„Krabbentaucherkacke! Oder: Ein Sommer auf Lumpensand“ von Ina Rometsch und Martin Verg

„Krabbentaucherkacke!“ spielt in den Sommerferien auf einer Insel in der Nordsee, auf Lumpensand, und ja, ich habe gegoo­gelt und – Überraschung! – eine Insel die­sen Namens gibt es nicht. Überhaupt haben auch man­che Personen im Buch lus­ti­ge Namen, Dark Dönnerschlach und Arfst Okke Labersen, um nur zwei zu nen­nen. Die Hauptperson ist der zwölf­jäh­ri­ge Max Lüders, der auf Lumpensand lebt und in der Vogelschutzstation auf der Insel in den Ferien ein Praktikum macht. Leiter der Vogelschutzstation ist bereits erwähn­ter Dark Dönnerschlach, und ein aktu­el­les Forschungsprojekt dreht sich um eine Kolonie von Krabbentauchern (nied­li­che Vögel!), die mehr­mals täg­lich die Insel, Gebäude wie Menschen, mit „Schietstürmen“ überziehen.

Max sam­melt also in den Ferien Vogelkacke und fin­det das sogar toll. Er bekommt bald Gesellschaft von sei­nem Freund Nicola Mustermann aus Hamburg, der in einer Band singt und stän­dig Songs schreibt und damit leben muss, dass sich alle Welt über sei­nen ver­meint­li­chen Mädchen-Vornamen lus­tig macht. Wenig spä­ter kommt noch Dark Dönnerschlachs Nichte Valentine Uhudel aus Wien dazu. Gut, dass Max die bei­den zur Seite hat, denn in der Vogelschutzstation pas­sie­ren merk­wür­di­ge Dinge und der Inselblogger Arfst Okke Labersen ver­däch­tigt Max …

„Krabbentaucherkacke!“ ist eine run­de Sache, von der ers­ten bis zur letz­ten Seite, innen wie außen. Schmissiger Titel, ein hel­les, wit­zi­ges Cover und eine span­nen­de Geschichte – unter ande­rem mit einem Songwettbewerb, einem geheim­nis­vol­len Aufsatz, einem ver­schwun­de­nen Testament und kri­mi­nel­len Erwachsenen. Alles greift inein­an­der, die Figuren sind gut gezeich­net, die 224 Seiten lesen sich weg wie nichts. Viele Bücher schwä­cheln zum Ende hin, „Krabbentaucherkacke!“ nicht. Ein super Buch!

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Ina Rometsch & Martin Verg: Krabbentaucherkacke! Oder: Ein Sommer auf Lumpensand
Illustrationen von Ina Hattenhauer
224 Seiten
ab 10 Jahren
ueber­reu­ter 2016
ISBN: 978–3‑7641–5080‑8
12,95 Euro

„Anna, Anton, Augenstern“ von Kristina Dumas und Ina Worms

Ein Buch zum Thema Namenswahl, wo fängt man da an und wo hört man auf? Nicht ganz leicht, fin­de ich, aber Kristina Dumas und Ina Worms ist das in „Anna, Anton, Augenstern“ wun­der­bar gelun­gen. Los geht es mit zwei Babys, die gera­de auf die Welt gekom­men sind und einen Namen brau­chen, ein Mädchen und ein Junge. Die Eltern ent­schei­den sich für Anna und Anton, und die bei­den Kinder tau­chen dann immer wie­der im Buch auf. Ebenso ein Hund namens Kito, der kom­men­tiert, Fragen stellt oder auch mal nichts sagt.

Die Texte sind eher kurz und in gro­ßer Schrift, die Bilder wir­ken gar nicht sach­buch­mä­ßig, son­dern sehen nach Wimmelbuch aus, sind aber des­we­gen nicht weni­ger auf­schluss­reich. Ganz ver­schie­de­ne Aspekte wer­den beleuch­tet, war­um der Vorname so ein Schwergewicht ist, wer bei der Namenswahl alles sei­nen Senf dazu­gibt, woher die Vornamen stam­men kön­nen, dass sie sich nach Mode und Geschmack rich­ten, Bezug zu einer Region, zur Religion usw. haben können …

Erwähnung fin­den außer­dem Spitznamen und die Tatsache, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz man­che Vornamen nicht erlaubt sind. Der Untertitel „… wie man auf der gan­zen Welt zu sei­nem Namen kommt“ ver­rät schon, dass der Blick über den Tellerrand geht – mit Namensvorbildern aus aller Welt und der Namensfindung kon­kret bei den Inuit, den Lakota und in Island.

„Anna, Anton, Augenstern“ ist infor­ma­tiv, aber nicht über­la­den, die Bilder sind über­sicht­lich und ein­fach schön anzu­schau­en, kurz­um: Das Buch ist eine sehr gute Wahl, wenn Kinder mehr über Vornamen erfah­ren wollen.

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Anna, Anton, Augenstern
oder wie man auf der gan­zen Welt zu sei­nem Namen kommt

Text: Kristina Dumas, Illustrationen: Ina Worms
32 Seiten
ab 5 Jahren
annet­te betz 2016
ISBN: 978–3‑219–11676‑2
12,95 Euro

Katie Cotton und Stephen Walton: „Löwen zählen“

Diese wun­der­ba­ren Bilder. Zuerst denkt man, dass es Fotos sind. Aber es sind Zeichnungen. Schwarz-weiß und so leben­dig und vol­ler Kraft, so unmit­tel­bar, wie es Fotos viel­leicht gar nicht sein kön­nen. Die Bilder sind von Stephen Walton, der Fotos als Vorlage für sei­ne Zeichnungen nimmt, er zeich­net mit Kohle, dazu gibt es bei YouTube ein Video, das ich unten ver­linkt habe, zu sehen ist dar­in, wie der Löwe auf dem Buchcover ent­steht. Stephen Walton zeich­net die Tiere Strich für Strich, in Schichten, und das Ergebnis ist wirk­lich umwer­fend. Man will die Tiere anfas­sen, man fasst die Tiere an, aber es bleibt natür­lich Papier. Dennoch, die Bilder wir­ken. Auch durch ihre schie­re Größe, das Buch ist 28 x 34 cm groß.

Das Vorwort stammt von Virginia McKenna, einer bri­ti­schen Schauspielerin und Tierschützerin, die sich vor allem für Wildtiere enga­giert. Viele Wildtierarten sind bedroht, führt sie aus, bei den meis­ten neh­men die Zahlen immer mehr ab, teils dra­ma­tisch, als Beispiel nennt sie die Afrikanischen Elefanten. Und so zäh­len wir in die­sem Bilderbuch Wildtiere: ein Löwe, zwei Gorillas, drei Giraffen … Doch gezählt wird von 1 bis 10 und nicht von 10 abwärts, und das ist ein Funken Optimismus, ein Stückchen Hoffnung.

Manche Tiere schau­en einen direkt an. Bei vie­len sind Jungtiere dabei. Wenn man weiß, dass Lebensräume bedroht sind und Wildtiere gejagt wer­den, ob als Trophäe oder weil Teile von ihnen zu Geld gemacht wer­den, sieht man die Bilder noch mal anders als ein Kind, man sieht nicht nur die stol­zen schö­nen Tiere, son­dern denkt auch dar­an, was der Mensch die­sen Tieren antut.

Jedes Tier von 1 bis 10 hat eine Doppelseite, groß steht oben „Ein Löwe“, „Zwei Gorillas“ usw. und dar­un­ter oder dane­ben ein kur­zer Text, ein Einblick in das Leben die­ser Tiere, aber nicht lexi­kon­ein­trags­mä­ßig, son­dern eine Spur poe­tisch. Die Textfarbe ist oran­ge, ein blas­ses Orange, nur die Überschrift strahlt. Die Kohlezeichnungen und die Textfarbe pas­sen gut zusam­men, im Mittelpunkt ste­hen die Tiere, der Text hält sich farb­lich zurück, über­trumpft die Bilder nicht.

Im Anhang fin­den sich noch kur­ze Porträts zu den zehn Tierarten, der Schutzstatus ist jeweils erwähnt, von nicht gefähr­det bis stark gefähr­det. Über Stephen Walton, Katie Cotton und Virginia McKenna gibt es eini­ge Informationen und zudem für alle, die wei­ter­le­sen und sich viel­leicht auch selbst enga­gie­ren wol­len, Links zu Organisationen wie BUND, Nabu, Greenpeace, WWF.

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Löwen zäh­len. Tiere der Wildnis ganz nah
Text: Katie Cotton, Zeichnungen: Stephen Walton, Vorwort: Virginia McKenna
Aus dem Englischen von Brigitte Elbe, Originaltitel: Counting Lions
32 Seiten
ab 5 Jahren
Verlag Freies Geistesleben 2016
ISBN: 978–3‑7725–2790‑6
19,90 Euro