„Burnout. Ein Comic-Tagebuch“ von Maaike Hartjes

Maaike Hartjes ist Comiczeichnerin, Illustratorin und Cartoonistin, zwi­schen gro­ßen Aufträgen wird sie oft krank und schließ­lich kann sie nicht mehr arbei­ten, obwohl sie ihren Job liebt. Sie hat Burnout und braucht ein hal­bes Jahr, um gesund zu wer­den. In die­ser Zeit führt sie ein Tagebuch, genau­er: ein Comic-Tagebuch. Tag für Tag zeich­net und schreibt sie, wie es ihr geht und was sie gemacht hat, das Leben läuft ja wei­ter mit Familie, Freunden, Treffen, Reisen, mit schö­nen und mit trau­ri­gen Ereignissen – und mit etli­chen Versuchen, wie­der zu arbei­ten und Leben und Job in Balance zu brin­gen. Es ist ein Auf und Ab, Verzweifeln und Dranbleiben, ein Hoffen, dass das Burnout end­lich vor­bei ist, und Begreifen, dass es sei­ne Zeit braucht.

Für mich hat das Buch was von einer Schatzkiste, jede Seite ist anders und indi­vi­du­ell gestal­tet, in den Details könn­te man sich glatt ver­lie­ren. Die Seiten haben als Grundfarbe ein dunk­les Beige, das Ruhe rein­bringt und sich pri­ma als Hintergrund eig­net. Maaike Hartjes nutzt die gan­ze Seite, da gibts kei­ne immer­glei­chen Kästen, in die Figuren und Texte ein­ge­sperrt sind. Die Personen sind klei­ne Strichmännchen mit Körper und manch­mal mit Farbe, die Schrift ist eine Art Schreibschrift in Schwarz, die nicht all­zu groß ist, sich aber gut lesen lässt. Farben setzt sie rela­tiv spar­sam ein, dafür klebt sie: Schnipsel und Seiten von diver­sen Papieren, Masking Tape mit unter­schied­lichs­ten Mustern, Anhänger, Eintrittskarten, Etiketten usw.

Ich hab das Buch schon zwei­mal gele­sen bzw. ange­schaut-gele­sen, und dabei bleibt es ver­mut­lich nicht. Ratgeber liest man ja oft ein­mal durch und hat dann das Gefühl, alles zu wis­sen, was man über ein Thema wis­sen muss. Ein Comic ist ein ande­rer Zugang, ein Tagebuch eben­falls. Die Kombination aus bei­dem fin­de ich sehr gelun­gen. Man kann für sich etwas mit­neh­men, ohne dass Empfehlungen gege­ben oder gar Vorschriften gemacht wer­den, man sieht, wie eine Person, die das in Worten und Bildern wun­der­bar aus­drü­cken kann, mit Burnout gekämpft und – Happy End! – gewon­nen hat. Kurzum: ein rich­tig gutes Buch.

Maaike Hartjes: Burnout. Ein Comic-Tagebuch
Aus dem Niederländischen von Bärbel Jänicke
240 Seiten
2019 Patmos Verlag
ISBN 978-3-8436-1195-4
26 Euro

„Unsere einzige Erde“ von Franz Alt mit Fotografien von Helfried Weyer

Vor etli­chen Wochen hat­te ich schon ein­mal begon­nen, das Buch zu lesen. Aber irgend­wie war nicht der rich­ti­ge Zeitpunkt dafür. „Unsere ein­zi­ge Erde“ von Franz Alt mit Fotografien von Helfried Weyer hat Bildbandformat und einen fes­ten Einband, man kann es nicht unbe­dingt über­all mit hin­schlep­pen und lesen, man muss sich, fin­de ich, schon Zeit dafür neh­men. Und die rich­ti­ge Zeit für mich war jetzt.

Wenn man das Buch will­kür­lich auf­schlägt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man eine Seite mit Foto erwischt. Die Aufnahmen zei­gen zum gro­ßen Teil Naturlandschaften, von Fluss über Wüste und Felsgruppe bis Eisberg zu ver­schie­de­nen Tageszeiten. Es sind wun­der­ba­re Bilder, in denen man sich ver­lie­ren kann. Diese Formen und Farben, das Licht. Ein Stück hei­le Welt. Fotografien mit Tieren und Menschen gibt es auch, alle­samt wir­ken sie recht idyl­lisch, zei­gen nicht die Zerstörung, son­dern die Schönheit.

Doch ein­fach so zum Durchblättern ist das Buch nicht, denn da ist noch der Text von Franz Alt, in drei Teile geglie­dert: „Die Herausforderung der Gegenwart“, „Die Lehren der Vergangenheit“ und „Liebeserklärung an die Zukunft“. Der Inhalt lässt sich zum Beispiel so zusam­men­fas­sen: Die Menschen zer­stö­ren die Erde. Indem die Menschen die Erde zer­stö­ren, zer­stö­ren sie ihre Lebensgrundlage und letzt­end­lich auch sich selbst. Die Menschen kön­nen das noch ändern, unter ande­rem, indem sie viel mehr auf erneu­er­ba­re Energien – vor allem Sonnenenergie – set­zen und nicht wei­ter gegen die Natur anar­bei­ten, son­dern „Frieden mit der Natur“ schlie­ßen. Das ver­bin­det der Autor mit der Bibel, der Schöpfungsgeschichte und vor allem Jesus, dem „öko­lo­gi­schen Jesus“.

Der Vorteil einer sol­chen Zusammenfassung ist, dass sie etwas auf den Punkt bringt. Der Nachteil besteht dar­in, dass etwas auf den Punkt gebracht wird, was doch recht viel­ge­stal­tig und kom­plex ist und was Franz Alt so in Worte fasst, dass es berührt und anregt, sich Gedanken zu machen oder viel­leicht sogar etwas anzu­pa­cken. Wir wis­sen ja alle, dass es um die Welt nicht zum Besten steht, und ver­mut­lich ist es der leich­tes­te Weg, den Kopf in den Sand zu ste­cken und das so gut es geht zu igno­rie­ren. Der Autor schaut nicht weg, und den­noch bleibt er opti­mis­tisch: „Alle Probleme, die Menschen geschaf­fen haben, sind auch von Menschen lös­bar. Das ist ein­fach logisch, schöp­fungs­lo­gisch“, schreibt er. Wenn das kein gutes Schlusswort ist …

Unsere ein­zi­ge Erde. Eine Liebeserklärung an die Zukunft
Text: Franz Alt, Fotografien: Helfried Weyer
144 Seiten
2019 Patmos Verlag
ISBN 978-3-8436-1140-4
28 Euro

„Pass auf!“ von Silvia Borando

Die Geschichte kommt tat­säch­lich gänz­lich ohne Worte aus, nie­mand sagt etwas, nie­mand erzählt etwas. Man sieht es auf dem Cover: Die Farben und Formen sind ein­fach und klar, die Bilder über­sicht­lich und schnell zu erfas­sen. Es gibt bloß zwei Szenarien: den Blick von drau­ßen auf ein klei­nes Haus, genau­er: auf ein hell erleuch­te­tes Fenster – und den Blick von drin­nen auf einen klei­nen, kah­len Baum im Schnee. Es schneit, und am Fenster sit­zen zwei Kinder und schau­en hin­aus zum Baum. Im Wechsel sieht man die Gesichter der Kinder und den Baum. Am Baum tut sich was, ein Vogel taucht auf. Und dann noch ande­re Tiere. Klingt lang­wei­lig? Ist es nicht. Es ist qua­si Fenstertheater, fast ein Fensterkrimi. Was sich drau­ßen abspielt, darf natür­lich nicht ver­ra­ten wer­den. Nur so viel: Wie sich mit weni­gen gestal­te­ri­schen Mitteln und, wie bereits erwähnt, ganz ohne Worte eine fes­seln­de Bildergeschichte ent­wi­ckelt, ist echt faszinierend.

Das Buch hat natür­lich doch eini­ge weni­ge Worte, und zwar die, die auf dem Einband ste­hen – Autorin, Titel, Verlag, Klappentext. Es ist klein und fein, wun­der­bar für den Winter.

Silvia Borando: Pass auf!
Originaltitel: Guarda fuori
44 Seiten
ab 3 Jahren
2019 Verlag Freies Geistesleben
ISBN 978-3-7725-2921-4
14 Euro