„… und jeder will ein Held sein und irgendeine Heldentat vollbringen“

In vie­len Blogs, Mode- und Mädchenblogs, greift sich die Bloggerin eine Zeile aus einem Lied, einem Gedicht, auch mal aus „Faust“, das kommt vor, und das ist dann der Blogartikeltitel. Manchmal fol­gen nur Fotos von irgend­ei­nem Outfit, manch­mal ein paar Worte dazu, mal weni­ge, mal vie­le. Oft hat der Titel über­haupt nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun, jeden­falls nicht für eine Leserin, die nicht in den Kopf der Bloggerin schau­en kann. Würde ich auch gar nicht wollen.

Hier in mei­nem Blog ist das ja alles total auf­ge­räumt, der Titel führt garan­tiert nicht in die Irre, was der Titel ver­spricht, hält der Artikel. Manchmal ist er eher schwam­mig oder sehr andeu­te­risch, aber ich will ja nur spie­len. Für die­sen Artikel hab ich mir die Zeile eines Liedes genom­men, ich will auch mal Modemädchenbloggerin sein. Aber Fotos von mir gibts hier nicht. Dafür eins, das ich letz­te Woche gemacht habe, auf dem Nachhauseweg. Kurz vor dem Abend, bei Einbruch der Dunkelheit. Ein Licht.

„… und jeder will ein Held sein und irgend­ei­ne Heldentat voll­brin­gen // So auch ich natür­lich, // ich will der, der dich hier her­aus­holt sein.“ Das ist mal wie­der typisch Element of Crime. Die letz­te Zeile hol­pert der­ma­ßen am Ende, das tut fast weh beim Lesen. Aber wenn Sven Regener das singt: Das muss so. Ist wohl so was wie ein Liebeslied, „Bitte bleib bei mir“ heißt es. Passt aber auch, wenn es um den letz­ten Abschied geht, wie der Tod euphe­mis­tisch genannt wird, hin und wie­der, gera­de eben. Wobei man da so gar nicht Held sein kann, wenn jemand stirbt. Was will man da für eine Heldentat voll­brin­gen? Wenn das Zurückholen nicht geht. Das Herausholen. Und nein, es ist kei­ne Heldentat, wei­ter­zu­le­ben. Das geht (meist) von allein.

Am Freitag ein Jahr

Vor einem Jahr, am 26. März 2009, einem Donnerstag, schrieb ich den ers­ten Artikel fürs Querbeet-Blog: „Lecker essen mit Farbstoff und Aroma“. Der Post, den Ihr heu­te hier lest, ist der 171.

Diese Zahl neh­me ich mit in mein klei­nes Spiel. Dafür brau­che ich vier CDs von Element of Crime, näm­lich

  1. Damals hin­term Mond (1991)
  2. Weißes Papier (1993)
  3. Die schö­nen Rosen (1996)
  4. Romantik (2004)

Die ers­ten Wörter der zehn bezie­hungs­wei­se elf Lieder jeder CD, ins­ge­samt 171 Wörter, erge­ben – was? Irgendwas. Ich will doch nur spielen…

(1) Das Leben lief im Schweinsgalopp / Jetzt sit­zen wir schon wie­der hier / Schöne Menschen, wo du immer hin­siehst / Ein völ­lig nutz­lo­ser Mensch steht auf / Der Kopf gewa­schen / Den Kragen hat er umge­dreht / Drüben am Horizont / Ein schma­ler Streifen Schenkel / Wie es mir geht / Kauf dir ein Säckchen voll Blei /

(2) Ich war­te am Bahndamm / Im Gepäck nicht mehr als sie­ben Sachen / Das Glas, aus dem du nie getrun­ken hast / Draußen hin­term Fenster / Ein alter Mann / Öffne nicht die Zähne / Merkst du / Ihr Herz ist kalt / Getrunken hab ich wenig / Laß mich noch eine rau­chen, dann auf / Ich nehm dei­ne Katze /

(3) Wir hocken uns trau­rig / Mit zit­tern­den Händen / Über Nacht / Ich schrei­be dei­nen Namen / In mei­nem Schädel / Ich lau­fe wie ein Trottel / Kurz vor der ers­ten Straßenbahn / Braungebrannte Arme / See them tumb­ling down / Freut mich /

(4) Ich lie­ge nur noch hin­term Haus / Am Ende der Straße / Wir haben viel zu lang geschla­fen / Siehst du die­sen Teller / Nimm die Hände / Ich wisch / Alle vier Minuten / Es reg­net / Wann kommt der Wind / Ich weiß auch noch nicht /

Immer da wo du bist bin ich nie

Am 18. September kommt die neue CD von Element of Crime her­aus, sie trägt den schö­nen Titel „Immer da wo du bist bin ich nie“. Das ist doch mal ein Titel für Kommajünger und Auseinandernehmerinnen. Auf die Kommas, die nicht da sind, gehe ich mal nicht ein, das ist ja egal, sol­len die das machen, wie sie wol­len, viel­leicht hät­ten die Kommas ins­ge­samt betrach­tet zu viel Extrakosten beim Druck ver­ur­sacht, viel­leicht ist das der Beitrag von EOC zum Umweltschutz, der ist ja bei allen Wirtschaftsunternehmen sehr groß die­ser Tage.

Was mich mehr inter­es­siert ist, wie das gehen soll, dass ein Mensch immer da ist, wo der ande­re nicht ist. Das geht natür­lich schon, aber wenn man hier krü­mel­ka­cke­risch wird, müss­te man sagen, dass unter die­sen Bedingungen die­se Menschen sich ja eigent­lich nicht ken­nen kön­nen bzw. sich zumin­dest noch nie in per­so­na getrof­fen haben. Das klingt fast nach den Königskindern, die ein­an­der nicht krie­gen, die Version des Internetzeitalters sozusagen.

Oder aber es ist die mit leicht nöli­ger Stimme vor­ge­tra­ge­ne Klage eines Mannes (aber ja doch!), des­sen Freundin gar zu aktiv ist, und der des­halb mit Verallgemeinerungen und Absolutheiten nicht gera­de zurück­hal­tend umgeht. Hm, das passt viel­leicht nicht so ganz, es wür­de bes­ser pas­sen, wenn der Titel lau­te­te „Immer da wo ich bin bist du nie“ … Aber bevor ich hier all­zu aus­schwei­fend wer­de, bre­che ich das mal ab und höre mir mor­gen das Lied ein­fach an.