„Dachs ist weg“ von Sanna Sofia Vuori und Cara Knuutinen

Dieses Buch hat eine schö­ne Größe, fast qua­dra­tisch, reich­lich zwan­zig mal zwan­zig Zentimeter, gut für klei­ne Hände. Der Dachs aus dem Titel ist ein Kuscheltier, auch wenn er nicht weni­ger „echt“ wirkt als das Mädchen, zu dem er gehört. Dachs ist also weg, auf dem Weg zur Kita geht er ver­lo­ren. Oder bes­ser gesagt, das Mädchen geht ver­lo­ren. Denn wir, die wir das Buch lesen und anschau­en, blei­ben beim Dachs. Erzählt wird sei­ne Suche nach dem Mädchen vom Mädchen selbst: „Doch ich höre nicht. Ich bin nicht da“, „Dachs hat die Idee, dass ich viel­leicht im Park bin“ usw. Das Mädchen ist nir­gend­wo zu sehen, ver­folgt die Abenteuer von Dachs aber live mit, ist die all­wis­sen­de Erzählerin, sie spielt.

Dachs sucht unter ande­rem im Park und an der Straße nach dem Mädchen, fin­det diver­se Dinge und trifft ein Kaninchen, das nach Sandkiste und nas­sen Socken riecht, ein Knopfauge hat und „über­haupt nie wie­der­ge­fun­den wor­den“ ist. Aber gleich auf der nächs­ten Seite fin­det Dachs das Mädchen end­lich und sie umar­men sich „ganz fest“.

Eine Geschichte mit Happy End also und eine, die kei­ne Panik ver­brei­tet, son­dern trotz des durch­aus dra­ma­ti­schen Themas (das Kuscheltier ist weg!) recht ruhig bleibt. Für das Kaninchen gibt es auch ein glück­li­ches Ende, auf dem letz­ten Bild ist es bei Mädchen und Dachs zu Hause und die Mama des Mädchens rub­belt es vor­sich­tig trocken.

Das Buch ist in war­men, herbst­li­chen Farben gehal­ten, es scheint Herbst oder begin­nen­der Winter zu sein, Blätter fal­len und die Bäume sind kahl, das Mädchen ist kusch­lig ange­zo­gen, mal reg­net es. Meist erstre­cken die Bilder sich über eine Doppelseite, sie laden ein, mit Dachs zusam­men Menschen, Sachen und Natur zu ent­de­cken – und natür­lich das Mädchen zu suchen. Ein Handschuh als Dachsmütze, eine Krähenfamilie, die ver­ges­se­ne Gummistiefel anpro­biert, Eichhörnchen im Auto und ande­re Szenen einer kind­li­chen Fantasie sind in Wort und Bild wun­der­bar und unauf­ge­regt umge­setzt. Die Texte sind kurz und ein­fach gehal­ten und in einer gro­ßen Schrift. Ein schö­nes Buch.

Dachs ist weg
Text: Sanna Sofia Vuori
Illustrationen: Cara Knuutinen
Aus dem Schwedischen von: Susanne Dahmann
32 Seiten
ab 3 Jahren
2024 Verlag Urachhaus
ISBN 978–3‑8251–5404‑2
17 Euro

„Die Ayurveda-Kochwerkstatt“ von Volker Mehl und Anke Pachauer

Das Buch ist in zwei Teile unter­glie­dert: „Deine Ayurveda-Gesundheitspraxis“ und „Deine Ayurveda-Kochwerkstatt“. Bei rund 170 Seiten ins­ge­samt ist der „Kochwerkstatt“-Teil etwas umfang­rei­cher. „50 Rezepte“, steht auf dem Cover, aber wenn ich mich nicht ver­zählt habe, sind es sogar ein klein wenig mehr.

In der „Ayurveda-Gesundheitspraxis“ geht es dar­um, was Ayurveda ist bzw. wie die Autorin und der Autor ihn ver­ste­hen, was es mit den fünf Elementen, zwan­zig Eigenschaften und drei Doshas (Vata, Pitta, Kapha) auf sich hat und was bei der ayur­ve­di­schen Ernährung zu beach­ten ist. Demnach gibt es sechs Geschmacksrichtungen und eine wich­ti­ge Rolle spielt Agni, das Verdauungsfeuer. Was der Körper und die Psyche nicht ver­stoff­wech­seln bzw. umwan­deln kön­nen, sind „aus­schei­dungs­pflich­ti­ge Stoffe“, Ama.

Dazu und drum­her­um wer­den jede Menge Informationen gebo­ten – wenn man bis­her nichts mit Ayurveda zu tun hat­te, muss man das sicher erst mal „ver­dau­en“. Aber man kann das Buch ja im eige­nen Tempo lesen und muss auch nicht alles sofort anwen­den kön­nen. Wie das bei Ratgebern so ist: Man fährt am bes­ten, wenn man schaut, womit man was anfan­gen und was man für sich mit­neh­men kann. Und das war für mich bei die­sem Buch durch­aus das ein oder andere.

So habe ich jetzt eine etwas kom­ple­xe­re Vorstellung davon, was Ayurveda über­haupt ist: ein ganz­heit­li­ches Konzept, das Körper, Geist und Psyche sieht, eine Lebensweise, die Balance anstrebt, ein Konzept, dem­zu­fol­ge Gegensätze sich aus­glei­chen. Und bei dem die Ernährung eine wesent­li­che Rolle spielt, was Sinn macht und zugleich eine gro­ße Chance ist, denn essen müs­sen wir alle. Ayurveda hat natür­lich bestimm­te Vorstellungen, wel­che Art Ernährung gut für den Körper ist, der Autor und die Autorin beto­nen aber, dass jeder Mensch, jeder Körper anders ist und es des­halb ganz indi­vi­du­ell ist, wel­che Ernährung gut­tut. Was gut­tut, ist auch kei­ne sta­ti­sche Sache, es ändert sich mit dem Lebensalter, der Jahreszeit, der Tageszeit …

Einfache Antworten lie­fert das Buch somit eher nicht, aber ein paar all­ge­mei­ne Tipps schon, dar­un­ter „Unsere Top-10-Tipps“, einer davon lau­tet: „Iss bunt“. Interessant fin­de ich auch die Liste von „Ausgleichsmitteln“ für gän­gi­ge Lebensmittelgruppen. Lebensmittel haben bestimm­te Eigenschaften, und wenn man ent­spre­chen­de „Ausgleichsmittel“ hin­zu­fügt, sorgt man für Balance. Milchprodukte und Eier kann man zum Beispiel unter ande­rem mit Pfeffer, Ingwer und Kardamom ausgleichen.

Die „Ayurveda-Kochwerkstatt“ star­tet mit eini­gen weni­gen Rezepten für Gewürzmischungen, Dips und Kräutergetränken zum Ausgleich, wenn es also aktu­ell einen Überschuss bei einem Dosha gibt: „Typgerecht kochen“. Die „Basic-Rezepte“ hin­ge­gen sind für alle geeig­net, man muss sich vor­her kei­ne Gedanken zu Vata, Pitta und Kapha machen. Es han­delt sich um Rezepte für Frühstück, Mittag und Abend, Beilagen und Chutneys, Salate, Fladenbrote, Süßspeisen sowie Getränke, also eine Grundlage, wenn man sich an ayur­ve­di­schem Essen ver­su­chen will.

Die Rezepte sind über­sicht­lich und teils erfreu­lich kurz, wenn sie mal län­ger sind, liegt das unter ande­rem an den Gewürzen, die im Ayurveda eine Hauptrolle spie­len. Und so schließt das Buch auch mit einer Gewürzeübersicht von Ajowan bis Zimt, mit Beschreibungen des jewei­li­gen Gewürzes und der Heilkraft.

Volker Mehl und Anke Pachauer: Die Ayurveda-Kochwerkstatt. Die Basics für Einsteiger. 50 Rezepte ohne Schnickschnack
Lektorat: Linda Strehl
171 Seiten
2024 humboldt
ISBN 978–3‑8426–3181‑6
22 Euro

„Folge deinen Träumen“ von Kobi Yamada und Charles Santoso

Das Buch ist rela­tiv groß, so hoch wie und etwas brei­ter als A4. Auf der Rückseite des Einbands steht bloß ein Satz: „Empfohlen für 99-Jährige und Jüngere“. Da kann man sich jetzt natür­lich fra­gen, war­um nicht für 100-Jährige oder Ältere, aber schon klar, für jedes Alter also. Es ist ein Bilderbuch bzw. Geschenkbuch, jedoch keins mit einer Geschichte. Im Mittelpunkt ste­hen die Sprüche, in der Regel einer pro Doppelseite. Die Seiten sind sehr luf­tig, viel freie Fläche. Die Schrift ist ange­nehm groß, nicht zu groß. Und zu jedem Spruch gehört eine Illustration mit einem unheim­lich nied­li­chen Waschbären, der ja auch auf dem Cover zu sehen ist. Manchmal sind noch Gegenstände auf dem Bild (Bücher, Wegweiser), ein Stück Natur (Baum, Meer) oder ande­re (eben­falls sehr süße) Tiere. Die Bilder sind in Sepia gehal­ten, mit sicht­ba­ren Strichen, was gera­de das Fell der Tiere „leben­dig“ und weich wir­ken lässt, wie das von man­chen Spielzeugkuscheltieren. Die Körperhaltung und der Gesichtsausdruck des klei­nen Waschbären pas­sen zum jewei­li­gen Spruch, mal ist er eif­rig bei der Sache, mal froh, mal nie­der­ge­schla­gen. Die Bilder sind sehr auf­ge­räumt, man kann sie schnell erfas­sen, was sie viel­leicht auch für Kleinkinder ganz anspre­chend macht (zusätz­lich zum knuf­fi­gen Waschbären).

Die Sprüche sind eher kurz, ein, zwei oder drei Sätze, ein­mal vier. Am Anfang ist ein etwas län­ge­rer Text, eine Art Einleitung oder Einstimmung mit der Botschaft „Greife beherzt nach dei­nen Träumen und hal­te sie fest“. Ein Spruch als Beispiel: „Ein Traum ist wie eine offe­ne Tür in eine hel­le­re Welt. Spring hin­durch!“ Solche Sprüche kann man mögen oder nicht, die eine kann was damit anfan­gen, der ande­re nicht. Wenn man selbst oder die Person, die beschenkt wer­den soll, Mutmachersprüche pri­ma fin­det, über die man sich durch­aus Gedanken machen und die gera­de rich­tig kom­men kön­nen, dann ist das Buch sicher eine gute Wahl.

Folge dei­nen Träumen. Wie du dei­nem Mut auf die Sprünge hilfst
Text: Kobi Yamada
Illustrationen: Charles Santoso
Übersetzung: Gerda M. Pum
Editiert von: Amelia Riedler
Korrektorat: Julia Augustin, Rena Ziehnert
48 Seiten
2024 Adrian & Wimmelbuchverlag
ISBN 978–3‑9858–5190‑4
14,95 Euro