„Hier gibt’s Monster!“ von Guido van Genechten

Jedes Kind weiß, dass (Kinderbuch-)Monster ganz nett sein kön­nen, aber ein biss­chen gru­seln ist ja auch schön, also bie­tet Guido van Genechten in „Hier gibt’s Monster!“ die per­fek­te Mischung aus nett und gruselig.

Auf dem Einband und den ers­ten Seiten fal­len jede Menge (Warn-)Schilder und Spruchwolken ins Auge: „Stop“, „Nichts für Feiglinge“, „Eigentlich kannst du jeder­zeit auf­hö­ren“, „Hast du Bammel?“ usw., wenn das kei­ne pas­sen­de Einstimmung ist! Lila, rosa, grün, blau und auch mal schwarz ist der Hintergrund im Buch, alles, bloß nicht weiß. Im Mittelpunkt ste­hen aqua­rel­li­ge Monster, jedes in einer ande­ren Farbe. Los geht es mit Mini-Monstern, dann kom­men grö­ße­re: ein Stinke-Monster, eins, das laut schreit, ein Schleim-Monster und zum Schluss eins, das einem qua­si ins Gesicht springt, ein Aufklapp-Monster.

Jedes Monster wird auf der vor­her­ge­hen­den Seite, vor dem Umblättern, ange­kün­digt, so steigt die Spannung, aber man ist auch schon gewapp­net. Eine Ankündigung sieht zum Beispiel so aus: „Bevor wir wei­ter­ma­chen: Am bes­ten die Nase zuhal­ten (oder eine Wäschklammer benut­zen). Bereit?“ Es folgt das Stinke-Monster.

Und ja, so rich­tig unheim­lich sehen die Monster nicht aus, eigent­lich ganz nied­lich und eben nett. Auf der Rückseite des Buchs sind eini­ge sogar mit Kopfbild und Namen zu fin­den, das Stinke-Monster ent­puppt sich bei­spiels­wei­se als Prof. Odor.

Wer alle Seiten und Monster gemeis­tert hat, gelangt am Ende zur Tapferkeitsurkunde zum Bestehen der Monsterprüfung, hier kann die Heldin oder der Held ihren/seinen Namen ein­tra­gen. Ein sehr schö­nes Bilderbuch, das zum Mitmachen ein­lädt, zum Etwasgruseln, Tapfersein und Spaßhaben.

Guido van Genechten: Hier gibt’s Monster!
Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik
Lektorat: Christiane Lawall
32 Seiten
ab 4 Jahren
annet­te betz 2017
ISBN: 978-3-219-11747-9
16,95 Euro

„Der weltbeste Detektiv“ von Caroline Carlson

Toby Montrose ist die letz­ten drei Jahre von einem Verwandten zum ande­ren gereicht wor­den, um zuletzt bei sei­nem Onkel Gabriel zu lan­den, der Privatdetektiv ist und in der Schnüfflergasse in Colebridge lebt. Dort woh­nen nur Detektive, dar­un­ter der gro­ße und berühm­te Hugo Abercrombie, der vor Jahren den berüch­tig­ten Halsabschneider stell­te und längst der Held sei­ner eige­nen Detektivzeitschrift „Sphinx“ ist.

Seit sei­ne Eltern vor drei Jahren ver­schwun­den sind und für tot erklärt wur­den, fühlt Toby sich vom Unglück ver­folgt. Da Onkel Gabriel kaum Aufträge hat und die Rechnungen sich sta­peln, sieht Toby sich schon im Waisenhaus, gibt es doch kei­nen Verwandten mehr, zu dem er noch abge­scho­ben wer­den könn­te. Als Onkel Gabriel einen Brief von Hugo Abercrombie bekommt, eine Einladung zu einem Wettbewerb, bei dem in einer klei­nen Runde Abercrombies Nachfolger als „welt­bes­ter Detektiv“ ermit­telt wer­den soll, hat Toby wie­der Hoffnung, denn die Person, die den gestell­ten Fall zuerst löst, soll auch 10 000 Pfund bekom­men. Genug Geld, um alle Rechnungen zu bezahlen!

Onkel Gabriel nimmt die Einladung nicht an, da er Abercrombie nicht aus­ste­hen kann und an dem Wochenende sowie­so im Ausland ist. Toby setzt also alles dar­an, selbst nach Coleford Manor zu kom­men, wo Hugo Abercrombies Detektivwettbewerb statt­fin­den soll. Es gelingt ihm zwar, aber in dem rie­si­gen Anwesen wird aus dem Spiel schnell Ernst und es gibt eine ech­te Leiche. Wer ist der Mörder? Das ver­su­chen die ein­ge­la­de­nen Detektive her­aus­zu­be­kom­men, Toby eben­so. Leicht ist das nicht, da qua­si jede und jeder unter Verdacht steht. Zum Glück ermit­telt Toby nicht allein, son­dern hat eine „Partnerin in Crime“ an sei­ner Seite, das Mädchen Ivy …

Beim Lesen stellt sich so ein ver­trau­tes Gefühl ein, wie bei Kinderbüchern von Erich Kästner oder Krimis von Agatha Christie: „Der welt­bes­te Detektiv“ spielt in deren Zeit (sie­he Buchcover!), und Caroline Carlson hat die Geschichte – Figuren, Handlung und Schauplätze – ein­fach rich­tig gut hin­be­kom­men: kniff­lig, span­nend, über­ra­schend. Wer nach die­sem Buch noch nicht genug hat von Toby, Ivy und Co. (also ver­mut­lich jede und jeder), kann sich freu­en: Wie’s aus­sieht, geht es wei­ter, denn nach dem Happy End klopft auf der letz­ten Seite schon der nächs­te Fall an die Tür …

Caroline Carlson: Der welt­bes­te Detektiv
Aus dem Amerikanischen von Emily Huggins
Lektorat: Kathleen Neumann
320 Seiten
ab 10 Jahren
ueber­reu­ter 2017
ISBN: 978-3-7641-5130-0
14,95 Euro

„Das Wunderreich von Nirgendwo“ von Ross MacKenzie

Der Anfang erin­nert an „Die unend­li­che Geschichte“: Ein Junge ist auf der Flucht vor einer Bande und schlüpft in einen Laden, in dem es vie­le wun­der­ba­re Dinge zu bestau­nen gibt, ein Mann ihn kri­tisch mus­tert und ein altes Buch ihn magisch anzieht. Der Junge ist Waise, lebt in einem Kinderheim in Glasgow und heißt Daniel Holmes. Der Mann ist Lucien Silver, ein Magier, und das Buch ist das „Buch der Wunder“, mit dem Lucien Silver Tag für Tag neue Räume im Wunderreich von Nirgendwo erschafft, in dem die Schausteller Blut aus Tinte haben und der Fantasie fast kei­ne Grenzen gesetzt sind.

Dass Daniel den magi­schen Laden betre­ten konn­te, obwohl ein Geschlossen-Schild an der Tür hing, ist schon etwas Besonderes. Doch dass er am nächs­ten Tag zurück­kehrt, ist außer­ge­wöhn­lich, und so kommt es, dass Lucien Silver ihn als Lehrling auf­nimmt. Mit dem Laden rei­sen sie durch Raum und Zeit und Daniel erfährt, was es mit dem Buch der Wunder auf sich hat und wer das geis­ter­haf­te Mädchen namens Ellie ist. Natürlich kommt auch die­se Geschichte nicht ohne Bösewicht aus, ein Mann aus Silvers Vergangenheit ver­folgt sie und wird zur töd­li­chen Gefahr für sie und das Wunderreich …

Die Buchidee ist nicht neu, aber gut, so viel steht fest. Die Umsetzung ist aller­dings eher soli­de, Ross MacKenzie lässt die Fantasie nicht wirk­lich vom Zaum, ein letz­ter Funke fehlt, dazu pas­send ist die Sprache recht sprö­de. Doch viel­leicht ist genau das eine Einladung, die eige­ne Fantasie flie­ßen zu las­sen und jenen Funken zu lie­fern – um ein Feuerwerk zu ent­fa­chen, wie es auf dem schö­nen, anspre­chen­den Cover des Buches zu sehen ist.

Ross MacKenzie: Das Wunderreich von Nirgendwo
Aus dem Englischen von Anne Brauner
366 Seiten
ab 11 Jahren
Verlag Freies Geistesleben, 2017
ISBN: 978-3-7725-2799-9
19 Euro