen von Pe Grigo, die sich durch das gan­ze Buch zie­hen, per­fekt passen.

Herr Oleander lebt mit Frau Oleander zusam­men, die jedoch nicht sei­ne Frau, son­dern sei­ne Schwester ist, Friedegard mit Vornamen, bei­de sind ziem­lich alt, aber wie alt, kann Theo nicht schät­zen, Erwachsene halt. Herr und Frau Oleander haben einen Mops namens Roswitha (yes!) und einen Untermieter, den Mathe-Studenten Tobias. Ja, und man ahnt es viel­leicht schon, statt Mathe-Nachhilfe gibt es ein rasan­tes Abenteuer – Friedegard Oleander wird ent­führt und Theo muss all sei­nen Grips und Mut zusam­men­neh­men, um sie zu ret­ten. Herr Oleander als Mathematiker ist ihm dabei nicht immer eine Hilfe, er ist eben doch eher Theoretiker …

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Gina Mayer: Theo und Oleander und der unsicht­ba­re Mops
Illustrationen von Pe Grigo
144 Seiten
ab 8 Jahren
ueber­reu­ter 2016
ISBN: 978–3‑7641–5087‑7
9,95 Euro

„Ein Hauptgewinn ist immer drin!“ von Saskia Hula und Ina Hattenhauer

Es reg­net und reg­net, und das aus­ge­rech­net in den Sommerferien, wie blöd für Winnie das Mädchen und Banane den Elefanten. Banane fischt im Hof eine bun­te Karte aus dem Regenwasser: Bei einem Preisausschreiben kann man ein Riesen-Trampolin gewin­nen. Die bei­den sind Feuer und Flamme und fül­len die Karte aus, tra­gen Bananes Adresse ein.

Und dann war­ten sie. Und es reg­net wei­ter. Und dann kommt Post, jede Menge Post: alles Werbung. An Banane per­sön­lich. So viel Werbung, dass bald das Wohnzimmer, das sie für das Trampolin leer­ge­räumt haben, bis oben hin voll ist. War es also dumm, die Adresse rauszugeben?

Man soll­te mei­nen, die Antwort wäre logisch und ein­deu­tig: Ja, es ist dumm, die eige­ne Adresse für so etwas raus­zu­ge­ben. Aber Saskia Hula und Ina Hattenhauer, von denen Text und Bilder stam­men, geben kei­ne kla­re Antwort. Denn Winnie und Banane neh­men sich schließ­lich die gan­zen Werbeprospekte und Werbebriefe und bau­en dar­aus im Wohnzimmmer eine super Weltraumstation. Und als sie damit fer­tig sind, wird auch noch das Riesen-Trampolin gelie­fert, sie haben tat­säch­lich gewonnen.

Und jetzt? Was soll uns die Geschichte sagen? Dass es okay ist, die Adresse raus­zu­ge­ben? Dass man gewinnt, wenn man bei selt­sa­men Preisausschreiben mit­macht? Ein wenig ver­wir­rend ist das schon. Oder ein­fach eine Quatschgeschichte?

Auf jeden Fall ist „Ein Hauptgewinn ist immer drin!“ kurz­wei­lig und ver­gnüg­lich zu lesen, der Text macht Spaß. Ebenso die Bilder, die mit kla­ren Linien und ein­fa­chen Farben pri­ma zu den Worten pas­sen. Besonders nett fin­de ich, dass es wie in den Pettersson-und-Findus-Büchern klei­ne Wesen gibt, die eine Parallelwelt bzw. ‑geschich­te schaf­fen: gel­be Küken, eine wei­ße Maus, ein win­zi­ger Fuchs, Frösche usw. Die Liebe zum Detail zeigt sich auch sonst in den Bildern, zum Beispiel im Elefanten-Schlafzimmer, in das Winnie und Banane alle Wohnzimmermöbel geräumt haben, damit Platz für das Trampolin ist – im Bücherregal ste­hen Titel wie „Rüsseln für Anfänger“, „Schwergewicht – na und“, „Von der Mücke zum Elefanten“, „Dicke Haut“ …

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Ein Hauptgewinn ist immer drin!
Text: Saskia Hula, Illustrationen: Ina Hattenhauer
40 Seiten
ab 5 Jahren
Nilpferd 2016
ISBN: 978–3‑7074–5172‑6
14,99 Euro