Layne Mosler: „Taxi Gourmet“

Und wie­der mal war es das Cover, das mich neu­gie­rig gemacht hat: wei­ßer Hintergrund, in der Mitte ein gel­ber Teller, auf des­sen Rand ein Auto fährt und außer­dem Wahrzeichen ver­schie­de­ner Städte ste­hen, gespickt mit Essen: einer Wurst, Chilischoten usw. Ums Essen geht es also und um das Herumkommen in der Welt, das legt auch der Titel „Taxi Gourmet“ nahe. „Auf der Suche nach dem Geschmack des Lebens und der Liebe“, wie der Untertitel heißt, ist Layne Mosler, die sich die Geschichte nicht aus­ge­dacht, son­dern so oder so ähn­lich selbst erlebt hat.

Layne Mosler stammt aus Kalifornien und hat ein Blog namens „Taxi Gourmet“, das ich vor dem Buch nicht kann­te. Das macht aber nichts, das Buch ist auch ohne Blog span­nend, es steht für sich.

„Taxi Gourmet“ ist also die Geschichte einer jun­gen US-Amerikanerin, die nach Buenos Aires ging und dort Tangotanzen lern­te, die es dann aber nach New York und zuletzt nach Berlin zog. Dass das ein „ech­tes Leben“ ist, macht für mich den Reiz des Buches aus, es ist gera­de kein Roman und auch kei­ne Biografie einer irgend­wie berühm­ten Persönlichkeit. Das öff­net Tür und Tor, sich mit Layne Mosler, die in der Ich-Form erzählt, bis zu einem gewis­sen Grad zu iden­ti­fi­zie­ren oder zu stau­nen, was sie sich traut, so absol­vier­te sie in New York eine Ausbildung zur Taxifahrerin und fuhr dann auch tat­säch­lich. Und selbst wer noch nie in New York war, wird eine Vorstellung von die­ser Stadt haben und davon, dass es kein Zuckerschlecken sein kann, dort als Taxifahrerin unter­wegs zu sein.

In Buenos Aires hat­te Layne Mosler sich noch dar­auf beschränkt, in Taxis mit­zu­fah­ren, und ein­mal bat sie einen Fahrer, sie zu sei­nem Lieblingsrestaurant zu fah­ren – die ers­te von vie­len Taxifahrten auf der Suche nach gutem Essen und zugleich die Geburtsstunde von „Taxi Gourmet“ … Um die Liebe geht es eben­falls, um Begegnungen mit Leuten in den drei Städten, um die Städte selbst. Das liest sich süf­fig, ist fes­selnd und auch mal berüh­rend. Das Buch ist mit über 400 Seiten kein Leichtgewicht, aber kei­nes­falls schwe­re Kost. Und hat mit Sicherheit schon etli­che Leute zur Nachahmung ange­regt, in den ver­schie­dens­ten Ländern und Städten …

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Layne Mosler: Taxi Gourmet. Auf der Suche nach dem Geschmack des Lebens und der Liebe
Aus dem Amerikanischen von Sabine Thiele
416 Seiten
Droemer TB 2016
ISBN: 978–3‑426–30109‑8
14,99 Euro

„Wenn der Kopf hinausgeht, ganz weit fort. Wie Menschen mit Demenz das Leben sehen“

Die Herausgeberinnen die­ses Buches, Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs, haben über ein Jahr lang immer wie­der Menschen mit Demenz in drei Pflegeheimen in Baden-Württemberg besucht. Sie haben mit ihnen gere­det, Fotos gemacht, zuge­hört. Und eini­ge Gespräche, Äußerungen, Fotos, Zettel haben sie auf 136 Seiten auf sehr anspre­chen­de Art und Weise – mit der Schrift in Rot und Schwarz, ver­schie­de­nen Schrifttypen und ‑grö­ßen – versammelt.

Demenz ist längst ein Thema, über das man nicht nur in Apothekenzeitschriften liest. Es wer­den sogar Romane dar­über geschrie­ben. In vie­len, viel­leicht den meis­ten Familien gibt es jeman­den, die oder der von Demenz betrof­fen ist. Wie sich die Demenz ent­wi­ckelt, ist sicher indi­vi­du­ell ganz ver­schie­den, aber wie bei jeder Krankheit exis­tie­ren Gemeinsamkeiten. Und so geht es in die­sem Buch von Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs zwar um ganz bestimm­te Menschen, die zu einer bestimm­ten Zeit etwas geäu­ßert haben, aber Angehörige von Demenzkranken wer­den eini­ges wie­der­erken­nen und Leserinnen und Leser, für die das Thema Demenz Neuland ist, bekom­men einen guten Einblick.

Für mich ist die Botschaft die­ses Buches, dass man sich, wenn man mit Demenzkranken zu tun hat, ohne Vorurteile und offen auf sie ein­las­sen soll­te. Die Demenz ver­än­dert die­se Menschen, aber sie sind nach wie vor da, mit allem Denken und Fühlen. Mich hat im Buch bei­spiels­wei­se eine Szene sehr berührt, als ein Herr Scholz den Schneewalzer singt. Wenn vie­les ande­re längst ver­ges­sen ist, blei­ben oft noch die Lieder.

Zum Buch gehört eine CD mit dem Titel „Bruchstücke“ mit Aufnahmen aus den Pflegeheimen sowie Gedichten von Tobias Gralke. Das Buch und die CD sind lesens- und hörens­wert, und wahr­schein­lich war es längst über­fäl­lig, dass mal nicht über Menschen mit Demenz geschrie­ben wur­de, son­dern sie selbst zu Wort kamen.

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Kathrin Feldhaus und Margarethe Mehring-Fuchs: Wenn der Kopf hin­aus­geht, ganz weit fort. Wie Menschen mit Demenz das Leben sehen
Herausgegeben von der Veronika-Stiftung
136 Seiten
mit Audio-CD
Patmos 2016
ISBN: 978–3‑8436–0706‑3
16,99 Euro

Gina Mayer: „Theo und Oleander und der unsichtbare Mops“

Theo bekommt eine Fünf in Mathe und steckt das wesent­lich locke­rer weg als sei­ne Eltern. Die sto­cken kur­zer­hand die Mathe-Nachhilfe von ein Mal pro Woche auf drei Mal auf, und das soll so blei­ben, bis Theo eine Drei schreibt. Dummerweise kann Theo des­we­gen nicht mehr zum Fußball und der Nachhilfelehrer wech­selt auch, Herr Oleander von neben­an soll nun mit Theo Mathe pauken.

Wie lang­wei­lig, könn­te man jetzt den­ken, Mathe, Nachhilfe, was soll das wer­den, ein Kinderbuch zum Weglegen? Keine Angst, das Buch ist von der ers­ten bis zur letz­ten Seite span­nend, lus­tig, über­ra­schend, es liest sich feder­leicht mit Sogwirkung, man kommt gar nicht weg davon. Das liegt an der Geschichte, an der Erzählweise und an den Figuren, die alle gleich­zei­tig boden­stän­dig und ein biss­chen durch­ge­knallt sind, wozu die Illustrationen von Pe Grigo, die sich durch das gan­ze Buch zie­hen, per­fekt passen.

Herr Oleander lebt mit Frau Oleander zusam­men, die jedoch nicht sei­ne Frau, son­dern sei­ne Schwester ist, Friedegard mit Vornamen, bei­de sind ziem­lich alt, aber wie alt, kann Theo nicht schät­zen, Erwachsene halt. Herr und Frau Oleander haben einen Mops namens Roswitha (yes!) und einen Untermieter, den Mathe-Studenten Tobias. Ja, und man ahnt es viel­leicht schon, statt Mathe-Nachhilfe gibt es ein rasan­tes Abenteuer – Friedegard Oleander wird ent­führt und Theo muss all sei­nen Grips und Mut zusam­men­neh­men, um sie zu ret­ten. Herr Oleander als Mathematiker ist ihm dabei nicht immer eine Hilfe, er ist eben doch eher Theoretiker …

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Gina Mayer: Theo und Oleander und der unsicht­ba­re Mops
Illustrationen von Pe Grigo
144 Seiten
ab 8 Jahren
ueber­reu­ter 2016
ISBN: 978–3‑7641–5087‑7
9,95 Euro