Nach Schweden! Auswandern ins Tack-Tack-Land

Beginnen wir mit den Kuckuks. Die Kuckuks leb­ten bis Anfang 2008 in Weißenfels bei Leipzig. Sie sind nach Schweden aus­ge­wan­dert, um dort wie­der arbei­ten zu kön­nen, sie woll­ten nicht mehr auf Hartz IV ange­wie­sen sein. „Mein neu­es Leben – Schweden“ ist ein „Ratgeber zum Einwandern, Leben und Arbeiten“, der Auswanderern wie den Kuckuks eine gro­ße Hilfe sein kann.

Während ich das Buch las, dach­te ich: Oh Schreck, so viel zu beach­ten, mei­ne Güte! Nachdem ich das Buch aus­ge­le­sen zur Seite gelegt hat­te, kam mir Auswandern jedoch nicht mehr so dra­ma­tisch vor. Das Buch lie­fert kun­dig und kom­pakt Informationen zum Aus- bzw. Einwandern, zum Sozialen System, zur Sprache, zur Kultur usw. Die Autorin des Buches, Ricarda Essrich, hat das Wesentliche zusam­men­ge­tra­gen und nur eines ver­ges­sen – das Wetter in Schweden. Aber dazu später.

Das wich­tigs­te Kapitel ist viel­leicht „Erste Schritte“: Personennummer bean­tra­gen, Wohnung fin­den, Handy vor­erst behal­ten, Schulsystem, Einkaufen … Merke:

  • Die Sommerferien in Schweden dau­ern 8 bis 10 Wochen. Da kann man sich lan­ge als Michel oder Britta, Inga, Lasse, Bosse und Co. fühlen …
  • Lebensmittel sind um die 20 % teu­rer als in Deutschland.
  • Fürs Schwedischlernen gilt das Gleiche wie für alle ande­re Sprachen: Sprechen! Oder sin­gen! (Und zwar im Chor. Auch eine Idee, da wäre ich nicht unbe­dingt drauf­ge­kom­men.) Und nicht davor drü­cken, indem man auf Englisch oder Deutsch aus­weicht! Wenn man schon in Deutschland anfängt, Schwedisch zu ler­nen, kann man auf http://8sidor.lattlast.se Artikel aus schwe­di­schen Zeitungen lesen und zugleich anhö­ren. Ein guter Tipp!

Spannend wird es natür­lich, wenn es ans Eingemachte geht. Wie ist der Schwede, die Schwedin so, was mögen sie, wor­auf legen sie Wert? Darauf, dass man Danke sagt, immer und über­all. Tack! Tack! Tusen Tack! Und die Schweden ste­hen schein­bar gern Schlange: Gute Gelegenheit für ein Schwätzchen oder zum Telefonieren. Hm, das kommt mir Schwedisch vor …

Schön ist auch die Liste der Dinge, die man mal getan haben soll­te, wenn man in Schweden ist. Dafür muss man auch nicht gleich aus­wan­dern. Zum Beispiel ver­go­re­nen Fisch essen (Surströming), Lördagsgodis kau­fen, eine schwe­di­sche Fahne auf­stel­len, Kubb spie­len… Lördagsgodis? Das sind die „Samstagssüßigkeiten“. Noch ein paar net­te schwe­di­sche Wörter: Dagmamma, Nummerlapp, Försäkringskassa, Handikappersättning, Medborgarskola. Na, was heißt das?

Die Seitenzahlen muss man erst mal suchen, die gibt es nur auf jeder zwei­ten Seite, oben ein­band­mit­tig, aber das wird die Zielgruppe die­ses Buches nicht wei­ter stö­ren, denn das, was sie von dem Text erwar­ten, bekom­men sie auch: nütz­li­che Informationen zum Einwandern, Leben und Arbeiten in Schweden.

Und zuletzt, wie ange­kün­digt, noch ein Wort zum Wetter: Vielleicht ist es der Schnee, der Winter, der uns gera­de so fest im Griff hat, auf jeden Fall fra­ge ich mich: Wie ist das Wetter in Schweden? Das wür­de mich als Auswanderin* auch inter­es­sie­ren. Da ich im Buch kei­ne Antwort dar­auf fin­den konn­te, habe ich Ricarda Essrich danach (und nach eini­gen ande­ren Dingen) gefragt:

1. Wie ist das Wetter in Schweden – ver­gli­chen mit dem in Deutschland?

Es gibt nahe­zu kei­nen Frühling; es ist sehr lan­ge  trist und grau und braun; dann wird es schlag­ar­tig Sommer. Die Sommer sind meist schön son­nig, mit Temperaturen bis zu 30 Grad und mehr. Oft kann man bis in den September hin­ein noch sehr schö­ne Tage haben. Die Winter sind schön kalt und schnee­reich; oft aber auch wie hier grau und nass und trist.
In punc­to Wetter kann ich aber nur für Südschweden spre­chen; im Norden sieht es natür­lich ganz anders aus, denn Schweden ist sehr lang. :-)

2. Wie kam die­ses Buch zustande?

Bin dar­an sozu­sa­gen wie die Jungfrau zum Kinde gekom­men. Hatte mich bei dem Verlag als Lektorin für die skan­di­na­vi­schen Titel bewor­ben, als ich hör­te, dass die Titel in Planung sind. Autoren brauch­ten sie dann aber drin­gen­der. Das Lektorat habe ich dann für 4 der ande­ren Titel über­nom­men, den Schweden-Band selbst­ge­schrie­ben. Es gab Strukturvorgaben und ‑vor­schlä­ge, an denen man sich ori­en­tie­ren konn­te. Es gab aber auch Platz für eige­ne Ideen.

3. Wie lan­ge hast Du an dem Buch gearbeitet?

Der Zeitrahmen war sehr eng, offi­zi­el­ler Startschuss war im März, Abgabe schon Mitte Mai. Ich hat­te aller­dings schon im Januar den Vertrag unter­schrie­ben und konn­te daher schon vor­her ein wenig recherchieren.

4. Welche Beziehung hast Du zu Schweden?

Ich rei­se nach Schweden seit ca. 25 Jahren; mei­ne Familie hat ein Ferienhaus an der Westküste, das wir so oft wie mög­lich besu­chen. Schweden ist sozu­sa­gen mei­ne 2. Heimat.

5. Was gefällt Dir an Schweden?

Die Natur vor allem, die Weite der Landschaft. Ruhe. Freundliche, auf­ge­schlos­se­ne Menschen. Das vie­le Licht im Sommer. Und vor allem: das Meer. Manchmal sit­ze ich den gan­zen Tag in mei­nem Lieblingscafé auf dem Steg und las­se die Seele bau­meln, beob­ach­te die Menschen und schaue auf die Boote im Hafen. Das ist für mich Entspannung pur! :-)

Steckbrief:

Ricarda Essrich: Mein neu­es Leben – Schweden
Rat und Reise Verlag 2009
122 Seiten
ISBN: 978–3‑86551–154‑6
14,90 Euro

*Und hier ist das Sternchen: Auswanderin. Ich war leicht irri­tiert bei die­sem Wort, heißt es doch „Auswanderer“. Aber doch nicht „Auswandererin“ …