„Das Geheimnis des Jesus von Nazareth. Eugen Drewermann antwortet jungen Menschen“

„Eugen Drewermann ant­wor­tet jun­gen Menschen“ heißt der Untertitel des Buchs, und damit hat es Folgendes auf sich: Drewermann hielt an einem Gymnasium im Münsterland einen Vortrag zum Thema „Jesus von Nazareth als Befreiung zum Frieden“. Im Religionsunterricht der Oberstufe wur­de dann dar­über dis­ku­tiert, und Lehrer Martin Freytag sam­mel­te Fragen der Schülerinnen und Schüler. Diese stell­te er Eugen Drewermann, der sie in einem mehr­stün­di­gen Gespräch beantwortete.

Herausgekommen ist ein hand­li­ches Buch mit knapp 140 Seiten und rela­tiv enger, nicht all­zu gro­ßer Schrift, das sich – nicht nur – an Jugendliche rich­tet. Es ist in acht Kapitel bzw. Themenkomplexe unter­teilt: „Persönliches, denn Theologie ist Biografie“, „Der jun­ge Jesus: Geburt und frü­he Jahre“, „Das Wirken Jesu: Gleichnisse – Wunder – Bergpredigt“, „Der Kern von allem: Das Reich Gottes und Gottes Sohn“, „Bis zur letz­ten Konsequenz: Jesu Tod am Kreuz“, „Die Entmachtung des Todes: Jesu Auferweckung aus dem Tod“, „Eine ner­vö­se Spannung: Jesus und die Kirche“ sowie „Festhalten an Jesus: Was blei­ben muß“. Die letz­te Kapitelüberschrift zeigt schon, dass im Buch die alte Rechtschreibung ver­wen­det wird, mit „müßt“, „wißt“,„daß“ usw., was unge­wohnt wirkt, aber nicht wei­ter stört.

Eugen Drewermann ist vie­len ein Begriff, er ist Theologe, jedoch kir­chen­kri­tisch und 2005 aus der katho­li­schen Kirche aus­ge­tre­ten. Welche Bedeutung hat Jesus für ihn? Eine Antwort fin­det sich im Buch auf Seite 15: „Ich brau­che die Botschaft Jesu, um mit ihm an einen Gott zu glau­ben, der im Hintergrund die­ser ver­wor­re­nen Welt als Liebe auf­leuch­tet. Ich glau­be durch Jesus an Gott.“ Weiter auf Seite 131: „Was Menschen wirk­lich brau­chen, ist die Anerkennung ihrer Schwäche, die Ernstnahme ihrer Zerbrochenheit, einen güti­gen Umgang mit ihren Unvollkommenheiten. Das ist die gan­ze Botschaft Jesu.“

Wie ist die Jungfrauengeburt zu ver­ste­hen?, Wie fin­det man heu­te Zugang zur Bibel?, Warum wur­de Jesus hin­ge­rich­tet?, Ist Jesus wirk­lich auf­er­stan­den?, Warum sol­len Christen ihr Leben auf Jesus grün­den? – Eugen Drewermanns Ausführungen zu Fragen wie die­sen kom­men nicht wie in den meis­ten Lehrbüchern auf den Punkt gebracht, knapp und bereit zum Auswendiglernen daher. Sie schwei­fen auch mal aus und bie­ten Stoff zum Nachdenken und Diskutieren, denn Drewermanns Bibelauslegung ist durch­aus kon­tro­vers. Und sehr lesens­wert, wie ich finde.

Das Geheimnis des Jesus von Nazareth. Eugen Drewermann ant­wor­tet jun­gen Menschen
141 Seiten
2018 Patmos Verlag
ISBN 978–3‑8436–1080‑3
12 Euro

„Elie Wiesel. Erinnerungen eines Weggefährten“ von Reinhold Boschki

2018 wäre Elie Wiesel neun­zig gewor­den, aus dem Anlass erschien die­ses Buch. Der Autor, Reinhold Boschki, ist katho­li­scher Theologe Jahrgang 1961. Als Student traf er Elie Wiesel 1986 zum ers­ten Mal, danach noch vie­le wei­te­re Male, er bezeich­net Elie Wiesel als sei­nen Lehrer. Im Buch gibt er einen Einblick in Wiesels Leben und Werk, schil­dert Begegnungen mit ihm.

1928 wur­de Elie Wiesel in Sighet in Siebenbürgen gebo­ren, 1944 mit sei­ner Familie nach Auschwitz depor­tiert, sei­ne Eltern und die jün­ge­re Schwester wur­den im Konzentrationslager ermor­det. Nach der Befreiung leb­te Elie Wiesel erst in Frankreich, dann in den USA. Er arbei­te­te als Journalist, schrieb Bücher und lehr­te an Universitäten in den USA Philosophie, Judaistik und Literatur. 1986 bekam er den Friedensnobelpreis, 2016 starb er.

Für das Erinnern und für Solidarität, gegen das Vergessen und gegen Gleichgültigkeit hat Elie Wiesel geschrie­ben, Vorträge gehal­ten, gelehrt, gere­det, das neh­me ich aus Boschkis Buch mit. Da Wiesel nun nicht mehr lebt, ist es umso wich­ti­ger, auf ihn und auf sei­ne Bücher wei­ter auf­merk­sam und neu­gie­rig zu machen, und das schafft Reinhold Boschki mit sei­nen „Erinnerungen eines Weggefährten“. Im Anhang fin­det sich neben einer Kurzbiografie Elie Wiesels auch ein Überlick über sei­ne Werke: Autobiografien, Romane/Dramen, Essaysammlungen sowie biblisch-tal­mu­disch-chas­si­di­sche Schriften. Egal, womit man anfängt, die Hauptsache ist: Niemals vergessen.

Reinhold Boschki: Elie Wiesel – ein Leben gegen das Vergessen. Erinnerungen eines Weggefährten
158 Seiten
2018 Patmos Verlag
ISBN 978–3‑8436–1079‑7
16 Euro

„Redeangst überwinden“ von Uwe Hampel

Tja, so ist es manch­mal, ich hat­te bei „Redeangst über­win­den“ ein ande­res Buch erwar­tet. Das ging gleich mit dem Begriff Redeangst los. Ich dach­te an Lampenfieber, also wenn man vor einer Rede im Familienkreis oder einer Präsentation in der Arbeit auf­ge­regt, ner­vös usw. ist. Da redet man trotz­dem und es funk­tio­niert irgend­wie. Uwe Hampel meint die Redeangst, die einen außer Gefecht setzt, bei der gar nichts mehr geht.

Wenn das der Fall ist, sind Denken und Fühlen nicht im Einklang, so der Autor, und die­sen Ansatz erläu­tert er und bie­tet Übungen an, die dabei hel­fen sol­len, von Redeangst zu Redespaß zu kom­men. Das Buch hat knapp 190 Seiten, kei­ne Bilder, ein wenig wird es durch farb­lich her­vor­ge­ho­be­ne Kästen auf­ge­lo­ckert, in denen kur­ze Zusammenfassungen und die Übungen ste­hen. Hampel spricht die Leserin, den Leser direkt an und siezt sie. Am Anfang erzählt er ein paar Beispielgeschichten, alle mit männ­li­chen Protagonisten, und auch sonst ist es immer der Klient, der Experte, der Therapeut, der Politiker, der Professor. Kann man so machen, aber das lässt sich aus­ge­wo­ge­ner gestalten.

Das Buch liest sich zügig, die Übungen neh­men sicher eini­ge Zeit in Anspruch, wenn man sie direkt pro­biert. Ich fin­de es schwie­rig, den Inhalt auf den Punkt zu brin­gen und Uwe Hampels Strategie gegen Redeangst kon­kret zu benen­nen. Anhaltspunkte sind: nicht auf Probleme und Symptome fokus­sie­ren, son­dern auf die Lösung; es ist nicht nötig, sich mit der Vergangenheit zu beschäf­tig­ten, um Redeangst auf­zu­lö­sen; Probleme las­sen sich durch neue Impulse fürs Gehirn lösen usw.

Hilft das Buch mit sei­nen Erklärungen und Übungen, Redeangst zu über­win­den? Das ist pau­schal nicht zu beant­wor­ten, der Autor schreibt selbst, dass sich sei­ne Behandlungsstrategie als Coach nach der jewei­li­gen Person rich­tet, also sub­jek­tiv ist. Fest steht, dass es nichts bringt, das Buch nur durch­zu­le­sen, man muss die Übungen auch machen. Denn auf der ratio­na­len Ebene lässt sich laut Hampel nicht rela­tiv ein­fach und schnell etwas gegen Redeangst aus­rich­ten, er setzt beim Fühlen, Körperlichen an. Und das hat­te ich oben schon erwähnt: Denken und Fühlen müs­sen laut Hampel im Einklang sein, dann hat die Redeangst kei­ne Chance.

Uwe Hampel: Redeangst über­win­den. Gelassen und sicher präsentieren
Lektorat: Annette Gillich-Beltz
190 Seiten
2018 humboldt
ISBN: 978–3‑86910–671‑7
14,99 Euro