Manchmal braucht es wenig, damit ein Buch einen fängt, und bei dieser Tove-Jansson-Biografie reichte schon das Bild auf dem Cover. Das war also Tove Jansson, sieht sie nicht umwerfend aus? Dieses Gesicht ist voller Leben und irgendwie verschmitzt, ich finde, da steckt viel Pippi Langstrumpf drin. Jedenfalls war ich neugierig: Wer war diese Frau?
Als Kind und später wieder las ich die Mumin-Bücher, durch die Geschichten aus dem Mumintal wurde Tove Jansson weltberühmt. Letztes Jahr, 2014, hätte sie ihren 100. Geburtstag gefeiert, logisch, dass aus diesem Anlass eine Biografie erschien. Geschrieben hat sie die finnische Kunsthistorikerin und Autorin Tuula Karjalainen, die mit Leuten sprach, die Tove Jansson kannten, und natürlich ihre Briefe, Notizbücher, Werke heranzog. Herausgekommen ist eine 350-Seiten-Biografie, die einen fesselt, die auf Quellen fußt, sich aber nicht darin verliert, die einfach lebendig ist.
Es war gar nicht leicht, das Buch aus der Hand zu legen, nachdem die letzte Seite umgeblättert war, dieses Leben hat mich fasziniert. Tove Jansson wurde 1914 geboren, sie lebte in Finnland, Helsinki, sprach und schrieb jedoch Schwedisch. Ihre Eltern waren Künstler, der finnlandschwedische Vater Bildhauer, die schwedische Mutter Illustratorin. Tove Jansson arbeitete zunächst als Malerin, Grafikerin, Karikaturistin. Erst deutlich später begann sie zu schreiben, ihr erstes Mumin-Buch erschien 1945, das letzte 1980, natürlich stammten die Illustrationen auch von ihr. Von 1952 bis 1959 zeichnete sie für die Londoner Zeitung The Evening News Mumin-Comics, die für Erwachsene gedacht waren, sechs pro Woche. Ab 1968 schrieb sie Erzählungen und Romane.
Das Buch liest sich gut, weil die Schrift ordentlich groß ist, nicht zu groß, aber vor allem nicht so klein wie in manchen Biografien, in denen so viel wie möglich auf die ohnehin schon sehr zahlreichen Seiten gepresst wird. Das Buch liest sich gut, weil es viele Bilder enthält: Fotos von Tove Jansson und von Menschen, die ihr wichtig waren, Werke von Tove Jansson – Gemälde, Comics, Karikaturen, Wandbilder, Selbstporträts. Und das Buch liest sich gut, weil die Verfasserin ausgewogen auf Tove Janssons Arbeit und Werk, Leben und Zeit eingeht, als Einheit sieht und zeigt: die Kindheit in der Künstlerfamilie, die Jugend in der Kriegszeit, die Entwicklung als Malerin, die Mumins, die Männer und die Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä. Die Biografin hat sich tief mit Tove Jansson und ihrem Leben auseinandergesetzt und bringt einem den Menschen und die Künstlerin nahe, aber sie geht nicht zu weit, sie lässt Tove Jansson eine Privatsphäre, wird nicht zu intim.
Besonders spannend fand ich, dass Tove Jansson sich selbst und Menschen, die sie liebte, ins Mumintal geschrieben hat, teils ist das wohl recht eindeutig: die Mutter, den Vater, die Lebensgefährtin … Das muss man natürlich nicht wissen, wenn man die Muminbücher liest, aber ich empfinde es als Bereicherung, das zu wissen. Eine Bereicherung – das gilt überhaupt für dieses Buch, für die Biografie dieser faszinierenden Frau und vielseitigen Künstlerin.
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Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biografie
Aus dem Finnischen von Anke Michler-Janhunen und Regine Pirschel
1. Auflage 2014
Hardcover
352 Seiten
ISBN: 978–3‑8251–7900‑7
Urachhaus
36 Euro