Vernünftig zu essen, wenn man einen Vollzeitjob hat, ist machbar. Wie das funktioniert, zeigt Sven Bach mit seinem Buch „Jobfood“. Und zwar, wie ich finde, ziemlich überzeugend. Das Buch hat zwei Teile, „Ernährungstatort Arbeitsplatz“ mit rund 60 Seiten und „Sven Bachs Jobrezepte“ mit über 70 Seiten. Im ersten Teil gehts darum, was oft falsch läuft mit der Ernährung im Arbeitsalltag, wie gesunde Ernährung generell aussieht, wie man im Job schlank bleibt oder wird (mit der Minus-20-%-Regel) und wie man es nun hinkriegt, gesunde Ernährung mit dem Job in Einklang zu bringen.
Dieser erste Teil liefert jede Menge praktische Tipps: Essens-Musterpläne für unterschiedliche Berufsgruppen (Vielsitzer, Vielfahrer, Teilzeitarbeiterin, körperlicher Arbeiter, Nachtarbeiter), Vorschläge für sättigende, leckere Frühstücke und Pausensnacks, zur Bewegung im Arbeitsalltag usw. Es gibt nicht allzu viele Bilder, dennoch ist das Layout abwechslungsreich: unter anderem durch kleine grüne Notizzettel am Rand, die mit grünem, gepunktetem Masking Tape „festgeklebt“ sind, durch farbige und unterschiedliche Schriften, durch kurze Exkurse in grünen Kästen und Specials mit weißer Schrift auf schwarzem Untergrund. Das klingt immer noch relativ zurückhaltend und ist es auch, der Text steht klar im Vordergrund.
Die Rezepte im zweiten Teil des Buchs sind in vier Gruppen untergliedert: „Frühstück“, „Mittagspause“, „Feierabend und eine Zusatzportion für Ihre Mittagspause am nächsten Tag“ sowie „Süßes Brainfood für zwischendurch“. Das Prinzip ist also, abends frisch zu kochen und zwar genug, dass es noch für ein Mittagessen reicht. Deswegen finden sich unter „Feierabend“ warme Rezepte von Suppen über Pasta bis Fisch und bei „Mittagspause“ Aufstriche und Salate. Im Inhaltsverzeichnis stehen die Rezeptgruppen, ein Rezeptregister hat das Buch nicht. In der Regel ist auf einer Seite ein Rezept, hin und wieder komplettiert das passende Foto die Doppelseite. Bei jedem Rezept sind Zutaten, Zubereitung, Zubereitungszeit und Nährwerte pro Portion angegeben. Die Zubereitung dauert maximal eine halbe Stunde, die Zutaten sind übersichtlich gehalten, man hat sie vielleicht nicht in jedem Fall zu Hause vorrätig, aber ausgefallen sind sie nicht.
Ich finde so ziemlich alle Rezepte ansprechend und besonders gefällt mir, dass Sven Bach Gemüse einbezieht, vor dem man sich sonst lieber drückt, zum Beispiel Wirsing, Weißkohl und Steckrübe. Es ist eine bunte, vielfältige Küche, drei Beispiele: Feta-Kichererbsen-Aufstrich, Bulgurpfanne, Mediterraner Fischtopf. Ausprobiert habe ich bisher ein Rezept, die Feuerspätzle. Das war so ein Essen, das richtig zufrieden macht – schnell gekocht, schön anzusehen, sehr lecker und sättigend. Perfekt!
Mich hat das Buch motiviert, mal wieder kritisch zu schauen, was in Bezug auf Essen gut läuft und was nicht, was ich anpacken sollte. Geht ja wahrscheinlich vielen so: Man weiß, was gut und gesund ist, aber im Alltag ist die Versuchung doch groß, zum schnellen, fertigen Essen zu greifen, ob im Imbiss oder im Supermarkt. Wird ja auch überall suggeriert, dass Fertigessen prima und enorm schmackhaft ist. Warum dann selbst kochen?
Warum – das bringt Sven Bach auf 148 Seiten locker und ohne zu dozieren rüber, auch wenn einmal zu oft von „Hüftgold“ die Rede ist. Männer und Frauen sind gleichermaßen angesprochen, weswegen im Vorwort nicht nur „Liebe Leser“, sondern ruhig „Liebe Leserinnen und Leser“ hätte stehen sollen. Wer Essenspläne mit genauen Vorgaben mag, kann sich freuen, zum einen über die oben erwähnten Musterpläne, zum andern über einen Wochenplan mit Übersicht und Einkaufsliste. Spannend ist in jedem Fall, wie schnell 2000 Kalorien (der durchschnittliche Tagesbedarf) zusammenkommen. Deswegen auf Schokolade, Wurst und Co. verzichten? Nicht bei Sven Bach, der von Diäten und Verzicht auf Dinge, die man gern isst, nichts hält. Und wenn das einer sagt, der seit zwanzig Jahren Menschen in Ernährungsfragen berät …
Sven Bach: Jobfood. Schlank und gesund im Arbeitsalltag
Lektorat: Ulrike Schöber
148 Seiten
2018 humboldt
ISBN 978–3‑86910–332‑7
19,99 Euro