Drei Bücher ab vier Jahren – und ich schreibe bewusst nicht „für Kinder“. Noch dabei? Los gehts mit „Tom und die Schimpfwortpolizei!“, geschrieben von Philip Militz und mit Bildern von Kai Pannen. Tom ist ein Junge undefinierbaren Alters mit einem Büschel Haupthaar und einer großen Nase. Er scheint ein heiteres Gemüt zu haben, denn man sieht ihn nur mit fröhlichem Gesicht – wenn er nicht gerade Karl-Bruno Bitterbeck vom Dussel-Dezernat der Schimpfwortpolizei begegnet.
Dass Tom so ein (unnormal) ausgeglichenes Kind ist, muss daran liegen, dass er Schimpfwörter sammelt und bei passenden Gelegenheiten vor einer staunenden bis flüchtenden Zuhörerschaft zum Besten gibt. Ein Buch also, in dem sich alles um Schimpfwörter dreht. In dem aber kein einziges Schimpfwort geschrieben steht. Kai Pannen hat sie gemalt, die Schimpfwörter, und die Leser, Zuhörer und Betrachter des Buches können bittesehr herausbekommen, um was es sich handelt. Ganz schön knifflig, ehrlich. „Blindes Huhn“ (entzückendes Bild!), Arsch mit Ohren, Schweinepriester – das geht ja noch, da grübelt man nicht lang. Aber, aber …
Eine Geschichte gibt es natürlich auch, und ihr Höhepunkt ist die Begegnung des „größten Schimpfwortvirtuosen aller Zeiten“ (= Tom) mit dem Schimpfwortpolizisten Bitterbeck. Der hat zwar Schimpf-und-Schande-Hörrohre, einen Fluchschrubber und Anti-Schimpf-Seife, aber gegen Tom kommt er doch nicht an. Dessen Schimpfwortsinfonie bringt den Kommissar fast zum Platzen, und plötzlich strömt seine Schimpfwortsammlung aus 40 Dienstjahren auf Tom ein – der fleißig in seinem Notizbuch mitschreibt. Fröhliches Raten wünsche ich!
Und komme zu Buch Nummer zwei …
… „ABC3D“ von Marion Bataille. 26 Buchstaben dreidimensional und so gestaltet, dass man das Buch immer wieder durchblättern möchte. Am besten kam bisher beim kindlichen Publikum die Seite mit dem V beziehungsweise W an, das V spiegelt sich und wird zum W. Mit der Spiegelfolie lässt es sich herrlich herumalbern … Das S kommt auf den zweiten Platz: Wenn man vom R aufs S umblättert, drehen sich die Spiralen im S. Sehr hübsch!
Wenn Kinder das Buch in der Hand haben, ist der schreckliche Erwachsene versucht, ständig zu sagen: Pass auf! Mach vorsichtig! Denn die Buchstabenbauwerke sind zwar nicht filigran, aber doch nicht schwer kaputtzukriegen. Und Marmeladen- und andere Flecken haben Große auch nicht gern in solche schönen Büchern… Aber – ich kann mir kaum eine bessere Art und Weise vorstellen, um Kindern das ABC näherzubringen. Wirklich.
Das dritte Buch kommt aus Finnland: „Tatu und Patu und ihre verrückten Maschinen“. Die Brüder aus Seltsamhausen erfinden Maschinen, die die Welt (nicht) braucht, das ist Technik, die Kinder (und Größere) garantiert begeistert. Da wäre zum Beispiel die Guten-Morgen-Maschine. Hat das Kind Probleme mit dem Aufstehen, kommt es nicht aus dem Bett und wenn, dann nur mit schlechter Laune und Gemaule? Ab in die Guten-Morgen-Maschine! Mit Federn wird es wachgekitzelt, dann auf dem Schüttelsitz wachgerüttelt, eine Ladung Wasser ins Gesicht, Essen in der Frühstückskapsel, Waschen, Schminken, Zeitunglesen, Anziehen, Abschminken – und fertig. Ab in den Kiga, ab in die Schule! Patent!
Was es noch gibt? Den Pfützenautomat (wider die Schlaglochlosigkeit der Straßen!), den Ekelzutaten-Entferner (Ich hasse Oliven!), die Vielzweck-Brille (Regenschirm, Airbag, Drahtseil, Becherhalter, Karten, Lampe – das alles und mehr in einer Brille!) und so weiter und so fort. Ich muss mir mal eben den Mini-Mach genauer anschauen, tschüss!
Tom und die Schimpfwortpolizei!
Philip Militz und Kai Pannen
Lappan Verlag, 2009
ISBN 978–3‑8303–1143‑0
12,95 Euro
ABC3D
Marion Bataille
Macmillan USA, 2008
ISBN 978–1‑59643–425‑7
13,95 Euro
Tatu und Patu und ihre verrückten Maschinen
Aino Havukainen und Sami Toivonen
Thienemann Verlag, 2010
ISBN 978–3‑522–43648‑9
12,90 Euro