„Tinnitus. Das Selbsthilfeprogramm bei quälenden Ohrgeräuschen“ von Dr. med. Marco Weller

Wenn man nach einem lau­ten Konzert im Kopf ein Piepen, Fiepen, Schrillen hat, das nach einer Weile weg­geht. Oder wenn man irgend­wann ein Summen, Brummen oder ande­res Geräusch bemerkt, das nicht von außen kommt und nicht weg­geht, son­dern bleibt: Dann ist das Tinnitus. Kein sel­te­nes Phänomen, und so gibt es nun einen Ratgeber von Dr. med. Marco Weller dazu, der Oberarzt in einer Rehaklinik ist und Menschen mit Schwerhörigkeit, Tinnitus und Geräuschüberempfindlichkeit behandelt.

Gleich am Anfang des Buchs stellt der Autor in einer Tabelle gegen­über, was Tinnitus ist – und was er nicht ist. So ist Tinnitus kei­ne Krankheit an sich, son­dern ein Symptom. Er tritt zumeist im Zusammenhang mit einer dau­er­haf­ten oder zeit­wei­sen Hörminderung auf. Wer schwer­hö­rig ist, kann also, muss aber nicht einen Tinnitus ent­wi­ckeln. Und wer nicht schwer­hö­rig ist, aber einen Tinnitus hat, soll­te che­cken las­sen, ob nicht doch eine Höreinschränkung vorliegt.

Das Buch hat rund 140 Seiten und ist in drei Teile geglie­dert: „Tinnitus – das soll­ten Sie wis­sen“, „So wird der Tinnitus behan­delt“ und „Das kann ich für mich tun“. Zunächst geht es dar­um zu ver­ste­hen, womit man es beim Tinnitus zu tun hat. Wie kann er ent­ste­hen, was ist da los, könn­te die Halswirbelsäule invol­viert sein usw. Der Autor betont, dass im Falle eines (bis dahin viel­leicht unbe­merk­ten) Hörverlusts eine Versorgung mit Hörgerät wich­tig ist, und so fin­den sich auch Abbildungen von Hörtests bzw. Audiogrammen und kur­ze Erläuterungen dazu, außer­dem wer­den wei­te­re Untersuchungsvarianten vorgestellt.

Ein Tinnitus ist zwar sub­jek­tiv, nur die betrof­fe­ne Person hört ihn, aber er ist kei­ne Einbildung (Schmerzen zum Beispiel sind ja eben­falls sub­jek­tiv). Für die Behandlung bie­ten sich ver­schie­de­ne Möglichkeiten von Medikamenten über Hörgeräte bis kogni­ti­ve Verhaltenstherapie. Die eine Methode, die garan­tiert hilft und für alle passt, exis­tiert aller­dings nicht. Und so sind im drit­ten Teil des Buchs Tipps ver­sam­melt, was man selbst tun kann, unter and­rem pro­gres­si­ve Muskelentspannung, Qigong und bewuss­te Atmung. Das Buch schließt mit Hinweisen zum Thema Tinnitus in bestimm­ten Situationen wie Job, Reise und Freizeit. Fazit: Wer sich infor­mie­ren und selbst aktiv wer­den will, dürf­te mit die­sem Ratgeber gut bedient sein.

Dr. med. Marco Weller: Tinnitus. Das Selbsthilfeprogramm bei quä­len­den Ohrgeräuschen. Weniger Leidensdruck – mehr Lebensfreude
Lektorat: Pepe Peschel
144 Seiten
2022 hum­boldt Verlag
ISBN 978–3‑8426–3079‑6
20 Euro

„Gesundheitsratgeber chronische Niereninsuffizienz“ von Dr. med. Norbert Braun

Dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach Salz mög­lichst mei­det, ist ja recht bekannt. Wer die­sen Ratgeber zur chro­ni­schen Niereninsuffizienz gele­sen hat, wird den eige­nen Salzkonsum min­des­tens kri­tisch betrach­ten, denn er dürf­te viel zu hoch sein. Was schlecht für die Nieren ist. Genauso wie ein zu hoher Zuckerkonsum. Andere Dinge beein­flus­sen die Gesundheit der Nieren eben­falls nega­tiv – wie immer hat man nicht alles in der Hand, aber wo man anset­zen, was man selbst machen kann, erfährt man im Buch.

In sechs Kapiteln auf 160 Seiten han­delt Autor Dr. med. Norbert Braun das gan­ze Spektrum der Nierengesundheit und ‑krank­heit ab: „Das leis­ten unse­re Nieren“, „Wenn die Nieren schwä­cheln“, „Niereninsuffizienz: ein Fortschreiten hin­aus­zu­zö­gern, ist mög­lich!“, „Hilfe zur Selbsthilfe: Risikofaktoren ver­mei­den“, „Wenn eine Dialyse unaus­weich­lich ist“ und „Wer bekommt eine Transplantation?“. Seit „Darm mit Charme“ sind Gesundheitsratgeber ja ger­ne mal unter­halt­sam. Auf die­ser Schiene fährt der Niereninsuffizienz-Ratgeber nicht. Er ist eher wie ein kom­pak­tes, sehr infor­ma­ti­ves und bes­ten­falls hilf­rei­ches Gespräch mit dem Arzt, der Ärztin. Also etwas, das es im Praxisalltag zwi­schen Arzt und Patient oft genug nicht gibt, aus ganz ver­schie­de­nen Gründen.

Zunächst geht der Autor dar­auf ein, was die Nieren über­haupt leis­ten: Sie fil­tern das Blut, recy­celn für den Körper wich­ti­ge Nährstoffe, regu­lie­ren den Säure-Basen-Haushalt und den Blutdruck, pro­du­zie­ren das Hormon EPO, akti­vie­ren Vitamin D, und das ist noch nicht alles. Sie sind also extrem wich­tig, auch wenn sich das in der öffent­li­chen Wahrnehmung nicht wider­spie­gelt, wie der Autor in sei­nem Vorwort erwähnt. Artikel zu Herz und Hirn schei­nen stän­dig in den Medien zu zir­ku­lie­ren, über die Nieren eher nicht. Oder? Wie die Leber sind die Nieren ein Organ, das eine schlech­te Behandlung lan­ge erträgt, ohne mit Schmerzen auf sich auf­merk­sam zu machen. Während die Leber sich jedoch gut rege­ne­rie­ren kann, ist das bei den Nieren nicht der Fall. Man kann ein Fortschreiten einer Nierenerkrankung, der Niereninsuffizienz, viel­leicht hin­aus­zö­gern, eine Reparatur ist jedoch nicht drin.

Umso wich­ti­ger ist es, eine even­tu­el­le Erkrankung recht­zei­tig zu erken­nen und ganz all­ge­mein im Rahmen des Möglichen nie­ren­freund­lich zu leben. Wie das gehen kann, zeigt der Ratgeber. Vor allem infor­miert der Autor umfas­send zur Diagnostik, zu Behandlungsmöglichkeiten und Medikation bei Erkrankungen und Dialyse, bis zur Transplantation, wird also sehr kon­kret. Als Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Nephrologie, der als Chefarzt in Kliniken gear­bei­tet hat und jetzt eine Haus- und Nierenpraxis betreibt sowie Dialyseabteilungen in Rehakliniken lei­tet, ist er Experte und Praktiker, was das Buch aus­macht und wovon die Leserin, der Leser pro­fi­tie­ren kann.

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Norbert Braun: Gesundheitsratgeber chro­ni­sche Niereninsuffizienz. Früh erken­nen, wirk­sam behan­deln, Organversagen ver­hin­dern. Für mehr ganz­heit­li­che Lebensqualität
Lektorat: Pepe Peschel
160 Seiten
2022 hum­boldt Verlag
ISBN 978–3‑8426–3088‑8
22 Euro

„Der Survival-Guide für Mamas“ von MutterKutter

Lustigerweise ken­ne ich „MutterKutter“, ein Blog-Magazin für Mütter, nicht, mich hat­te das Cover des Buches ange­spro­chen, und wer bekommt nicht ger­ne gute Tipps für den Familienalltag? Autorinnen des Buches sind MutterKutter-Mitglieder Dorothee Dahinden, Dr. med. Judith Bildau, Kerstin Lüking und Isabel Huttarsch, die als TV-Reporterin, Frauenärztin, Hebamme bzw. Psychologin arbei­ten, was schon mal pro­fes­sio­nel­len Input für einen „Survival-Guide für Mamas“ ver­spricht. Die vier Frauen haben ins­ge­samt 16 Kinder, an eige­nen Erfahrungen fehlt es also auch nicht.

Das Buch rich­tet sich pri­mär an Mütter mit Kindern im Vorschul- und Grundschulalter und hat sechs Kapitel: „Familienalltag“, „Kita, Schule und Job“, „Wutanfälle, Wackelzahnpubertät und Schulfrust“, „Liebe, Sex und Krisenmanagement“, „Gesundheit, Fitness und men­ta­le Stärke“ sowie „Bleibe du selbst!“. Auf den rund 200 Seiten kom­men die vier Autorinnen abwech­selnd zu Wort, wer gera­de dran ist, zeigt jeweils ein gezeich­ne­tes Kopfporträt am Anfang, eine schö­ne und ein­fa­che Lösung, die zum zuge­wand­ten, locke­ren Stil des Ratgebers passt. Die Leserin wird geduzt und schwimmt wäh­rend der Lektüre qua­si im „Mama-Pool“, was net­ter ist, als Siezen oder kei­ne direk­te Anrede es gewe­sen wären. Man soll sich ja ange­spro­chen füh­len und zum Tun gebracht wer­den, dem­entspre­chend gibts auch kei­ne sei­ten­lan­gen theo­re­ti­schen Abhandlungen zu einer Problematik, son­dern der Lesestoff wird in prak­ti­schen Häppchen prä­sen­tiert: Nach ein paar Sätzen zum Thema wird es mit Tipps, einer Schritt-für-Schritt-Anleitung oder Blick auf ein­zel­ne Situationen immer ganz konkret.

Logischerweise bie­tet das Buch eine Art Basisprogramm: Die Autorinnen haben sich für eine Auswahl an Themen ent­schie­den und all­zu sehr in die Tiefe kann ein Ratgeber mit dem Umfang nicht gehen, doch das ist okay so. Die Botschaft kommt auf jeden Fall an: Mütter blei­ben Menschen, auch wenn sie jun­ge Kinder haben, die von ihnen abhän­gig sind. Sie sind eigen­stän­di­ge Personen, ihr men­ta­les und kör­per­li­ches Wohlergehen ist wich­tig und es bringt letzt­end­lich nie­man­dem etwas, wenn sie sich für die Kinder und die Familie „auf­op­fern“. Das klingt so selbst­ver­ständ­lich, fast banal, aber ver­mut­lich erken­nen sich da etli­che wie­der: zu viel allein machen wol­len, sich für alle und alles ver­ant­wort­lich füh­len, nicht Stopp sagen …

„Der Survival-Guide für Mamas“ lie­fert zahl­rei­che Ideen, Impulse und Vorschläge, wie Familien ein ent­spann­te­res Zusammenleben hin­be­kom­men kön­nen und Mütter sich nicht selbst ver­ges­sen, und das auf eine empa­thi­sche, boden­stän­di­ge, gelas­se­ne Art und Weise. Sodass sich die Leserin weder bevor­mun­det noch über­for­dert füh­len dürf­te, son­dern gut bera­ten und inspi­riert für ihren eige­nen Alltag. Was eine gan­ze Menge ist.

MutterKutter: Der Survival-Guide für Mamas. Die bes­ten Überlebensstrategien für dei­nen Familienalltag. Entspannt durch die Vor- und Grundschulzeit
Lektorat: Katia Simon
200 Seiten
2020 hum­boldt Verlag
ISBN 978–3‑8426–1616‑5
19,99 Euro