Der Geisterkutsche auf der Spur: Im Wilden Westen ermittelt Kaktus Kid!

Billy Blaubeer lebt mit sei­ner Tante Barbetta in einem Häuschen drau­ßen in der Prärie. Eines Tages lässt ihn die Tante von drei Nonnen aus Drei Kaktus City abho­len – Billy soll ins Waisenhaus, solan­ge die Tante die Oma in Oklahoma gesund­pflegt (sie hat Beulenfieber). Billy hat aller­dings kei­ne Lust auf das Waisenhaus, er büxt in Drei Kaktus City aus und schleicht sich in einen Wild-West-Wanderzirkus. Dort ret­tet er ein kirsch­ro­tes fre­ches Pferd vor dem zor­ni­gen Zirkusdirektor Pantscho Pontscho – der Beginn einer phä­no­me­na­len Freundschaft und einer bei­spiel­lo­sen Zusammenarbeit, denn Billy will ein Detektivbüro grün­den, und das Pferd Trix soll ihm bei sei­nen Ermittlungen helfen.

Beim Schrotthändler Plunder-Pauly sucht sich Billy sei­ne Detektivausrüstung zusam­men und bekommt gleich noch den Papagei PengPeng geschenkt, der von da an auf Billys Hut hockt. Sitz des Detektivbüros ist Tante Barbettas Häuschen, dort zieht Billy einen Poncho und eine Maske über, um sich zu tar­nen, er wird zu Kaktus Kid … In der Zeitung stößt Billy ali­as Kaktus Kid auf sei­nen ers­ten Fall: In Drei Kaktus City wur­de die bren­nen­de Geisterkutsche wie­der gese­hen! Deren Geheimnis will Billy auf den Grund gehen, doch dabei kommt ihm Gloria Goldstern, die Tochter des Sheriffs von Drei Kaktus City, in die Quere, die eben­falls auf den Spuren der Geisterkutsche ist. Raufen sie sich zusam­men? Lösen sie den Fall?

Tja, so viel zur Geschichte, die im Übrigen im Wilden Westen spielt (als er noch wild war). Vielleicht ist es ja schon auf­ge­fal­len: Der Autor, Bradley Buxbaum, hat eine Vorliebe für Alliterationen. Mit denen wirft er nur so um sich, nicht nur bei den Namen der Figuren. Die Sprache ist bild­haft, blu­mig, ver­spielt, humor­voll und bil­det eine gute Mischung mit der span­nen­den Handlung, sodass es nicht zu grus­lig bzw. zu ernst wird, pas­send für Kinder ab sechs Jahren. Die Illustrationen von Iris Wolfermann sind das Tüpfelchen auf dem i, sie setzt Kaktus Kid mit Haaren so stach­lig wie ein Kaktus, das Pferd Trix, die Männer mit dicken Bäuchen, die Geisterkutsche und wer und was sonst noch alles vor­kommt sehr anspre­chend in Szene, ihr Stil erin­nert mich ein wenig an Ingrid Nymans Pippi-Langstrumpf-Bilder. Billy Blaubeer und Gloria Goldstern sind nicht stark wie Pippi, aber ähn­lich mutig und selbst­be­wusst, zwei Kinderbuchhelden, die sicher noch öfter zusam­men durch die Prärie rei­ten wer­den, um neue Fälle zu lösen.

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Kaktus Kid und die bren­nen­de Geisterkutsche
von Bradley Buxbaum
illus­triert von Iris Wolfermann
ueber­reu­ter 2014
ab 6 Jahren
139 Seiten
ISBN: 978–3‑7641–5023‑5
14,95 Euro

Schwarzenberg von A bis Z

Birgit Ebbert lädt zur Blogparade mit dem Thema „Meine Stadt von A bis Z“ ein, ich habe mir den Kopf über Schwarzenberg zer­bro­chen. Bei man­chen Buchstaben war es kniff­lig, und so habe ich mich ab und zu bei der hie­si­gen Mundart, dem Erzgebirgischen, bedient.

A – Altstadt, Altstadtfest, a nei Gahr (fro­hes neu­es Jahr)
B – Becherberg, Brückenberg, Bertolt-Brecht-Gymnasium, Bermsgrün, Bahnhofsberg, Bärenhöhle, Hans Brockhage (Bildhauer), Jörg Beier (Bildhauer), Marcus Beyer (Boxer)
C – Café am Markt, Crandorf
D – Dionysos, daa­misch (däm­lich, blöd), Dez (Kopf), Dingerich (komi­scher Kerl), drham (daheim, zu Hause), Dus (Dose, Steckdose)
E – Egermannbrücke, Eisenbahnmuseum, Erla
F – Freie Republik Schwarzenberg, Foron, Ralf Alex Fichtner (Maler, Grafiker), Walter Fröbe (Pädagoge, Heimatforscher)
G – Galgenberg, Galerie Rademann, Grünstädtel, Ricco Groß (Biathlet)
H – Hofgarten, Heide, Herrenmühle
I – itze (jetzt)
J – Jägerhaus, Ernst Jünger (Schriftsteller, sei­ne Familie leb­te 1901 bis 1905 in Schwarzenberg)
K – Kunst und Kneipe, Kreuz-Erfindung-Stolln, Kraußpyramide, Krauß-Werke, Friedrich Emil Krauß (Industrieller, Erfinder)
L – Latsch (Schuh)
M – Markt, Meißner Glockenspiel, Mittweida (Fluss)
N – Naturbühne, Neustadt, Neuwelt
O – Oswaldtal, Ottenstein, Ostermarkt, Olympia-Kino (gibt es nicht mehr)
P – Pollermann (Gaststätte), Pöhla
Q – quarzn (rau­chen)
R – Rockelmann, Ritter-Georg-Halle, Rösslberg, Ratskeller, Ringkino, Restaurant Rrush, Elisabeth Rethberg (Sopranistin, ver­brach­te Kindheit und Jugend in Schwarzenberg, sang ab 1922 an der Metropolitan Opera in New York)
S – Schwarzwasser, Stadtschule, Sonnenleithe, Sonnenbad, Stadtbad (gibt es nicht mehr), Straße der Einheit, Stefan-Heym-Denkmal (wegen Stefan Heyms Roman „Schwarzenberg“), Schloss Schwarzenberg, St. Georgenkirche, Stadtbibliothek, Schlosswald, Ernst Schneller (Lehrer, Politiker (SPD, KPD), 1944 ermor­det im KZ Sachsenhausen), Harry Schmidt (Schnitzer)
T – Totenstein, Töpfermarkt, Türmer, Tag der Sachsen (war im September 2013 in Schwarzenberg), Tettauer
U – Unbesetzte Zone (21 Städte und Dörfer der Landkreise Schwarzenberg und Stollberg blie­ben nach dem 8. Mai 1945 sechs Wochen lang „unbe­setzt“)
V – Vorstadt, Vugelbeerbaam, Viadukt
W – Waldbühne, Weihnachtsmarkt, Wildenau
X – (Kreuzchen bei der Wahl zum Europäischen Parlament, zum Kreistag und zum Stadtrat am 25. Mai 2014)
Y – (In und um Schwarzenberg gibt es genug Wald, wo man auch mal mit der Schleuder – Y‑Form! – schie­ßen kann, ohne jeman­dem in die Quere zu kommen)
Z – Zeich (Zeug, Sachen)

Mehr über mei­ne Stadt gibts zu lesen (und zu sehen) auf schwarzenberg-blog.de.
Ein erz­ge­bir­gi­sches Wörterbuch fin­det sich zum Beispiel unter erzgebirgisch.de.

Er ist taub, sie hört: „Blitz ohne Donner“ von Christa Ludwig

Das Buch ist nicht neu, erst­ma­lig ist es 2003 erschie­nen. Es wur­de über­ar­bei­tet, aber Handys kom­men auch in der Ausgabe von 2014 nicht vor, und sie feh­len nicht. Denn es geht nicht um Alltag, son­dern um zwei Dreizehnjährige, die sich ver­lie­ben. Johannes ist taub, Maria liebt und lebt Musik, sie spielt Harfe und Klavier, singt. Verlieben und lie­ben geht auch, wenn einen so was trennt, aber wäh­rend Johannes ein­fach nur mit Maria zusam­men sein will, unter­nimmt Maria alles, um Johannes zu zei­gen, was Musik für sie ist. Ihre Welt.

Die Geschichte beginnt kurz vor den Sommerferien: Maria und ihre Eltern zie­hen in das Haus neben dem, in dem Johannes mit sei­ner Familie – den Eltern und zwei Brüdern – wohnt. Im Garten begeg­nen sich Maria und Johannes zum ers­ten Mal und irgend­wie ist ganz schnell alles klar. Kein Irren, kein Wirren, kein Seufzen, kei­ne furcht­ba­re Ungewissheit, ob er nun auch … ob sie nun auch … Nein, es ist ein Gemeinsam, ein Zusammen, ein Entdecken. Und von Marias Seite ein Suchen danach, wie die Musik zu Johannes kom­men kann, trotz­dem er taub ist. Er spricht, mit dem Mund und mit den Händen, er liest Worte von den Lippen ab. Aber was ist, wenn er in die Disco geht? Wenn Musik so laut ist, dass alles bebt? Wenn Maria für ihn tanzt? Wenn in der Oper die Sänger die Münder weit bewe­gen und die Gesten groß sind, aber kein Ton da ist, für Johannes? Eine Spur Eifersucht gibt es auch, viel Zeit gemein­sam, weil Sommerferien sind. Und Maria bringt Johannes‘ Mutter Sophia zum Reden, wann wur­de Johannes taub, hat er jemals Musik gehört? Sophia sagt Maria noch mehr: dass Johannes ein Glückskind sei und Maria doch auch mal in sei­ne Welt gehen kön­ne, die des Nichthörens oder Andershörens.

Christa Ludwig erzählt die Geschichte direkt, etwas sprö­de, reflek­tiert, poe­tisch, nicht gefäl­lig-locker, der Grundton ist lebens­froh. Also kei­ne schwe­re Kost, son­dern wel­che, die einen zum Grübeln brin­gen kann – aber nicht muss. Schön erzählt, schön zu lesen. Auch wenn ich kei­nen direk­ten Draht zu Marias Suchen und Streben gefun­den habe, aber das mag ande­ren ganz anders gehen.

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Christa Ludwig: Blitz ohne Donner
2. Auflage 2014
Verlag Freies Geistesleben
176 Seiten
ab 13 Jahren
ISBN: 978–3‑7725–2776‑0
16,90 Euro